Gonadotropine (Spritzen)

Gonadotropine zur hormonellen Therapie der Kinderlosigkeit

subcutan.jpgGondadotropine werden im Hyphysenvorderlappen (=Hirnanhangsdrüse) gebildet und sind Hormone, welche bei der Frau die Eierstöcke und beim Mann die Hoden zur Tätigkeit anregen.

Es sind dabei zwei Hormone zu unterscheiden: Das Follikelstimulierende Hormon (FSH), welches bei der Frau -wie der Name schon sagt- eine Eizellreifung und das Wachstum der Eibläschen (Follikel) bewirkt und das luteinisierende Hormon (LH), welches bei Vorhandensein eines reifen Follikels den Eisprung auslöst. Diese beiden Hormone gibt es auch als Medikamente zur Stimulation der Eierstöcke.

Gonadotropine sind Mittel der ersten Wahl bei den Methoden der Reagenzglasbefruchtung und werden, zumindest in Zentren für Kinderwunschbehandlung, auch bei Inseminationen hauptsächlich eingesetzt. Es gibt diese Hormone nur als Spritzen, die meist täglich gegeben werden müssen. Man unterscheidet dabei das reine Follikelstimulierende Hormon (FSH: Gonal-F und Puregon) und humanes Menopausengonadotropin (hMG: Menogon), welches aus dem Urin von Frauen gewonnen wird, welche die Wechseljahre bereits hinter sich haben und daher hohe Blutspiegel von FSH und LH ( siehe auch “ Funktionsausfall der Eierstöcke„), die auch im Urin ausgeschieden werden. Gonal F und Puregon werden gentechnisch hergestellt und mittlerweile gibt es auch gentechnisch hergestelltes LH (Luveris).

Dosierung

Die Dosis wird individuell angepasst.

Die Gonadotropine werden häufig vom dritten Zyklustag an gegeben, mit einer täglichen Injektion. Die gewählte Dosierung hängt von der geplanten Therapie ab und fällt daher bei einer „Reagenzglasmethode“ höher aus als für die Stimulation zu einer Insemination oder einen Postkoitaltest.

Geht es nur darum, einen funktionierenden weiblichen Zyklus medikamentös zu optimieren, dann werden meist nur 50 oder 75 Einheiten täglich gegeben. Auch niedrigere Dosierungen sind möglich, seitdem es individueller dosierbare Applikationsformen gibt, wie z. B. den Puregon PEN oder den Gonal Pen. Auch ein späterer Beginn der Stimulation ist denkbar (ab dem 5.-6 Zyklustag) da man erkannt hat, dass die Unterstützung des Follikelwachstums erst dann wirklich notwendig ist, wenn man nicht zu viele Eizellen stimulieren möchte.

Auch Kombinationen aus verschiedenen Medikamenten werden häufig eingesetzt. So zum Beispiel hMG in Kombination mit Clomifen, dies jedoch meistens nur als Vorbereitung auf eine Insemination.

Meist werden die Patientinnen dazu angehalten, sich die Spritzen selbst zu geben, was leicht erlernbar ist und einen täglichen Gang zum Arzt unnötig werden lässt.

Kontrollen

Vor Beginn der Stimulation wird meist ein Ultraschall durchgeführt, um eine Zyste an den Eierstöcken auszuschließen. Vom 3. bis zum 8.-10. Zyklustag werden zunächst keine Kontrollen durchgeführt. Je nach Höhe der Dosierung werden anschließend Ultraschallkontrollen durchgeführt zur Messung der Größe der Eibläschen und zur Bestimmung der Zahl.

Außerdem werden die Östradiolwerte bestimmt, die einen Aufschluss über die Reife der Eizellen zulassen. Meist wird auch noch das eisprungauslösende Hormon untersucht. Aufgrund dieser Untersuchungen wird die Dosierung der Medikamente angepasst, um die angestrebte Zahl von Follikeln zu erreichen. Die Untersuchungen werden in variablen Abständen durchgeführt, entsprechend der Wachstumsgeschwindigkeit der Follikel. Entsprechend der geplanten Therapie wird gelegentlich auch das Gebärmutterhalssekret untersucht.

Nebenwirkungen

Da es sich bei den Gonadotropinen um körpereigene Stoffe handelt, was insbesondere für die gentechnisch hergestellten FSH-Präparate gilt, sind stoffeigene Nebenwirkungen sehr selten.

Anders sieht es bei den dosisabhängigen Nebenwirkungen aus. So ist bei der künstlichen Befruchtung im Reagenzglas eine leichte Überstimulation sehr häufig sogar gewünscht, jedoch kommt es auch in seltenen Fällen zu einem schweren Überstimulationssyndrom, welches sogar einen Krankenhausaufenthalt notwendig machen kann. Im Vordergrund steht bei den Risiken auch die erhöhte Gefahr für Mehrlingsschwangerschaften.

Nachteile

Im Gegensatz zum Clomifen müssen die Gonadotropine gespritzt werden, was lästig ist, aber nach einem kurzen Lernprozess auch von der Patientin selbst erledigt werden kann. Ansonsten haben die Gonadotropine fast nur Vorteile gegenüber dem Clomifen, da die Halbwertszeit geringer ist und dadurch die Dosierung individueller anpassbar und auch das Spektrum der Nebenwirkungen geringer, da es sich um körpereigene Substanzen handelt.

Ein nicht unerheblicher Nachteil ist der Preis, da bei einigen Behandlungsmethoden 50% der Medikamentenkosten vom behandelten Paar selbst gezahlt werden müssen.

Eine Anleitung zum Spritzen finden Sie auf der nächsten Seite.

Aufziehen und Spritzen

Hier das mal am schwierigsten Beispiel erklärt, nämlich den Brechampullen.

1. eine lange Kanüle auf eine Spritze aufsetzen
2. Ein Fläschchen mit dem Lösungsmittel in die Hand nehmen und mit dem Punkt (Sollbruchstelle, befindet sich am Flaschenhals) nach vorne drehen.
2. Den Hals der Ampulle mit einem Tupfer anfassen und den Flaschenhals nach hinten knicken. Das geht unter gleichzeitigem Zug nach oben noch besser.
3. Wenn nötig (falls also keine Durchstechampulle): Gleiches Vorgehen mit der Ampulle, die den Wirkstoff enthält.
4. Nun die Kanüle in die Flasche mit dem Lösungsmittel einführen und den Stempel der Spritze nach oben ziehen bis die gesamte Flüssigkeit herausgesaugt ist und sich in der Spritze befindet.
5. Nun die Kanüle in die Flasche mit der Trockensubstanz einführen und den Stempel der Spritze wieder nach unten drücken, so dass die Flüssigkeit die Trockensubstanz komplett auflöst.
6. Evtl. leicht Schütteln, das löst den Rest der Trockensubstanz auf.
7. Nun den Stempel der Spritze wieder nach oben ziehen, so dass der Inhalt der Flasche wieder in der Spritze ist.
8. Nun muss die Kanüle gewechselt werden. Meist ist dies eine kleinere und feinere.
9. Die Luft aus der Spritze entfernen, indem man die Nadel nach oben hält und die Luftblasen vorsichtig herausdrückt. Leichtes Klopfen gegen die Spritze lässt die Luftblasen aufsteigen
10. Die Spritzen können im Prinzip an vielen Stellen des Körpers gespritzt werden. Am einfachsten und ungefährlichsten ist es direkt rechts und links unterhalb des Bauchnabels. Alternativ ist auch der Oberschenkel möglich (Vorderseite). Und nun mit Bildern: Rein damit!
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Dr. med. Elmar Breitbach ist Facharzt für Frauenheilkunde, Reproduktionsmedizin und Endokrinologie. Er ist als Reproduktionsmediziner seit mehr als 30 Jahren in der Behandlung ungewollter Kinderlosigkeit tätig. Dr. Elmar Breitbach ist Gründer und Betreiber von wunschkinder.de.