Spermien zu Hause gewinnen: Schlechtere Qualität?

Überschreitet der Transport die Zeit von einer dreiviertel Stunde nicht, macht es keinen Unterschied

Zur Beurteilung der männlichen Fruchtbarkeit wird üblicherweise ein Spermiogramm durchgeführt. Um die Spermienqualität besser beurteilen zu können, wird dabei oft darauf bestanden, dass die Probe in der Praxis gewonnen wird, in der die Untersuchung stattfindet. Ist das wirklich notwendig?

Es mag Männer geben, die die Vorstellung zumindest unterhaltsam finden, Spermien in einer urologischen Praxis oder Kinderwunschklinik abzugeben. Jedoch ist es in der Praxis alles andere als angenehm. Nicht selten gibt es keine gesonderten Spenderäume, sondern nur eine Männertoilette. Und selbst wenn es spezielle Räume zur Abgabe des Ejakulats gibt, so sind diese meist alles andere als anheimelnd oder gar stimmungsvoll. Mit anderen Worten: Es kann durchaus stressig werden und schwierig sein, eine Probe abzugeben.

Zu Hause ist es netter

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Da könnte man ja durchaus schnell auf die Idee kommen, die Probe zu Hause zu gewinnen. Natürlich ist die Atmosphäre zu Hause angenehmer. Die Frage ist nur, ob das einen Einfluss auf die Qualität der Spermien hat.

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Denn niemand wohnt gleich bei der Kinderwunschpraxis um die Ecke. Und man könnte ja annehmen, dass die Qualität der Spermien abnimmt, wenn man sie noch eine Stunde durch die Gegend fährt.

Im Falle eines rein diagnostischen Spermiogramms hätte dies ja nur einen etwas schlechteren Befund zur Folge. Aber wenn die Spermien für eine Insemination benötigt werden, ist schon wichtig, optimale Voraussetzungen zu haben. Anders herum mag es ja auch sein, dass die Wohlfühlatmosphäre zu Hause die Spermienqualität verbessert.

Ist es in der Praxis denn wirklich besser?

Was liegt also näher, diese Frage in einer Studien zu klären. Und das Setting für diese Studie1 war denkbar einfach: Ein Team der Andrologie an der Universität Frankfurt am Main, bat 101 Männer, zwei Ejakulatproben abzugeben. Eine wurde zu Hause, die andere in der Klinik gewonnen.  59 gewannen die erste Probe in der Klinik und die zweite Probe zu Hause, bei den anderen 42 war die Reihenfolge umgekehrt.

Die Auswertung der Proben erfolgte standardisiert nach WHO-Kriterien.

Die längste Anfahrtszeit betrug 45 Minuten und die Probanden wurden angewiesen, die Probe warm zu halten.

Nein, es findet sich kein Unterschied

Die Auswertung ergab keinen nennenswerten Vorteil oder auch nur Tendenz zugunsten eines Gewinnungsorts. Außerdem wurde mit einem Fragebogen das Befinden abgefragt. Bei der Gewinnung der Probe uu Hause war die Partnerin öfter beteiligt (25 % vs. 9 %). Daher wundert es einen auch nicht, dass 85 % der Befragten die Gewinnung zu Hause bevorzugten.

Die Schlussfolgerung der Autoren: „Bei einer Transportzeit von < 1 Stunde bis zum Beginn der Ejakulatuntersuchung werden deren Ergebnisse nicht vom Ort der Ejakulatgewinnung beeinflusst.

 

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Dr. med. Elmar Breitbach ist Facharzt für Frauenheilkunde, Reproduktionsmedizin und Endokrinologie. Er ist als Reproduktionsmediziner seit mehr als 30 Jahren in der Behandlung ungewollter Kinderlosigkeit tätig. Dr. Elmar Breitbach ist Gründer und Betreiber von wunschkinder.de.
 

Literatur

  1. F. Ochsendorf, S. Stein, M. Meissner
    Einfluss des Gewinnungsorts auf die Ejakulatqualität
    J Reproduktionsmed Endokrinol_Online 2018; 15; Supplementum 1; S. 7
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