Downregulation
Unterdrücken des Eisprungs (Downregulation)
Bei den Behandlungen zur Reagenzglasbefruchtung ist ein Eisprung nicht erwünscht, da die Eizellen ja aus den Eibläschen gewonnen werden (Punktion). Man gibt daher zusätzlich ein weiteres Hormon, welches die Hormonproduktion der Hirnanhangsdrüse unterdrückt. Diese Maßnahme wird als „Downregulation“ bezeichnet. Bei der hierbei verwendeten Substanz handelt es sich um das Hormon des Zwischenhirns (Hypothalamus) GnRH. Nun ist auch bekannt, dass GnRH die Hirnanhangsdrüse stimuliert und ihre Funktion nicht unterdrückt. Wieso kommt es jetzt also bei der Gabe dieser Hormone (Enantone gyn depot, Zoladex, Decapeptyl, Synarela-Nasenspray) zu einer Ausschaltung der Hypophysenfunktion?
Wirkweise der GnRH-Agonisten
Wie bereits in dem eben erwähnten Kapitel beschrieben, wird die Ausschüttung der Hypophysenhormone durch eine pulsartige Ausschüttung des GnRH gesteuert. Wenn GnRH nun nicht in dieser „pulsierenden“ Form gegeben wird, sondern kontinuierlich, dann werden die Hormone der Hirnanhangsdrüse noch ein letztes Mal ausgeschüttet und eine weitere Abgabe von LH und FSH in die Blutbahn unterbleibt, da die Pulsfrequenz aufgehoben ist und durch eine „Dauerstimulation“ ersetzt wird, die nicht natürlich ist und dadurch die Funktion der Hirnanhangsdrüse „lahmlegt“.
Wirkweise der GnRH-Antagonisten
Eine weitere Form der Downregulation ist vergleichsweise neu. Hierbei kommen Medikamente zu Einsatz, die genau gegenteilig wie das GnRH wirken (Antagonisten). Diese Substanzen wirken also nicht durch den „Trick“ mit den fehlenden Pulsen, sondern bewirken an der Hirnanhangsdrüse tatsächlich das genaue Gegenteil des GnRH und blockieren die Funktion der Hirnanhangsdrüse sofort. Mehr dazu in unserem Artikel zum „Antagonisten-Protokoll„.
Man kann sie daher im Verlauf der Stimulation mit FSH oder hMG geben, wenn die Follikel so groß sind, dass ein Eisprung droht. Dies macht die Vorbereitung auf eine IVF wesentlich einfacher und wird wahrscheinlich der Weg der Zukunft sein, da lange Vorbereitungszyklen wegfallen, die Nebenwirkungen geringer sind und die Funktion der Eierstöcke nicht so nachhaltig supprimiert wird wie bei den Depotpräparaten. Mittlerweile sind zwei dieser Medikamente auf dem Markt (Orgalutran und Cetrotide)
Dosierung
Üblicherweise wird mit einer solchen „Downregulation“ mit GnRH-Agonisten in der zweiten Zyklushälfte, also nach dem Eisprung begonnen (ca. 18.-22. Zyklustag). Ab diesem Tag wird dann mit einer Depotspritze (die Wirkung hält mehr als 4 Wochen an), einer täglichen Gabe eines Nasensprays oder täglichen kurzwirksamen Spritzen der natürliche Rhythmus der GnRH-Ausschüttung unterbrochen und damit die Funktion der Hirnanhangsdrüse unterdrückt. Die eigentlich Stimulation folgt dann erst nach der Blutung (=langes Protokoll). Beim sogenannten „Short„- und „Ultrashort„-Protokoll wird mit einer täglichen Gabe im Stimulationszyklus begonnen. Detailliertere Informationen finden Sie im Kapitel „Protokolle„.
Kontrolle
Beim langen Protokoll (nach wie vor das am häufigsten verwendete) wird nach 14 Tagen oder nach Eintritt der Blutung die Wirkung des Medikaments mit einer Kontrolle des Östradiol-, LH- und FSH-Wertes überprüft. Wenn diese Werte sehr niedrig sind, dann ist der gewünschte Effekt erreicht („Downregulation“) und die eigentliche Stimulation kann beginnen. Es mag erstaunen, dass nach Auschaltung der Hirnanhangsdrüse noch eine Blutung auftritt, wo doch die stimulierende Wirkung der Hypophyse nun fehlt. Das erklärt sich dadurch, dass zum Zeitpunkt des Beginns der Downregulation die Schleimhaut der Gebärmutter bereits hoch aufgebaut ist und auch ohne weitere hormonelle Signale zunächst abbluten muss.
An dem Vorgehen bei der Überwachung des Zyklus ändert sich nichts im Vergleich zur hormonellen Stimulation ohne eine Downregulation. Wenn die gewünschte Follikelzahl und -größe erreicht wurde, dann muss der Eisprung, wenn gewünscht, mit hCG ausgelöst werden, da die Hirnanhangsdrüse der Frau nach der Downregulation dazu ja nicht mehr selbständig in der Lage ist.
Nebenwirkungen/Nachteile
Die Nebenwirkungen der GnRH-analogen Therapie entsprechen denen der Wechseljahre: Hitzewallungen, Schweißausbrüche, Schlafstörungen, Kreislaufstörungen, gelegentlich Depressionen und Libidoverlust. Bei lange andauernder Gabe (die bei der hormonellen Vorbehandlung zur Kinderwunschbehadlung jedoch nur selten durchgeführt wird) kann es zum Verlust von Knochensubstanz kommen (Osteoporose)
Außerdem ist die Reaktion der Eierstöcke auf die hormonelle Stimulation meist stärker (bei Frauen mit guter Ovarfunktion) und dadurch auch die Gefahr eines Überstimulationssyndroms größer. Bei Frauen mit schlechter Ovarfunktion (low responder) kann es passieren, dass die Eierstocksfunktion so stark unterdrückt wird, dass eine ausreichende Anzahl von Eizellen nicht mehr stimuliert werden kann.
Die Stimulation der Gelbkörper nach Punktion oder ausgelöstem Eisprung ist durch die Downregulation eingeschränkt, weshalb in der zweiten Zyklushälfte zusätzlich Gelbkörperhormone (Progesteron) gegeben werden müssen oder hCG-Spritzen, damit ausreichend Progesteron gebildet wird.
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Dr. med. Elmar Breitbach ist Facharzt für Frauenheilkunde, Reproduktionsmedizin und Endokrinologie. Er ist als Reproduktionsmediziner seit mehr als 30 Jahren in der Behandlung ungewollter Kinderlosigkeit tätig. Dr. Elmar Breitbach ist Gründer und Betreiber von wunschkinder.de.