Welchen Einfluss hat Alkohol auf die weibliche Fruchtbarkeit?

Ohne allzu sehr ins Detail gehen zu wollen, werden jeder Frau, die schwanger werden möchte, zahlreiche Tipps zu Lebensweise und Verhalten gegeben, um die Chancen zu erhöhen. Wollte man all diese Ratschläge ernst nehmen, würde man vermutlich verhungern und verdursten, da alles irgendwie schädlich ist. Aber es gibt ja nun Substanzen, deren Konsum nicht lebensnotwendig ist, so zum Beispiel Kaffee, über dessen Wirkung hier bereits vor einiger Zeit sehr ausführlich berichtet wurde. Für den Konsum von Alkohol gilt dies umso mehr: Man kann ihn auch einfach weglassen. Die Frage ist jedoch: Ist dies zwingend nötig?

Paare mit Kinderwunsch, aber ohne medizinische Behandlung

Dies ist das Ergebnis einer dänisch-amerikanischen Studie, die kürzlich im „British Medical Journal“ publiziert wurde. Dabei wurden über einen Zeitraum von mehr als 8 Jahren die Geschichte von 6120 dänischen Frauen beobachtet, die mit ihrem Partner eine Schwangerschaft anstrebten, dabei aber keine Behandlung in Kinderwunsch-Kliniken in Anspruch nahmen.

Der Alkohol-Konsum wurde von den Probandinnen berichtet und unterteilt in Bier (0,33 Liter), Wein (120 ml), Likör (50 ml) und Stärkeres (20 ml). Die Frauen wurden in Gruppen unterteilt mit „Standardmengen pro Woche“: Abstinent, 1-3, 4-7, 8-13 und ≥14. Die Erfassung der Daten wurde fortgesetzt bis zum Eintritt einer Schwangerschaft, bis zum Beginn einer Kinderwunschbehandlung oder max. 12 Zyklen.

Weinglas Wieviel Wein verträgt die Fruchtbarkeit? /caption]

Eine komplette Abstinenz scheint nicht notwendig zu sein

In dem Beobachtungszeitraum wurden 4210 Frauen schwanger (69%). Die durchschnittliche Menge aufgenommenen Alkohols war mit 2,0 „Standardmengen pro Woche“ recht übersichtlich, jedoch gab es aufgrund der großen Zahl beobachteter Frauen auch genügend Abstinenzler und Vieltrinker, um eine Korrelation herstellen zu können (Für Statistikfreunde: bei allerdings großem Konfidenzintervall), wie in der Graphik unten erkennbar:
Fruchtbarkeit und Alkoholkonsum

Ob nun Bier oder Wein getrunken wurde, machte keinen Unterschied. Statistisch nicht relevant war der der Einfluss des Alkohols bei bis zu 14 „Drinks“ pro Woche. Die Kurve fällt zwar in der Graphik ab, aber nicht stark genug für Statistiker.

Bei mehr als 14 Drinks pro Woche fiel die Schwangerschaftswahrscheinlichkeit um 18% im Vergleich zu Frauen, die gar keinen Alkohol zu  sich nahmen.

Der negative Einfluss des Alkohols ist – wenn auch nachweisbar – deutlich geringer, als ich es erwartet hätte und es gibt auch einige Studien, die eindeutigere Zusammenhänge herstellen konnten. Es sei aber auch darauf hingewiesen, dass eine ältere Studie mit fast 30.000 Probandinnen (auch aus Dänemark) ergab, dass Weintrinkerinnen unabhängig von der Menge ihres Konsums durchschnittlich schneller schwanger wurden, als Frauen, die keinen Wein tranken [2]. Prösterchen…

[1] Mikkelsen EM, Riis AH, Wise LA, Hatch EE, Rothman KJ, Cueto HT, Sørensen HF
Alcohol consumption and fecundability: prospective Danish cohort study
BMJ 2016;354:i4262 (Published 31 August 2016)

[2] Juhl M, Olsen J, Andersen AM, Grønbaek M.
Intake of wine, beer and spirits and waiting time to pregnancy.
Hum Reprod2003;18:1967-71. doi:10.1093/humrep/deg376 pmid:12923158.

Foto von Wojtek Szkutnik

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Dr. med. Elmar Breitbach ist Facharzt für Frauenheilkunde, Reproduktionsmedizin und Endokrinologie. Er ist als Reproduktionsmediziner seit mehr als 30 Jahren in der Behandlung ungewollter Kinderlosigkeit tätig. Dr. Elmar Breitbach ist Gründer und Betreiber von wunschkinder.de.
 

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Kommentar

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1 Kommentar
  1. Schnappsdrossel ;-) schreibt

    Passt zu meinem erleben. Im Zyklus als ich schwanger wurde habe ich bei einem Fest auf dem Bierwagen gestanden, habe Fässer gewuppt, das eine oder andere Bier mit den Gästen verköstigt, ein paar Schnäpse waren auch mit dabei.
    Eine Woche später, 5 Tage bevor ich eigentlich testen sollte (war GVnP) dann der erste positive Test, noch welche gekauft und auch die waren positiv.
    Es endete zwar in einer MA nach Herzaktivität, aber welche Ursache es hatte ist ungeklärt, ich tippe auf Microthrombus im Embryo wegen meines erhöhten LPa.