Weiter Kritik an Hwang Woo-suk

Der sükoreanische Wissenschaftler Hwang Woo-suk ist in die Kritik geraten, weil er Eizellen von Mitarbeiterinnen für seine Forschungen verwendete und anderen Spenderinnen Geld für ihre Eizellen gab. Außerdem gab es bei einer Veröffentlichung in diesem Jahr Unstimmigkeiten mit den in der Publikation verwendeten Fotos. Nun scheint es weitere Probleme mit dieser Veröffentlichung zu geben.

Indessen ist die New York Times offenbar einem dritten Fauxpas auf der Spur. Wie die US-Zeitung am Wochenende berichtete, gibt es Unstimmigkeiten bei den abgebildeten genetischen Fingerabdrücken. Sie sollen dokumentieren, dass die jeweiligen embryonalen Stammzelllinien tatsächlich zu dem Patienten passen, aus dessen Körperzellen sie hergestellt wurden. Einige der in der Arbeit abgebildeten Fingerabdrücke seien sich jedoch ungewöhnlich ähnlich. Die Science-Redaktion hat bereits reagiert und von Hwang eine Erklärung verlangt. Nun sollen Experten die Originalunterlagen einsehen, um den Fall zu bewerten, heißt es in der New York Times.

[Update 14.12.05]: Aufgrund zunehmender Unsicherheit über die Validität der Daten in der publizierten Studie verlangt der Stammzellspezialist Dr. Gerald Schatten von der University of Pittsburgh die Streichung seines Namens von der in „Science“ veröffentlichten Studie.

„My careful re-evaluations of published figures and tables, along with new problematic information, now casts substantial doubts about the paper’s accuracy,“ Schatten said in a letter to Science, also released to Reuters.

„Over the weekend, I received allegations from someone involved with the experiments that certain elements of the report may be fabricated.“

Man fragt sich natürlich, warum diese sorgfältige Begutachtung durch Schatten erst jetzt stattfindet, denn dies war bereits vor der ersten Veröffentlichung seine Aufgabe. Das macht den Eindruck einer Ratte, die das sinkende Schiff verlässt, nachdem sie vorher ganz bequem im Wind des Kollegen mitgesegelt ist.

[Via: Berliner Zeitung | Reuters]

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Dr. med. Elmar Breitbach ist Facharzt für Frauenheilkunde, Reproduktionsmedizin und Endokrinologie. Er ist als Reproduktionsmediziner seit mehr als 30 Jahren in der Behandlung ungewollter Kinderlosigkeit tätig. Dr. Elmar Breitbach ist Gründer und Betreiber von wunschkinder.de.

 

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Kommentar

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18 Kommentare
  1. Fassi schreibt

    All das ist sehr faszinierend.
    Einerseits die Forschungsergebnisse selbst und andererseits die Demonstration des Prinzips, dass Veröffentlichungen tatsächlich durch die Forschergemeinschaft kritisch überprüft und diskutiert und kontrolliert werden – was ja auch besonders in D stark bezweifelt wird, wenn man lieber mit dem Finger auf das ethisch tieferstehende Ausland zeigt..um dann später von der Forschung zu profitieren ?

    it dem Schatten der auf seiner Forschung liegt, 20 Koreanerinnen erhielten je 1400 Dollar für die Eizellspende und die beiden abhängigen Institutsangestellten deren Freiwilligkeit stark angezweifelt werden darf – damit muss Herr Hwang nun leben und " leiden", er war eine Woche wegen Erschöpfung im Krankenhaus und hat eine Überprüfungskommission an seiner Hochschule beauftragt 🙂
    Info: http://www.netzeitung.de/wissenschaft/372583.html

  2. Fassi schreibt

    Mit Prinzip meinte ich die " wissenschaftliche Methode" so wie das auch Prof. Detlev Ganten im Buch "Leben, Natur, Wissenschaft – alles, was man wissen muss" ( sehr empfehlenswert !!)idealistisch beschreibt:
    "Jeder, der wissenschaftlich arbeitet, hält sich an diese Voraussetzungen. Und er hält sich an die grundsätzlichen Vorgaben der wissenschaftlichen Methode, die 5 Schritte umfasst:
    1. Beobachtung 2. Hypothesenbildung 3. Experiment
    4. Schlussfolgerung 5. Veröffentlichung der Ergebnisse
    …Wissenschaft wird so organisiert, dass jeder, der auf diesen Erkenntnissen aufbauen möchte, die erforderlichen Informationen finden kann… Da grundsätzlich jedes Ergebnis von Anderen überprüft wird, haben hier Lügen wirklich kurze Beine"
    was ja nun bei den Fotos überprüft wird ?

  3. Reaba schreibt

    Jedem, der unwissenschaftlich nach Fassis genannten Kriterien arbeitet, sollte auf die Pfoten geklopft werden! Da verstehe ich die Aufregung durchaus….zu dem würde das "Klonrennen" ja wieder neu eröffnet.

    Was ich aber befremdlich finde ist die "moralische Aufregung" über Eizellen für Geld. Bekommt im Ausland, wo HI viel häufiger praktizert wird, als in D, nicht auch jeder Spender von Spermien eine "Aufwandsentschädigung"? Regt sich darüber auch irgendwer moralisch auf – scheinbar nicht.
    In Hwangs Fall könnte man sagen, daß es fragwürdig ist, dafür seine Angestellten zu bemühen.

    Grundsätzlich finde ich aber Samenspende und Eizellspende vom Prinzip her gleichwertig und verstehe daher das "moralische, westliche Entsetzten" hierzu Lande wieder mal nicht.

  4. Rebella schreibt

    Naja, Reaba, gleichwertig sehe ich das nicht. Immerhin kann man den Eingriff in den Körper der Frau doch nicht mit einer Samenspende gleichsetzen. Der "Aufwand" ist ja bei der Frau auch viel höher.

    Ich sehe den Kritikpunkt eher darin, dass gerade für Frauen aus ärmeren Ländern auch ein Betrag von um die 1.000 Euro ein kleines Vermögen ist und sie sich deshalb in ihrer Armut leicht dazu gedrängt fühlen können, Eizellen zu spenden. Und eine Umgebung, die eine Eizell-"spende" aus finanzieller Not ermöglicht, betrachte ich ethisch nicht als so sauber. Deshalb u.a. bin ich auch unbedingt für die Zulassung in Deutschland, weil wir hier doch eher aus einer idealistischen Einstellung heraus spenden würden. Das dagegen verbuche ich unter Selbstbestimmung. Ich denke allerdings, dass die wissenschaftlichen Mitarbeiterinnen des Herrn Hwang Woo-suk finanziell nicht so bedürftig gewesen sind.

  5. Reaba schreibt

    @Rebella

    Ich sehe das biologisch als absolut gleichwertig an – alles weitere ist persönliche Einstellung und – als Spender – Verhandlungssache.

  6. E. Breitbach schreibt

    Ich sehe es so wie Rebella. Die von ihr angesprochene Problematik ist auch die. welche dazu führte, dass solche Eizellspenden für Studienzwecke nicht bezahlt werden sollen

    Ich denke allerdings, dass die wissenschaftlichen Mitarbeiterinnen des Herrn Hwang Woo-suk finanziell nicht so bedürftig gewesen sind

    Doch und zwar im Hinblick auf ihre Karriere. das sehe ich als sehr viel problematischer an als die Bezahlung der Spende.

  7. Reaba schreibt

    Dann sollte sich die Kritik allerdings primär an das dortige politische System richten, das Rahmenbedingungen schafft, die solche Sachzwänge für Angestellte erst ermöglichen.

    In einem freien Land mit liberalen Gesetzen halte ich Spenden von Keimzellen für Privatsache – eigentlich egal ob zu Forschungs- oder Reproduktionszwecken.

  8. Fassi schreibt

    Ich bin sicher, dass dieses Moralisieren, welches überwiegend auf feministisch-kulturalistischen Theorien und fundamental christlichen Auffassungen beruht, auf Dauer nicht ausreicht um die widersprüchlichen Regelungen bioethischer Fragestellungen zu legitimieren.

    Absehbar werden die importierten Stammzell-linien nicht für die Forscher nicht mehr " ausreichen"
    Betroffene Paare erkennen zunehmend, dass sie die Folgen dieser zweifelhaften Symbolpolitik ausbaden müssen.
    Falls Stammzelltherapien bei der Therapie schwerster Krankheiten funktionieren, dafür noch Eizellspenden nötig sind ( evtl. künftig nicht mehr – künstliche Keimzellen ?) dann kann sich D dem nicht auf Dauer entziehen, wie bei der IVF, deren Entwicklung in Australien stattfand.
    z.B.: ein Kind wäre nach einem Badeunfall gelähmt, man könnte dies mit Stammzelltherapie( Eizellspende, therapeutisches Klonen) heilen aber nur im Ausland ?
    Die Gesetze werden vermutlich verändert, aber es werden sich womöglich nur wohlhabende solche Therpien leisten können, siehe IVF in D.

  9. Klingon Lady schreibt

    @Raba: Was haben Sachzwänge in diesem Zusamenhang mit dem koreanischen politischen System zu tun? Überall, wo Arbeit schwer zu finden ist, werden Angstellte ausgebeutet. Sei es, daß sie in ihrer Freizeit dem Chef beim Hausbau helfen "müssen", auf Sicherheitsmaßnahmen am Arbeitsplatz verzichten sollen, um die Overheads zu senken – oder eben mehr oder weniger zum Eizellenspenden genötigt werden. Das Gleiche hätte m.E. auch hier passieren können.

  10. Klingon Lady schreibt

    PS: Ein noch besseres Beispiel ist vielleicht die Angestellte, die vom Vorgesetzten zum Beischlaf genötigt wird. Kann mir doch keiner erzählen, daß das in Deutschland nicht vorkommt, schon gar nicht bei der derzeitigen Arbeitsmarktlage…

  11. Reaba schreibt

    @Klingo Lady

    Hier hast du eine sichere Rechtsgrundlage dich gegen solche Ausbeutung/Sachzwänge erfolgreich zu wehren – in Korea auch? Politische System schaffen vernünftige Rechtsgrundlagen.

    @Fassi

    Vollste Zustimmung für deine Einschätzung!

  12. E. Breitbach schreibt

    Hier hast du eine sichere Rechtsgrundlage dich gegen solche Ausbeutung/Sachzwänge erfolgreich zu wehren

    Nochmal: es handelte sich hier auch um Doktoratinnen. Also Personen, deren weitere Karriere in hohem Maße auch vom Wohlwollen des HWS abhängt.

    Ich könnte mir ähnliche Szenarien auch in Deutschland vorstellen und das ist hochgradig problematisch, völlig unabhängig vom Rechtssystem. Man sollte übrigens nicht den Fehler machen, Nord- und Südkorea miteinander zu verwechseln.

    Ein Jura-Professor in Hannover hat übrigens die Abhängigkeit von Mitarbeiterinnen in der von Klingon Lady genannten Weise genutzt. Es ist zwar zutage gekommen, ich möchte aber nicht wissen, wie lange das unentdeckt lief, bevor es an die Öffentlichkeit kam

  13. Reaba schreibt

    Sorry Doc, hab da immer noch eine andere Auffassung zu (ohne die Koreas verwechselt zu haben :-)):

    "Opfer" ist man bei sowas erst, wenn man sich in die Opferrolle hineinfügt und keinen Widerstand leistet – ob nun Doktorandin oder Putzfrau (auch egal aus welchen Motiven!).

    Natürlich ist das nicht sauber gelaufen mit den Eizellspenden – ohne weiter darüber diskutieren zu müssen. Und natürlich passieren auch bei uns (weltweit!) täglich solche Erperssunegn aus Abhängigkeitssituationen heraus (auch mit umgekehrten Geschlechterrollen).

    Ist doch die Frage ob das allein Grund genug ist hier am Verbot festzuhalten oder wenn es zu Veränderungen käme, uns mit noch einem weiteren "Schutzgesetz" zu beglücken? Ich denke Fassi hat das richtig eingeschätzt: es wird auch bei uns sehr bald ein Thema werden – und dann sollte man aus alten, moralisch fragwürdigen "Schutzgesetzen" doch etwas gelernt haben, oder nicht?

  14. E. Breitbach schreibt

    Von mir dann noch mal dies:

    Es handelt sich um internationale Richtlinien, nämlich die Deklaration von Helsinki des Weltärztebundes, gegen die hier verstoßen wurde und die daher keine deutsche oder europäische Spezialität ist.

    Medical experts say the key to the dispute lies in the Declaration of Helsinki, an international charter adopted in 1964 by the World Medical Association that outlines ethical principles for medical research involving human subjects.

    The declaration states that"when obtaining informed consent for the research project the physician should be particularly cautious if the subject is in a dependent relationship with the physician or may be under duress."

    Bevor jetzt jemand sagt, dass 1964 ja schon ziemlich lange her ist, dann sei der Hinweis gestattet, dass diese Deklaration im Jahre 2000 zuletzt geändert und erneuert wurde.

  15. Fassi schreibt

    @ Dr. Breitbach, nach Ihrem 1. interssanten Hinweis fand ich eine Übersetzung bei der Bundesärztekammer:
    " 23. Beim Einholen der Einwilligung nach Aufklärung für das Forschungsvorhaben muss der Arzt besonders zurückhaltend sein, wenn die Person in einem Abhängigkeitsverhältnis zu dem Arzt steht oder die Einwilligung möglicherweise unter Druck erfolgt. In einem
    solchen Fall muss die Einwilligung nach Aufklärung durch einen gutunterrichteten Arzt eingeholt werden, der mit diesem Forschungsvorhaben nicht befasst ist und der keine Beziehung zu den Personen hat, die in diesem Abhängigkeitsverhältnis zueinander stehen."
    Seite 122 , Handbuch der Deklarationen des Weltärztebundes – Deutsche Fassung – 2004 (PDF, 1,1 MB)
    http://www.bundesaerztekammer.de/30/Auslandsdienst/99Handbuch2004.pdf

  16. E. Breitbach schreibt

    🙂

    Ich hätte mir das googeln sparen können, ich hatte eigentlich schon fest damit gerechnet, dass Sie auch eine deutsche Übersetzung dazu bereits gefunden haben

  17. Fassi schreibt

    So nun isses passiert 🙂
    Hwang hat angeblich eine Fälschung !! gestanden, sagt ein Kollege..
    und Prof. Ganten ist sicher nicht erfeut, dass das Prinzip der wissenschaftliche Methode auf diese Weise bestätigt wurde..

    http://de.news.yahoo.com/15122005/3/klonpionier-hwang-gesteht-angeblich-manipulation.html

  18. tonno schreibt

    Zum Spenden von Eizellen habe ich hier noch etwas gefunden:

    http://wissenschaften.blogspot.com/2006/01/sdkorea-zwang-zur-eizellspende.html

    Das klingt wirklich nicht ganz sauber