Welchen Einfluss hat Letrozol auf die Gesundheit der Kinder?
Letrozol wird gegenüber dem Clomifen zunehmend bevorzugt. Wie schädlich ist Letrozol für den Nachwuchs?
Letrozol ist ein Medikament zur Stimulation der Eierstöcke. Vor allem bei Frauen, die keinen Eisprung haben – z. B. wegen eines PCO-Syndroms – wird es gegeben, um die Eierstöcke dazu anzuregen, Eizellen heranreifen zu lassen. Über die Wirkweise des Letrozol finden Sie weitere Infos in unserem Theorie-Teil.
Es gibt zahlreiche Medikamente, mit denen man die Follikelreifung normalisieren und verbessern kann. In Tablettenform gibt es jedoch nur das Clomifen, das für diesen Zweck eingesetzt wird. In den letzten Jahren ist jedoch ein alternatives Präparat insbesondere bei Frauen mit einem PCOS in den Vordergrund gerückt: Das Letrozol.
Studien belegen: Letrozol wirkt besser bei geringeren Nebenwirkungen
Das ist vor allem darauf zurückzuführen, dass für das Letrozol in einer großen Übersichtsstudie aus dem Jahre 20181 eine bessere Wirkung bei geringeren Nebenwirkungen im Vergleich zum Clomifen gefunden wurde.
In der Zusammenfassung vieler Studien zu diesem Thema wurde damals Folgendes festgestellt:
- Die Schwangerschaftsrate nach Letrozol ist höher
- Die Lebendgeburtenrate nach Letrozol ist höher
- Die Rate an Überstimulationssyndromen ist gleich
- Mehrlingen treten mit beiden Medikamenten gleich häufig auf
- Fehlgeburten treten mit beiden Medikamenten gleich häufig auf
Gesundheitliche Risiken für Kinder nach Letrozol?
Letrozol hat also einige Vorteile gegenüber dem Clomifen. Allerdings weist es auch einen nicht unwesentlichen Nachteil auf: Clomifen wurde über viele Jahrzehnte hinweg erforscht und angewendet. Beim Letrozol sind die Erfahrungen nicht so umfangreich. Es stellt sich daher die Frage, ob es die Gesundheit der Kinder beeinträchtigt, die mit seiner Hilfe entstehen. Und hier vor allem, ob angeborene Fehlbildungen bei den Kindern häufiger auftreten.
Auch dazu gibt es inzwischen eine Übersichtsarbeit2, in die die Erkenntnisse von 46 wissenschaftlichen Studien einflossen. Am aussagekräftigsten sind sogenannnte randomisierte Studien, in denen unter Berücksichtigung strenger Richtlinien zwei Medikamente miteinander verglichen werden. 14 der besagten Studien wurden auf diese Art durchgeführt. Es fand sich kein Unterschied im Hinblick auf die gesundheitlichen Risiken bei den Kindern im Vergleich zur Behandlung mit Clomifen.
Bei 2,15% der Kinder, die nach Letrozol zur Welt kamen, wurden Fehlbildungen festgestellt. Im Vergleich zum Clomifen find sich hier kein Unterschied (relativ 1 Prozent bei einem sehr kleinen Konfidenzintervall (0.01, 95% CI -0.02, 0.03[/efn_note]. Die Zahlen sind also statistisch aussagekräftig. Auch bei den Studien mit einem anderen Ansatz (Kohortenstudien) fand sich kein erhöhtes Risiko nach Letrozol verglichen mit Clomifen.
Fehlgeburtenrate nicht erhöht
In der Studie wurde ebenfalls der Frage nachgegangen, ob der Anteil der Fehlgeburten in Abhängigkeit vom verwendeten Medikament unterschiedlich ausfiel. Aber auch hier fand sich kein erhöhtes Risiko bei Verwendung des Letrozol. Die Schlussfolgerung der Studienautoren lautet daher:
Noch Fragen?
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Dr. med. Elmar Breitbach ist Facharzt für Frauenheilkunde, Reproduktionsmedizin und Endokrinologie. Er ist als Reproduktionsmediziner seit mehr als 30 Jahren in der Behandlung ungewollter Kinderlosigkeit tätig. Dr. Elmar Breitbach ist Gründer und Betreiber von wunschkinder.de.
Literatur
- Teede HJ, Misso ML, Costello MF, Dokras A, Laven J, Moran L, Piltonen T, Norman RJ; International PCOS Network
Recommendations from the international evidence-based guideline for the assessment and management of polycystic ovary syndrome.
Clin Endocrinol (Oxf). 2018 Sep;89(3):251-268. - Pundir, J., Achilli, C., Bhide, P., Sabatini, L., Legro, R. S., Rombauts, L., … & Thangaratinam, S. (2020). Risk of Fetal Harm with Letrozole Use in Fertility Treatment: A Systematic Review and Meta-Analysis. Available at SSRN 3576837.