Ablauf des normalen weiblichen Zyklus

Der weibliche Zyklus wird in seinem zeitlichen Ablauf bestimmt von der Eizellreifung im Eibläschen (Follikel), dem Eisprung (Ovulation) und der Einnistung der befruchteten Eizelle in der Gebärmutter. Bleibt letztere aus, blutete die aufgebaute Gebärmutterschleimhaut ab.
Was ist ein Follikel?
Oft werden Follikel und Eizellen verwechselt. Der Follikel ist ein Bläschen, welches im Laufe des weiblichen Zyklus heranwächst. Dieses Bläschen enthält vor allem Flüssigkeit (Follikelflüssigkeit) und die Eizelle, die in diesem Follikel heranreift. Außerdem findet man in den Eibläschen Zellen, die für die Versorgung der Eizelle mit Nährstoffen zuständig sind, die sogenannten Granulosazellen.
Während ein reifer Follikel meist einen Durchmesser von 20 Millimeter aufweist, ist die reife Eizelle nur ca. 0,2 Millimeter groß.
Eizellreifung im Follikel
Jeden Monat (zwischen zwei Monatsblutungen) reift an einem der beiden Eierstöcke eine Eizelle in einem Eibläschen (Follikel) heran. Der weibliche Zyklus beginnt am ersten Tag der Monatsblutung.
Schon im Zyklus davor beginnt die Follikelreifung in Vorbereitung auf den Eisprung im nächsten Monat. bereits kurz nach der Regelblutung kann man im Ultraschall mehrere kleine Follikel erkennen. Diese kleineren Eibläschen – sogenannte Antralfollikel – lassen sich in aktiven Eierstöcken auch in der zweiten Zyklushälfte oder zum Zyklusbeginn erkennen.
Es gehen bei jeder Frau immer mehrere dieser Antralfollikel „ins Rennen“. Im Verlauf der ersten Zyklushälfte bildet sich unter dem Einfluss des sogenannten „Follikelstimulierenden Hormons“ (FSH) der reife Follikel. Die anderen Eibläschen wachsen nicht weiter und verkümmern schließlich (Atresie). In dem reifen Eibläschen („Graf’scher Follikel“) reift dann die Eizelle aus, die nach dem Eisprung – wenn der Follikel „platzt“ und die Eizelle entlässt – befruchtet werden kann.

Warum wächst nur eine Eizelle heran?
Obwohl also mehrere Eizellen zum Zyklusbeginn am Start sind, kommt schließlich meist nur eine davon zum Eisprung.
Es handelt sich dabei tatsächlich um eine Art Wettrennen. Unter dem Einfluss des FSH reifen zunächst alle Antralfollikel weiter. Diese produzieren Östrogene, die über die Blutbahn die weitere Ausschüttung von FSH unterdrücken. Die Menge an Follikelstimulierendem Hormon um Blut sinkt daher ab. Die niedrigeren Blutspiegel des FSH führen daher zu einer geringeren Stimulation der Eibläschen.
Die Empfindlichkeit des größten Follikels („Leitfollikels“) gegenüber dem FSH nimmt zu. Der Leitfollikel benötigt also weniger FSH und wächst dennoch weiter. Die kleineren Follikel bekommen nun zu wenig FSH, um weiterhin an Größe zunehmen zu können. Hinzu kommt der negative Einfluss des (fast) reifen Follikels, denn diese produziert das Hormon Inhibin. Das Inhibin unterdrückt direkt das Wachstum der kleineren Follikel, so dass diese schließlich verkümmern.
Obwohl bei einer Frau mit guter Funktion des Eierstocks oft mehr als 10 Eizellen zu Beginn des Zyklus heranreifen, wird durch diese ausgeklügelten Abläufe meist nur eine reife Eizelle gebildet1.
Eisprung (Ovulation)
Voll ausgereift ist das Eibläschen ungefähr zwei Zentimeter bis maximal 2,5 Zentimeter groß. Es ist gefüllt mit Flüssigkeit, in der sich die Eizelle befindet. Diese maximale Größe wird zur Zyklusmitte hin erreicht, einem Zeitpunkt, der meist dem 14. Tag nach Blutungsbeginn entspricht. Manche Frauen haben ihren Eisprung jedoch auch einige Tage früher oder später, ohne dass dies von Bedeutung wäre.
Der reife Follikel produziert zunehmend mehr Östrogene (Östradiol). Und dies bewirkt schließlich an der Hirnanhangsdrüse ein Feedback: Sie schüttet das Eisprungauslösende Hormon (LH) aus.
Der Follikel öffnet sich daraufhin und entlässt die Eizelle mit der Flüssigkeit (=Eisprung oder Ovulation). Der Eileiter hat sich zu diesem Zeitpunkt dem Eibläschen schon angenähert und nimmt die Eizelle auf. Durch die Muskeln des Eileiters (Tube) und durch feine Härchen an seiner Innenwand des Eileiters wird die Eizelle nach dem Eisprung in Richtung Gebärmutter transportiert.
Befruchtung und Einnistung

Noch in dem weiten Teil des Eileiters (Ampulle) kommt es zur Befruchtung durch die Samenfäden (also nicht in der Gebärmutter, wie oft vermutet). Im Normalfall dringt nur ein Spermium in die Eizelle ein. Die nunmehr befruchtete Eizelle ist noch 4-6 Tage im Eileiter unterwegs, bevor sie die Gebärmutter erreicht und sich dort einnistet. Während dieser Zeit finden die ersten Zellteilungen statt.
In der Gebärmutter angekommen, hat der Embryo das sogenannte Blastozystenstadium erreicht. Zu diesem Zeitpunkt verlässt der Embryo die Eizellhülle, in der er sich bis zum 4. Tag nach der Befruchtung noch befindet. Dieser Schlüpfvorgang aus der Eizellhülle ist unabdingbar für die spätere Einnistung2.
Die frühe Schwangerschaft
Im Stadium der Blastozyste hat der Embryo schon unterschiedliche Zellen mit verschiedenen Funktionen ausgebildet. Der Embryoblast entwickelt sich später zum Embryo, der Trophoblast zum Mutterkuchen (Plazenta). Die Zellen des Trophoblasten treten in Kontakt mit der Gebärmutterschleimhaut und dringen aktiv in diese ein. Dadurch kommt es bei manchen Frauen zu sogenannten Einnistungsblutungen. Aber auch ohne Blutung kann die Einnistung stattfinden.
Der Anschluss an die Gefäße des mütterlichen Kreislaufs erfolgt erst einige Tage später. Erst dann kann auch das Schwangerschaftshormon im Blut der Frau nachgewiesen werden. Hier mehr zum Thema Schwangerschaftstests. Aus dem Follikel, der nach dem Eisprung zurückbleibt, entwickelt sich der sogenannte Gelbkörper, der das Gelbkörperhormon bildet. Das Schwangerschaftshormon führt zu einer vermehrten Produktion des Gelbkörperhormons, welches den Erhalt der Gebärmutterschleimhaut bewirkt, diese würde sonst wie sonst auch abbluten.
Der weibliche Zyklus endet mit einer Schwangerschaft oder einer Blutung
Ob eine Schwangerschaft eingetreten ist oder nicht, kann man frühestens zum Zeitpunkt der erwarteten Regelblutung nachweisen – meist also 14 Tage nach dem Eisprung. Wenn keine Schwangerschaft eingetreten ist, dann kommt es zu einer Abstoßung der Gebärmutterschleimhaut (Endometrium), der weibliche Zyklus endet mit der Monatsblutung.
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Dr. med. Elmar Breitbach ist Facharzt für Frauenheilkunde, Reproduktionsmedizin und Endokrinologie. Er ist als Reproduktionsmediziner seit mehr als 30 Jahren in der Behandlung ungewollter Kinderlosigkeit tätig. Dr. Elmar Breitbach ist Gründer und Betreiber von wunschkinder.de.
Literatur
- Braun, J. & Kiesel, L. Gynäkologische Endokrinologie (2010) 8: 175.
- Würfel, W. „Der frühe Embryo.“ Gynäkologische Endokrinologie13.2 (2015): 92-97.
- Ludwig Bispink, Elmar Breitbach und Norbert Schlote
Praktische Fertilitätsdiagnostik – Uni-Med, Bremen (2011) - Freimut A. Leidenberger (Herausgeber), Thomas Strowitzki (Herausgeber), Olaf Ortmann (Herausgeber)
Klinische Endokrinologie für Frauenärzte – Springer Auflage: 5. Aufl. 2014 - Michael Ludwig, Frank Nawroth, Christoph Keck
Kinderwunschsprechstunde – Springer; Auflage: 3. Aufl. 2015 (13. April 2015) - Ludwig, M. (Hg.) (2010): Gynäkologische Endokrinologie und Reproduktionsmedizin.
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