Scratching zur Verbesserung der Einnistung des Embryos
Der Begriff Scratching ist mit „Kratzen“ oder „Anritzen“ zu übersetzen und ist in ausgewählten Fällen eine Maßnahme, von der man sich eine verbesserte Einnistung der Embryonen bei einer künstlichen Befruchtung erhofft. Mit dem Anritzen der Gebärmutterschleimhaut (Endometrium) soll die Aufnahmefähigkeit der Gebärmutter für den Embryo bei IVF und ICSI erhöht werden.
Was sagt die Wissenschaft zum Scratching?
Es gibt zahlreiche Studien zum Scratching der Gebärmutterschleimhaut. Systematische Analysen dieser Ergebnisse aus dem Jahr 20151 zeigte eine deutliche Verbesserung der der Erfolgsraten. Nach Anritzen des Endometriums war die Wahrscheinlichkeit für den Eintritt einer Schwangerschaft doppelt so hoch.
Diese Aussage ist bei genauer Analyse der Daten mit Vorsicht zu bewerten, denn bei einer sogenannten Vergleichsstudie (kontrollierte Studie) war die Verbesserung zwar auch vorhanden, aber nicht statistisch signifikant. Dennoch kommen die Autoren der Übersichtsarbeit nach Analyse weiterer Studien zu dem Ergebnis, die Schwangerschaftsrate „signifikant verbessert werde“.
Positive Wirkung wird in Frage gestellt
Die anfängliche Euphorie bezüglich des Scratching des Endometriums hat sich inzwischen etwas gelegt. Weitere Studien kamen hinzu und lieferten weniger gute Resultate. Mehr zur aktuellen Studienlage hier in den News.
Einige Praxen bieten das „Scratching“ daher zwar nicht als Routinebehandlung an, aber in Fällen, bei denen es (mehrfach) trotz guter Embryoqualität nicht zu einer Schwangerschaft kam.
Zhou L, Li R, Wang R, Huang HX, Zhong K
Local injury to the endometrium in controlled ovarian hyperstimulation cycles improves implantation rates.
Fertil Steril. 2008 May;89(5):1166-76.
Sachin A Narvekar, Neelima Gupta, Nivedita Shetty, Anu Kottur, MS Srinivas, and Kamini A Rao
Does local endometrial injury in the nontransfer cycle improve the IVF-ET outcome in the subsequent cycle in patients with previous unsuccessful IVF? A randomized controlled pilot study
J Hum Reprod Sci. 2010 Jan-Apr; 3(1): 15–19.
El-Toukhy T, Sunkara S, Khalaf Y
Local endometrial injury and IVF outcome: a systematic review and meta-analysis.
Reprod Biomed Online. 2012 Oct;25(4):345-54. doi: 10.1016/j.rbmo.2012.06.012. Epub 2012 Jun 26.
Gibreel A, Badawy A, El-Refai W, El-Adawi N
Endometrial scratching to improve pregnancy rate in couples with unexplained subfertility: A randomized controlled trial.
J obstet Gynaecol Res. 2012 Oct 29. doi: 10.1111/j.1447-0756.2012.02016.x. [Epub ahead of print]
Wie wird das Scratching durchgeführt?
Beim „Scratching“ verursacht man eine kleine Verletzung der Gebärmutterschleimhaut mehrere Wochen vor dem geplanten Embryotransfer. Meist also im Vorbehandlungszyklus vor Beginn der Hormonstimulation. Es wird dazu ein kleiner Katheter verwendet, der in die Gebärmutter eingeführt wird. Mit einer Spritze wird etwas Unterdruck erzeugt und beim Herausziehen des kleinen Schlauchs wird Gewebe „herausgeschabt“.

Eine Narkose ist nicht notwendig. Schmerzen sind durch diese Maßnahme nicht zu erwarten. Es kann ein wenig unangenehm sein, ähnlich wie bei einem Abstrich zur Vorsorgeuntersuchung. Risiken bestehen praktisch nicht. Eine leichte Blutung ist nach der Biopsie zu erwarten und nicht von Beeutung Das Risiko für eine Infektion ist äußerst gering. Man kann dieses Verfahren auch im Rahmen einer Gebärmutterspiegelung durchführen.
Wie wirkt das Scratching des Endometriums??
Trotz sehr vielversprechender Ergebnisse ist noch nicht erwiesen, ob das Scratching tatsächlich wie erwartet wirkt. Die Theorie ist, dass die Biopsie an der Gebärmutterschleimhaut eine lokale entzündungsähnliche Reaktion hervorruft. Diese „Entzündung“ führt zu einer vermehrten Einwanderung weißer Blutkörperchen und Zellen der Immunabwehr. Diese schütten vermutlich Wachstumsfaktoren und Zytokine aus, welche die Einnistung begünstigen sollen.
Wie lange hält die Wirkung des Scratching an?
Meist wird das Scratching ja im Vorzyklus vor eine Behandlung durchgeführt. Wie lange die Wirkung anhält, ist unklar und durch Studien nicht belegbar. Man geht davon aus, dass die Wirkung bis zu 3 Monate anhält.
Was kostet das Scratching?
Das Scratching wird zur Zeit nicht von den Krankenkassen als Regelleistung anerkannt. Aus diesem Grunde muss diese Leistung privat abgerechnet werden. Man die Rechnung bei der Krankenkasse einreichen. Eine Erstattung wird jedoch nur in Ausnahmefällen erfolgen. Der Betrag wird von der Klinik selbst bestimmt und variiert von unter 100 bis zu 250 Euro.
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Dr. med. Elmar Breitbach ist Facharzt für Frauenheilkunde, Reproduktionsmedizin und Endokrinologie. Er ist als Reproduktionsmediziner seit mehr als 30 Jahren in der Behandlung ungewollter Kinderlosigkeit tätig. Dr. Elmar Breitbach ist Gründer und Betreiber von wunschkinder.de.