Welche Medikamente haben Einfluss auf das Zervikalsekret?

Zervixsekret Medikamente
Medikamente, die das Gebärmutterhalssekret beeinflussen. Die „Pille“ gehört auch dazu.
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Das Sekret des Gebärmutterhalses (Zervix) verändert sich abhängig von den Hormonspiegeln. Gibt es auch Medikamente, die einen Einfluss auf die Konsistenz des Sekrets haben?

Das Gebärmutterhalssekret ändert seine Beschaffenheit in Abhängigkeit vom Zyklus. Der heranreifende Follikel bildet Östrogene und mit steigendem Östrogenspiegel wird das Sekret flüssiger. Kurz vor dem Eisprung hat es dann eine Konsistenz wie rohes Eiweiß.

Dies macht man sich im Rahmen der natürlichen Familienplanung zur Bestimmung des Eisprungs zunutze. In unserem Zyklusforum werden diese Beobachtungen (in Zusammenschau mit den Temperaturmessungen) täglich diskutiert. Meist wird dann nicht von „Sekret“, sondern ganz banal von „Schleim“ oder „Zervix“ geschrieben.

Erste Hürde für die Spermien

Die Konsistenz ist nicht unwichtig, da die Spermien durch das Sekret des Gebärmutterhalses schwimmen müssen, um in die Gebärmutter und die Eileiter zu gelangen, wo die befruchtungsfähige Eizelle wartet. Änderungen des Gebärmutterhalssekrets können also die Bestimmung des Eisprungs erschweren und den Spermien den Weg in die Gebärmutter.

Gibt es Medikamente, die das Sekret beeinflussen?

Die Konsistenz des Gebärmutterhalssekrets kurz vor dem Eisprung entspricht rohem Eiweß
Die Konsistenz des Gebärmutterhalssekrets kurz vor dem Eisprung entspricht rohem Eiweiß

Leider gibt es dazu nur wenige Studien und daher auch einige Aussagen, die wissenschaftlich nur schwer zu belegen sind. Fangen wir aber mit dem Medikament an, welches einen sicher nachweisbaren Einfluss auf die Konsistenz des Schleims haben:

Östrogen und Progesteron

Östrogene haben einen positiven Einfluss darauf, wie das natürliche Hormon auch. Daher wird gelegentlich versucht, durch Gabe von Östradiol (Estrifam, Progynova) oder Östriol, die Empfängnisbereitschaft zu erhöhen. Bei der Behandlung mit Östriol (E3) fand man in 59,3% gute Effekte der intravaginalen E3-Tablettenmedikation, 24,7% der Fälle zeigten eine mäßige Verbesserung des Zervixschleimes und 16,0% waren Therapieversager1.

Nach dem Eisprung wird die Beschaffenheit des Sekrets wieder zähflüssig bis fest. Dies ist die Wirkung des Gelbkörperhormons Progesteron, welches nach dem Eisprung gebildet wird. Progesteronhaltige Medikamente haben daher einen negativen Einfluss auf die zervikale Fruchtbarkeit der Frau23.

Clomifen

Clomifen wird oft zur Stimulation der Eierstöcke gegeben. Es hat paradoxerweise eine antiöstrogene Wirkung vor allem an der Gebärmutterschleimhaut und an deren Sekreten. Das Gebärmutterhalssekret kann dadurch zähflüssig werden4. Das ist nicht bei allen Frauen der Fall, ist aber eine der häufigsten Nebenwirkungen des Medikaments.

Letrozol weist ähnliche Nebenwirkungen wie das Clomifen auf. Auch der Einfluss auf das Gebärmutterhalssekret ist – wenngleich geringer und seltener – ähnlich negativ5.

Follikelstimulierendes Hormon

Die Medikamente, die FSH enthalten (Puregon, Gonal, Elonva, Pergoveris, Menogon) und die Eierstöcke ebenfalls zu vermehrter Aktivität anregen, haben diese Nebenwirkungen nicht und wirken direkt und ausschließlich auf die Eierstockfunktion. Jedoch führt die höhere Aktivität der Eierstöcke dann auch zum Ansteigen der Östrogespiegel. Und dies kann die Spinnbarkeit des Zervixsekrets verbessern6.

Nichthormonelle Medikamente

Hustensäfte

Immer mal wieder wird der Hinweis gegeben, Hustensäfte wären in der Lage, die Konsistenz des Sekrets positiv zu verändern. Pauschal ist das sicherlich falsch und die Datenlage dazu ist dünn. Aber es scheint Hinweise zu geben, Hustensäfte mit dem Wirkstoff Guaifenesin könnten den Zervixschleim verflüssigen. Enthalten ist es z. B. im Wick-Hustenlöser. Die wissenschaftlichen Beweise für einen positiven Effekt sind sehr übersichtlich und belegen die positive Wirkung des Guaifenesin auf das Zervixsekret nicht789.

Auch Acetylcystein wird diese Wirkung nachgesagt. Diese Medikamente sind vor allem in den USA sehr beliebt und werden in den dortigen Foren zur natürlichen Familienplanung immer wieder empfohlen. Die Idee dahinter: Das Sekret in den Bronchien wird dadurch verflüssigt und daher muss dies wohl auch bei anderen Sekreten der Fall sein. Kurz gesagt: Das entbehrt bedauerlicherweise jeglicher Grundlage. Dennoch geistert die Empfehlung zur Einnahme von ACC zur Verbesserung des Gebärmutterhalssekrets weiter durch diverse Foren.

Antihistaminika

Antihistaminika sind Mittel, welche bei Allergien eingesetzt werden. Ihnen wird analog zu den Hustenmitteln ein gegenteiliger Effekt zugeschrieben. Da es bei dem Allergieschnupfengeplagten zu einer Verbesserung der Symptome führt und die Schleimhäute demzufolge trockener sind als zuvor, geht man in den o. g. Foren davon aus, dieser Effekt wäre dann im ganzen Körper nachzuweisen, mithin auch am Gebärmutterhals und seinem Sekret.

Diese Medikamente wirken jedoch sehr spezifisch über die H1-Rezeptoren, an denen das Histamin bindet und seine Wirkung (nämlich die allergische Reaktion) vermittelt. Es handelt sich also hier mitnichten um ein generelles Austrocknen der Schleimhäute, sondern um eine sehr spezifische Unterdrückung der histaminvermittelten allergischen Reaktion. Auch hier gibt es keine wissenschaftlichen Belege für die Wirkung am Gebärmutterhals und vom Wirkmechanismus auch pharmakologisch keinen herstellbaren Zusammenhang. Vermutlich handelt es sich hier um einen Mythos, der wie viele andere dadurch entstand, dass einer vom anderen abgeschrieben hat.

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Weitere Infos zur natürlichen Familienplanung

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Dr. med. Elmar Breitbach ist Facharzt für Frauenheilkunde, Reproduktionsmedizin und Endokrinologie. Er ist als Reproduktionsmediziner seit mehr als 30 Jahren in der Behandlung ungewollter Kinderlosigkeit tätig. Dr. Elmar Breitbach ist Gründer und Betreiber von wunschkinder.de.

 

Literatur

  1. Kofler, E. (1984). Therapeutische Effekte einer intravaginalen Östrioltabletten-Applikation beim pathologischen Zervixfaktor als Sterilitätsursache. Geburtshilfe und Frauenheilkunde, 44(04), 236-242.
  2. Check, J. H. (2006). Diagnosis and treatment of cervical mucus abnormalities. Clinical and Experimental Obstetrics and Gynecology, 33(3), 140.
  3. Ferin, J. (1971). The effects of progesterone on the human uterovaginal tract.
  4. Nawroth, F. (2007). Anwendung von Clomifen zur ovariellen Stimulation. Gynäkologische Endokrinologie, 5(1), 39-48.
  5. Check, J. H., Liss, J. R., & Vaniver, J. (2013). The effect of clomiphene citrate vs. letrozole on post-coital tests. Fertility and Sterility, 100(3), S259.
  6. Nicotra, M., Muttinelli, C., Rolfi, G., & Amato, P. (1993). Purified FSH as a treatment for a cervical hostility. Acta Europaea fertilitatis, 24(1), 19-21.
  7. Marsden, J. S., Strickland, C. D., & Clements, T. L. (2004). Guaifenesin as a treatment for primary dysmenorrhea. J Am Board Fam Pract, 17(4), 240-246.
  8. Check, J. H., Adelson, H. G., & Wu, C. H. (1982). Improvement of cervical factor with guaifenesin. Fertility and sterility, 37(5), 707-708.
  9. Check, J. H. (2006). Diagnosis and treatment of cervical mucus abnormalities. Clinical and Experimental Obstetrics and Gynecology, 33(3), 140.
  10. Fillenberg, S. (2017). Der menstruelle Zyklus. In Basiswissen Gynäkologie und Geburtshilfe (pp. 133-138). Springer, Berlin, Heidelberg.
  11. Raith-Paula, E., Frank-Herrmann, P., Freundl, G., & Strowitzki, T. (2008). Natürliche Familienplanung heute (pp. 9-15). Springer Medizin Verlag Heidelberg.