Wie diagnostiziert man eine Eileiterschwangerschaft?

Eileiterschwangerschaften treten nach einer Kinderwunschbehandlung häufiger auf als bei einer Schwangerschaft, die auf normalem Wege entstanden ist. Die Wahrscheinlichkeit ist von verschiedenen Faktoren abhängig, die bereits in einem kürzlich hier erschienen Artikel aufgeführt wurden[1].

* Bei vorbestehenden Eileiterschäden war die Rate doppelt so hoch wie normal
* Endometriose steigerte das Risiko für eine Bauchhöhlenschwangerschaft um den Faktor 1,3
* Niedriger war das Risiko (Faktor 0,6), wenn die Frau bereits ein Kind geboren hatte
* Und wenn 2 oder weniger Embryonen zurückgegeben wurden (Faktor 0,7)

Wie aber stellt man fest, ob eine Eileiterschwangerschaft besteht?

Die Diagnose ist außerordentlich schwierig und in den meisten Fällen erst einmal nur eine Verdachtsdiagnose. Nämlich dann, wenn sich bei Vorliegen eines positiven Schwangerschaftstests eine Schwangerschaft in der Gebärmutterhöhle mit Hilfe des Ultraschalls nicht feststellen lässt, was normalerweise in der sechsten Schwangerschaftswoche (4 Wochen nach der Empfängnis) der Fall sein sollte. Nicht auszuschließen ist eine Eileiterschwangerschaft selbst bei sehr niedrigen Blutspiegeln des Schwangerschaftshormons (hCG); selbst bei völligem Fehlen ist eine Eileiterschwangerschaft möglich[2].

Hilfe durch das Schwangerschaftshormon?

Sieht man die Schwangerschaft (noch) nicht im Ultraschall, dann ist der Verlauf des hCG-Wertes bei mehreren Kontrollen häufig aufschlussreich und kann die Diagnose erleichtern. In dem Bestreben, anhand dieser Werte eine Eileiterschwangerschaft auszuschließen oder zu bestätigen, wurden mathematische Modelle entwickelt, die in der Praxis jedoch wenig praktikabel sind [3].

Ein Schwangerschaftshormonwert, der langsam ansteigt oder auf einem Niveau verharrt, legt nahe, dass die Schwangerschaft unter einer Minderversorgung leidet und deswegen auch weniger hCG bildet. Eine aktuelle Studie[4] versucht nun, anhand einer großen Zahl von betroffenen Patientinnen ein Schema festzumachen, anhand dessen man eine Eileiterschwangerschaft erkennen kann.

Dazu wurde die Schwangerschaftshormonwerte von 200 Frauen mit einer Bauchhöhlenschwangerschaft untersucht. Erfolgten mehr als zwei Blutuntersuchungen im Vorfeld, so ließ sich an diesen Werten kein charakteristischer Verlauf festmachen. Legte man die ersten beiden hCG-Werte der Suche nach einer Systematik zugrunde, so zeigte sich durchschnittlich ein Anstieg um 25% in zwei Tagen. Dies ist deutlich flacher als die übliche Verdoppelung (ca.!) alle zwei Tage. Dies bestätigt die weiter oben erwähnte häufig gemachte Beobachtung, dass der Wert bei einer Schwangerschaft außerhalb der Gebärmutter meist flacher ansteigt. So einfach ist es jedoch leider nicht, denn 60% der Frauen hatten zu Beginn einen Anstieg des Schwangerschaftshormons und 40% eine absinkende Tendenz. Da hilft einem der Durchschnittswert nicht so richtig weiter.

Bei den Frauen mit einem initialen Anstieg des hCG betrug der durchschnittliche Anstieg der Werte 75% in zwei Tagen und lag damit niedriger als der Durchschnitt intakter Schwangerschaften in der Gebärmutter. Bei den Frauen mit einem Abfall der Werte zu Beginn der Untersuchungen verlief dieser langsamer als bei „normalen“ Fehlgeburten (27% in zwei Tagen). Kann man somit anhand der Steilheit des Anstiegs bzw. des Abfalls der Werte eine Diagnose stellen? Man kann sicherlich eine Vermutung äußern und solche Verläufe sollten einen bis zur endgültigen Diagnose wachsam bleiben lassen, jedoch ist auch hier keine ausreichende Systematik vorhanden, da 28,8% der Frauen mit einer Eileiterschwangerschaft zunächst einen normalen Hormonanstieg aufwiesen und 8% einen Abfall wie bei einer Fehlgeburt.

Berücksichtigt man also den Verlauf der ansteigenden und abfallenden Werte alleine, dann werden 37% der Eileiterschwangerschaften übersehen. Bei sinkenden Werten kann man sich durch eine weitere konsequente Kontrolle der Werte bis unter die Nachweisgrenze behelfen, oft Korrelat eines so genannten „Tubaraborts“, also einer „Fehlgeburt im Eileiter“. Bei normal steigenden Werten ist auf jeden Fall der Nachweis einer intrauterinen Schwangerschaft zu fordern, um eine Eileiterschwangerschaft auszuschließen. Eine Diagnose alleine durch Bestimmung der hCG-Werte ist nicht möglich

[1] Clayton HB, Schieve LA, Peterson HB, Jamieson DJ, Reynolds MA, Wright VC
Ectopic Pregnancy Risk With Assisted Reproductive Technology Procedures.
Obstet Gynecol. 2006 Mar;107(3):595-604.

[2] Madu AE, Canty S.
Negative betaHCG tubal ectopic pregnancy
J Obstet Gynaecol. 2006 Feb;26(2):181-2

[3] Kirk E, Condous G, Haider Z, Lu C, Van Huffel S, Timmerman D, Bourne T
The practical application of a mathematical model to predict the outcome of pregnancies of unknown location
Ultrasound Obstet Gynecol. 2006 Mar;27(3):311-5

[4] Silva C, Sammel MD, Zhou L, Gracia C, Hummel AC, Barnhart K
Human Chorionic Gonadotropin Profile for Women With Ectopic Pregnancy
Obstet Gynecol. 2006 Mar;107(3):605-610

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Dr. med. Elmar Breitbach ist Facharzt für Frauenheilkunde, Reproduktionsmedizin und Endokrinologie. Er ist als Reproduktionsmediziner seit mehr als 30 Jahren in der Behandlung ungewollter Kinderlosigkeit tätig. Dr. Elmar Breitbach ist Gründer und Betreiber von wunschkinder.de.

 

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