Erhöhtes Prolaktin

Bei ca. 20% aller Frauen ohne Eisprung und/oder normaler Regelblutung findet sich eine Störung des Prolaktinhaushaltes. Die sogenannte Hyperprolaktinämie ist die häufigste Funktionsstörung der Hirnanhangsdrüse (Hypophyse). Auch bei vielen Sterilitätspatientinnen mit einem normalen Zyklus ist der Blutspiegel dieses Hormons erhöht.

Herkunft und Wirkung

Prolaktin wird in der Hirnanhangsdrüse gebildet. Üblicherweise wird es vermehrt in der Stillzeit gebildet und unterstützt dann die Milchproduktion. Bekanntermaßen tritt während der Stillzeit nur sehr selten ein Eisprung auf (Stillen ist jedoch keine sichere Verhütung!). Das Prolaktin stört den Hypothalamus bei der Ausschüttung des GnRH und somit findet auch keine regelrechte Produktion des FSH und des LH statt (Details zu diesen Zusammenhängen finden Sie hier). Somit kommt es bei einem hohen Prolaktin-Spiegel selten zu einer ungestörten Eizellreifung. Vom völligen Ausbleiben des Eisprungs bis hin zur Gelbkörperschwäche kann das Spektrum der resultierenden Störungen reichen.

Symptome

Neben den Zyklusstörungen können auch andere Symptome einen Hinweis auf das Bestehen einer Hyperprolaktinämie geben. In 70% der Fälle wird eine Milchproduktion in der Brust beobachtet, welche jedoch nicht immer spontan, sondern oft nur auf Ausstreichen der Brust hin erkennbar wird. Auch erhöhte männliche Hormone können mit erhöhten Prolaktin-Spiegeln einhergehen. Dies wird zum einen mit den niedrigen Blutspiegeln weiblicher Hormone durch den ausbleibenden Eisprung begründet und zum anderen mit einer Stimulation der Produktion männlicher Hormone in den Nebennieren durch die erhöhten Werte des Prolaktins im Blut.

Häufig vergesellschaftet mit Schilddrüsenstörungen

Des weiteren sind Schilddrüsenunterfunktionen (Hypothyreose) eine häufige Ursache einer Hyperprolaktinämie. Das TRH ist ein Hormon, welches die Hirnanhangsdrüse zur Produktion von TSH anregt, welches wiederum die Schilddrüsenfunktion steuert. Bei einer Hypothyreose kommt es zu einer Zunahme des TRH, weil das Zwischenhirn versucht, die Produktion des TSH und damit die Aktivität der Schilddrüse zu steigern. Als Begleiteffekt reagiert die Hirnanhangsdrüse auf das TRH jedoch nicht nur mit einer vermehrten Ausschüttung von TSH, sondern auch mit einer vermehrten Freisetzung von Prolaktin.

Stress, Medikamente, Tumoren

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Stress kann ebenfalls zu einer Erhöhung der Prolaktinausschüttung führen
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Darüber hinaus sind weitere Gründe für erhöhte Prolaktin-Spiegel bekannt: Es ist ein bekanntes Stresshormon, welches unter körperlicher oder auch seelischer Belastung ansteigt. Bei der Blutabnahme sollte daher auch keine Stresssituation bestehen. Außerdem gibt es eine ganze Anzahl von Medikamenten, welche das Prolaktin erhöhen können.

Ein weiterer (sehr viel seltener) Grund für dann meist sehr stark erhöhte Prolaktinwerte können gutartige Knoten in der Hirnanhangsdrüse sein (Prolaktinome), welche das Prolaktin produzieren, ohne jedoch auf hemmende Faktoren anzusprechen (autonomes Prolaktinom oder Adenom). Diese Knoten haben letztlich meist keinen echten Krankheitswert; können jedoch auch an Größe zunehmen und führen dann gelegentlich durch einen Druck auf den Sehnerv zu Auffälligkeiten bei der Untersuchung des Gesichtsfeldes. Auch andere, meist gutartige Tumoren können eine Hyperprolaktinämie auslösen, obwohl sie das Hormon nicht selbst produzieren. Diese Tumore behindern den Blutzufluss der Hirnanhangsdrüse durch Druck auf den Hypophysenstiel. Dadurch können hemmende Substanzen aus dem Zwischenhirn (Dopamin) die Herstellung des Prolaktins nicht mehr ausreichend regulieren und es kommt zu einer sogenannten Begleithyperprolaktinämie.

Es gibt eine ganze Anzahl von Medikamenten, welche die Prolaktinproduktion senken können. Letztlich sind dies alles Medikamente, welche auch zum Abstillen gegeben werden können (gelegentlich ist eines der Symptome tatsächlich auch eine Milchabsonderung der Brust). Genauere Informationen dazu werden in einem gesonderten Kapitel gegeben.

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Dr. med. Elmar Breitbach ist Facharzt für Frauenheilkunde, Reproduktionsmedizin und Endokrinologie. Er ist als Reproduktionsmediziner seit mehr als 30 Jahren in der Behandlung ungewollter Kinderlosigkeit tätig. Dr. Elmar Breitbach ist Gründer und Betreiber von wunschkinder.de.