Diagnostik der vorzeitigen Wechseljahre
Das vorzeitige Verlöschen der Eierstockfunktion ist hormonell gleichzusetzen mit dem vorzeitigen Eintritt der Wechseljahre. Die Hintergründe des sogenannten Climacterium praecox werden hier ausführlich beschrieben. Hier soll es um die Diagnostik dieser Funktionsstörung der Eierstöcke gehen.
Symptome erfassen
Zur Diagnostik gehört auch die Beobachtung der äußerlich erkennbaren Symptome des Clikmacterium praecox1. Im Vordergrund steht hier das Ausbleiben der Blutung oder die Verlängerung der Zyklen. Nun gibt es jedoch zahlreiche andere Hormonstörungen, die mit dem Ausbleiben der Regelblutung einhergehen. Am häufigsten ist das PCO-Syndrom, bei dem die Blutung ebenfalls ausbleibt, jedoch ohne dass die Eierstöcke ihre Funktion verlieren.
Weitere Symptome sind:
- Hitzewallungen
- Schweißausbrüche
- trockene Schleimhäute
- psychische Verstimmungen (bis hin zur Depression)
- Verlust der Libido
Erkrankungen, die häufig mit vorzeitigen Wechseljahren vergesellschaftet sind
Man kann meist nicht sicher sagen, wie es zum Erlöschen der Eierstockfunktion kommt. Aber es gibt Erkrankungen und Verhaltensweisen, die häufig zusammen mit dem Klimakterium Präcox auftreten. Während beim Rauchen vermutlich ein direkter Zusammenhang herzustellen ist, lässt sich das bei den anderen Faktoren nicht sicher sagen.
- Rauchen
- genetisch bedingt (weibliche Verwandte bekamen auch früh ihre Wechseljahre)
- Kurze Zyklen
- Diabetes
- vegetarische Ernährung, Mangelernährung
- Rheuma
- Andere rheumatische Erkrankungen wie z. B. Lupus erythematodes
- Morbus Addison (Inaktivität der Nebennierenrinde)
Es ist unschwer erkennbar, dass die oben genannten Symptome eher unspezifischer Natur sind. Und auch die Erkrankungen, die häufig zusammen mit den vorzeitigen Wechseljahren auftreten, lassen keine sicheren Diagnosen zu. Man kann also beim Vorliegen eines dieser möglichen Anzeichen vorzeitiger Wechseljahre gleich auf diese Erkrankung schließen. Eine zuverlässige Diagnose ist nur durch eine Blutuntersuchung der Hormone möglich.
Hormonbestimmungen
Wenn die Eierstöcke ihre Funktion aufgeben, dann sinken die Östrogenspiegel ab. Das Fehlen des Östrogens führt zu den oben genannten Symptomen. Es regt aber auch die Funktion der Hirnanhangsdrüse an.

Denn wenn im Regelkreis der weiblichen Hormone der Blutspiegel des Östrogens deutlich absinkt, dann „merkt“ das die Hypophyse und schüttet die Hormone aus, die die Funktion der Eierstöcke anregen. Diese Hormone sind das LH und das Follikelstimulierende Hormon (FSH).
Demzufolge sind LH und FSH sind stark erhöht und die Östrogene liegen deutlich unterhalb der Normwerte. Im Vordergrund steht bei der Diagnostik daher auch die Bestimmung dieser drei Hormone. Dabei ist zu bemerken, dass eine solche hormonelle Konstellation nicht immer von Dauer sein muss, man spricht dann von einem „Intermittant ovarian failure“, also einer vorübergehenden Störung der Eierstocksfunktion. Mindestens drei Hormonbestimmungen in einem Abstand von ca. einem halben Jahr sollten durchgeführt werden, um diese Diagnose mit einiger Sicherheit stellen zu können.
Ein weitere Parameter, der eine gute Aussage über die Aktivität der Eierstöcke zulässt, ist das sogenannte „Anti-Müller-Hormon“ (AMH). Dieses ist weniger zyklusabhängig als das FSH und lässt daher eine etwas zuverlässigere Aussage über die weibliche Fruchtbarkeit zu. Allerdings ist damit nur feststellbar, ob die aktuelle Aktivität der Eierstöcke hoch oder niedrig ist, eine Vorhersage der Wechseljahre ist damit jedoch nicht möglich.
Gentische Ursachen: Bei einer primären Amenorrhoe immer abklären
Wenn diese Situation dauerhaft so ist, ohne dass je eine Regelblutung ohne Hormongabe aufgetreten ist, dann spricht man von einer „primären Amenorrhoe“. Bei einer solchen Situation sollte eine genetische Abklärung erfolgen um genetisch bedingte Erkrankungen auszuschließen, welche diese Störung hervorrufen können2 (am häufigsten: Das Turner-Syndrom).
Das Fragile-X-Syndrom geht auch regelmäßig mit einer geringen Funktion der Eierstöcke einher.
Patientinnen mit einer reinen XX-Gonadendysgenesie haben einen normalen weiblichen Chromosomensatz mit zwei X-Chromosomen. Eines dieser X-Chromosomen geht jedoch seiner Arbeit nur unzureichend nach. Man vermutet, dass durch eine Genmutationen auf dem betroffenen Chromosom die Geschlechtsentwicklung die Bildung des FSH (s. o.) oder der Rezeptoren, die die FSH-Wirkung vermitteln, gestört ist..
Autoimmunerkrankungen
Man geht davon aus, dass ein fehlgesteuertes Immunsystem in bis zu 30% (mit-)ursächlich ist für ein Klimakterium Präcox3.
Die Diagnostik aus dem Blut ist aktuell noch experimentell und nicht zuverlässig. Es gibt eine Vielzahl von Antikörpern, die gegen verschiedene Zellen der Eierstöcke gerichtet sind. Durch diesen Angriff des Immunsystems wird deren Funktion beeinträchtigt. Auch direkt gegen die heranwachsenden Eizellen gerichtete Antikörper sind bekannt.
Eine Therapie solcher immunologischer Erkrankungen ist nicht möglich. Versuche, diese Problematik mit Medikamenten zu behandeln, die das Immunsystem schwächen (z. B. Cortison), sind experimentell und aktuell leider wenig erfolgversprechend.
Weitere Möglichkeiten zur Untersuchung der „ovariellen Reserve“ finden Sie im Kapitel „Low Responder„.
Weitere Infos zum Thema
Noch Fragen?
Dann haben Sie in unserem Kinderwunschforum die Möglichkeit, sich mit anderen Betroffenen auszutauschen oder Fragen an unsere Experten zu richten. Und hier finden Sie die Übersicht über die andere Foren von wunschkinder.de. Die am häufigsten gestellten Fragen haben wir nach Themen geordnet in unseren FAQ gesammelt.
Dr. med. Elmar Breitbach ist Facharzt für Frauenheilkunde, Reproduktionsmedizin und Endokrinologie. Er ist als Reproduktionsmediziner seit mehr als 30 Jahren in der Behandlung ungewollter Kinderlosigkeit tätig. Dr. Elmar Breitbach ist Gründer und Betreiber von wunschkinder.de.
Literatur
- Kovanci, E., & Schutt, A. K. (2015). Premature ovarian failure: clinical presentation and treatment. Obstetrics and Gynecology Clinics, 42(1), 153-161.
- Chapman, C., Cree, L., & Shelling, A. N. (2015). The genetics of premature ovarian failure: current perspectives. International journal of women’s health, 7, 799.
- Ebrahimi, M., & Asbagh, F. A. (2015). The role of autoimmunity in premature ovarian failure. Iranian journal of reproductive medicine, 13(8), 461