Wie lange bleiben Embryonen „frisch“?

Ziemlich lange, wenn man einem spanischen Bericht in der Fachzeitschrift Reproductive BioMedicine Online glauben schenken kann.

Bei der Kryokonservierung von Embryonen und Eizellen sind die Einfrier- und Auftauphase die kritischen Vorgänge, theoretisch sind Embryonen bei sachgerechter Lagerung unbegrenzt einnistungsfähig. Diese Theorie wurde in der Praxis jedoch nur selten geprüft.

Die spanischen Reproduktionsmediziner unterzogen eine 40jährige Frau einer Behandlung mit Hilfe der sogenannten Embryonen-Adoption. Dabei werden überzählige Embryonen, die meist von erfolgreich behandelten Paaren stammen, die keine weitere Verwendung mehr für ihre eingefrorenen Embryonen haben ähnlich wie bei einem Kryotransfer mit eigenen Eizellen nach milder hormoneller Vorbehandlung in die Gebärmutter der Empfängerin eingepflanzt.

In diesem Falle hatte die Frau eine eingeschränkte Funktion der Eierstöcke und mehrere Inseminationen und künstliche Befruchtungen führten leider nicht zu einer erfolgreichen Schwangerschaft.

Von 6 Embryonen, die bereits vor 13 Jahren eingefroren wurden und für die deren Erzeuger keine Verwendung mehr hatten, wurden der Patientin 3 Embryonen transferiert. Ein Embryo nahm diese späte Chance war und nistete sich ein. Die Frau wurde später von einem gesunden Jungen entbunden.

Sicher stellt sich auch hier wieder die problematische Frage, was wäre, wenn eine über 50jährige Frau ihre eingefrorenen Embryonen nach einem so langen Zeitraum noch eingesetzt bekommen möchte. Eine Problematik, die ja auch in Deutschland möglich ist.

Andererseits zeigt diese Geschichte, dass überzählige Eizellen/Embryonen nicht unbedingt überflüssig sind und nicht zwingend verworfen werden müssten, wenn die „Eltern“ sie nicht mehr benötigen. Die Embryonenspende ist sicherlich eine hilfreiche Alternative. Für die Empfänger der Embryonenspende wie auch für die Embryonen selbst.

Lopez Teijon M, Serra O, Olivares R, Moragas M, Castello C, Alvarez JG
Delivery of a healthy baby following the transfer of embryos cryopreserved for 13 years.
Reprod Biomed Online. 2006 Dec;13(6):821-2.

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Dr. med. Elmar Breitbach ist Facharzt für Frauenheilkunde, Reproduktionsmedizin und Endokrinologie. Er ist als Reproduktionsmediziner seit mehr als 30 Jahren in der Behandlung ungewollter Kinderlosigkeit tätig. Dr. Elmar Breitbach ist Gründer und Betreiber von wunschkinder.de.

 

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Kommentar

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5 Kommentare
  1. Andra n.e schreibt

    Ich finde das eine so gute Idee! Frauen können Kinder bekommen ohne so viel Bürokratie und ohne viel Geld.
    Was ich aber nicht verstehe: technisch gesehen ist zwischen eine Frau in der Menopause die ein Embryo trägt (so wie diejenige die schwanger werden nach 50 oder 60 Jahre) nur ein hormonelles Unterschied. Man nimmt Hormone und man kann ein Embryo tragen. Die Einistung scheint in Ordnung zu sein (die Gebärmutter) in der Menopause. Warum funktioniert das dann nicht bei manche junge Frauen nicht (keine Einistung, oder FG oder so)? Warum helfen bei ihnen dieselben Hormone nicht? Bei viele Frauen funktioniert Kryo, oder Eizellspende doch nicht.
    Und warum ist es immer noch überall so ein Problem diese Embryo-Adoption?
    Warum wird sie nicht zugelassen?

  2. Nella schreibt

    Rein theoretisch:
    Wenn ich beschließen würde, meine Kryos von nun an in den USA in irgendeiner Klinik zu lagern, um sie – offiziell wäre dies meine Intention – dort irgendwann abzuholen: wäre ein solcher Transfer von hier nach dort möglich?
    Und wenn dies ginge, könnte ich sie dann nicht – mein eigentliches Ziel – bei der dortigen Rechtsprechung zur Adoption freigeben?
    Es ist so schade drum um das potentielle Leben!
    Nella

  3. E. Breitbach schreibt

    @ Nella,

    schwierig, aber theoretisch machbar, denke ich

  4. Rebella schreibt

    Ich kenne hier schon zwei Frauen, die ihre eingefrorenen Embryonen gern zur Spende frei geben würden. Die eine zahlt seit Jahren die Kryokosten, obwohl sie aus medizinischen Gründen nicht mehr schwanger werden darf und auch schon zwei Kinder hat.

    Richtig verboten ist das ja in Deutschland nicht. Es traut sich nur wieder kein Arzt, weil die zu viel Angst vor dem Gesetzgeber haben. Ich finde das total bekloppt, dass eine solche Situation nicht beendet werden kann.

  5. Nella schreibt

    irgendeine gute kooperative Klinik in USA bekannt?
    Nella