Morphologie der Spermien

Mikroskopische Beurteilung der Spermienmorphologie

sperm1.jpgIm Gegensatz zu den meisten Säugetieren, bei denen die Spermien zu annähernd 100% normal geformt sind, ist beim Menschen ein hoher Prozentsatz der Samenfäden in seinem Aussehen (Morphologie) krankhaft verändert.

Jedoch sollten mindestens 30% der Samenzellen ein normales Aussehen aufweisen, ansonsten wird von einer Teratozoospermie gesprochen. Zusätzlich zu diesen Kriterien der Weltgesundheitsorganisation (WHO) gibt es auch die sogenannten „strict criteria“, welche in Kinderwunsch-Zentren oft verwendet werden. Hier liegt die Untergrenze für normal geformte Spermien bei 15% (siehe auch Normwerte)

Vorgehen

Zur Beurteilung der Morphologie werden 100 Spermien untersucht und in normal geformte und krankhaft veränderte unterteilt. Man kann diese Untersuchung ebenfalls mit den anderen Untersuchungen zusammen in der eingangs erwähnten Zählkammer durchführen. Oft werden die Spermien jedoch mit speziellen Farbstoffen gefärbt. Dadurch lassen sich bestimmte Abschnitte der Samenfäden besser beurteilen.

Meist sind die Fehlformen sehr unterschiedlich in einem Ejakulat, gelegentlich lassen sich aber auch dieselben krankhaften Veränderungen bei allen untersuchten Spermien beobachten. Hierzu zählt die sogenannte Globozoospermie (Rundkopf-Spermien), bei der ein genetischer Defekt dazu führt, dass der Kopf der Samenfäden keine Enzyme besitzt, mit denen die Wand der Eizelle aufgelöst werden kann. Diese Spermien sind befruchtungsunfähig. Dies ist aber eine seltene Ausnahme.

Morphologisch auffällige Spermien enthalten meist normale Gene

Es ist einem Spermium von außen nicht anzusehen, ob die darin enthaltenen Gene normal sind. Ein völlig normales Spermium kann krankhafte Gene tragen, während ein missgestaltetes einen ganz unauffälligen Chromosomensatz besitzt. Eine Häufung von missgestalteten Spermien geht nur sehr selten mit genetischen Fehlern einher. Eine Verbesserung der Morphologie ist auf medikamentösem Weg nicht zu erzielen. Auch bei schlechter Morphologie sind Insemination, IVF oder ICSI die Behandlungsmethoden der Wahl, wobei sich die Methode nach dem Schweregrad der Teratozoospermie richtet.

Weitere Zellen im Ejakulat: Weiße Blutkörperchen

Bei der mikroskopischen Untersuchung sind fast immer auch weiße Blutkörperchen zu sehen (Leukozyten). Bei einer Konzentration von mehr als 1 Million pro ml spricht man von einer Leukozytospermie. Dies ist oft ein Hinweis auf eine Infektion. Es sollte dann versucht werden, den auslösenden Keim in einer Bakterienkultur festzustellen und antibiotisch zu behandeln.

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Dr. med. Elmar Breitbach ist Facharzt für Frauenheilkunde, Reproduktionsmedizin und Endokrinologie. Er ist als Reproduktionsmediziner seit mehr als 30 Jahren in der Behandlung ungewollter Kinderlosigkeit tätig. Dr. Elmar Breitbach ist Gründer und Betreiber von wunschkinder.de.