

In welcher SSW bin ich? So berechnet man die Schwangerschaftswoche
Wie berechnet man die Schwangerschaftswoche und den Entbindungstermin? Was muss man bei einer künstlichen Befruchtung dabei beachten?
Wenn man gerade schwanger geworden ist oder eine Schwangerschaft gerade eingetreten sein könnte, dann möchte man natürlich gerne wissen, wie weit man ist. Man möchte die Schwangerschaftswoche berechnen und möglichst auch gleich den Entbindungstermin. Mit unserem Eisprungkalender lässt sich auch die Einnistung, der beste Zeitpunkt für den Schwangerschaftstest und noch einige andere Termine1 schnell ausrechnen. Hier geht es zum Eisprungkalender.
Schwangerschaftswoche berechnen bei normaler Empfängnis
Die Berechnung des Entbindungstermins geht auf Zeiten zurück, in denen man noch nichts von Hormonen oder Eisprung wusste. Das einzig erkennbare Zeichen des weiblichen Hormonhaushaltes war damals die Regelblutung und daran orientierte sich naturgemäß die Berechnung. Bei einem regelmäßigen 28-Tage-Zyklus dauerte eine Schwangerschaft dann 40 Wochen ab dem ersten Tag der letzten Regelblutung. Oder wenn man die Original Naegelsche Regel nimmt:
Diese Regel funktioniert nur bei einem klassischen 28-Tage-Zyklus und wird auch in der wissenschaftlichen Literatur2 als unzureichend genau beurteilt. Wie jedoch kann man die Schwangerschaftswoche berechnen, wenn der Zyklus länger oder kürzer ist?
Ist die durchschnittliche Zykluslänge kürzer, tritt also der Eisprung früher ein als in einem „üblichen“ 28-Tage-Zyklus, dann ist der Geburtstermin entsprechend früher. Und bei längeren Zyklen schlägt man die Abweichung vom 28 Tage-Zyklus auf die 40 Wochen drauf. Z. B. 30-Tage-Zyklus: 40 Wochen und zwei Tage vom Beginn der letzten Regel.
Schwangerschaftswoche berechnen bei der künstlichen Befruchtung
So simpel ist das bei der normalen Empfängnis. Wie ist es jedoch bei der IVF oder anderen Maßnahmen, bei denen der Zeitpunkt der Empfängnis mehr als sicher bekannt ist?
Wann ist denn eigentlich der Zeitpunkt der Empfängnis?
- Bei einfacher Hormonbehandlung: Der Tag des Eisprungs
- Nach einer Insemination: Tag der Insemination = Tag des Eisprungs
- Nach künstlicher Befruchtung: Der Tag der Punktion (Entnahme der Eizellen)
Kann man da nicht eigentlich auch einfach den Tag der letzten Blutung nehmen?
Nein, kann man nicht, da durch die hormonelle Vorbehandlung der Zeitpunkt der Punktion sehr deutlich von dem Zeitpunkt des Eisprungs im natürlichen Zyklus abweichen kann. Außerdem ist die Berechnung ohnehin genauer, da man den Zeitpunkt des Eisprungs ja genau kennt. Ab diesem startet dann ja die Entwicklung des Embryos.
Wenn man also den Tag der Punktion/Insemination kennt, dann kann man das ja relativ simpel auf den „üblichen“ 28-Tagezyklus übertragen. Bei diesem wäre ja der Eisprung am 14. Zyklustag oder anders formuliert: Der Beginn der Regel läge zum Zeitpunkt des Eisprungs bei dem 28-Tage-Zyklus 14 Tage zurück. Und ab da 40 Wochen…
Hatte ich meine Punktion also am 1.2.2016, dann bin ich am 20.2.in der 4+6 Schwangerschaftswoche. Obwohl die Punktion also erst 2 Wochen und 6 Tage zurückliegt, da ich noch zwei Wochen hinzurechne, was einen dann auf 4 Wochen plus 6 Tage bringt.
Man könnte aber doch einfach ab dem Eisprung 38 Wochen als Entbindungstermin nehmen?
Das könnte man machen. Und das wäre auch irgendwie logischer. Aber nicht jede Frau kennt den Zeitpunkt ihres Eisprungs so genau wie diejenigen, die sich in der Kinderwunschbehandlung befinden und da bleibt dann nur die gute alte Naegelsche Regel zur Berechnung.
Und da diese Regel auch heute noch die Grundlage für die Angabe der Schwangerschaftswochen ist, sollte man auch nach einer künstlicher Befruchtung diese 14 Tage hinzuzählen, damit die Angaben zur Schwangerschaftswoche für alle Frauen unabhängig von der Entstehung der Schwangerschaft vergleichbar bleiben.
Wenn der Titel des Artikels nun sagte „Schwangerschaftswoche berechnen leicht gemacht„, dann merkt man nun, dass das Thema ein wenig zu komplex ist, um es einfach abzuhandeln. Wen aber der ganze theoretische Überbau nicht interessiert, der sei noch einmal abschließend auf unsere interaktiven Hilfen hingewiesen, damit geht es nämlich wirklich einfach und schnell:
Besonderheit der Berechnung von SSW und Entbindungstermin beim Kryotransfer
Bei der Verwendung zuvor eingefrorener Eizellen/Embryonen im Rahmen einers Kryotransfers ist die Berechnung der SSW noch ein wenig schwieriger, da die Punktion als zeitliche Basis fehlt. Eine klare Vorgabe für die Berechnung gibt es da nicht.
Naheliegend ist es jedoch, die Berechnung der SSW vom Entwicklungsstadium am Tage des Transfers abhängig machen. Wird also ein 4-Zeller transferiert, dann wäre dies gleichzusetzen mit einem Transfer 2 Tage nach der Punktion, bei einem 8-Zeller sind es 3 Tage und bei Blastozysten wären es 5 Tage nach der Punktion. Man nimmt also den Transfer-Tag und geht die entsprechende Anzahl an Tagen zurück, an dem dann die „virtuelle“ und für die Rechnerei maßgebliche Punktion stattgefunden hätte, wäre es denn ein „frischer“ Transfer gewesen.
Noch Fragen?
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Dr. med. Elmar Breitbach ist Facharzt für Frauenheilkunde, Reproduktionsmedizin und Endokrinologie. Er ist als Reproduktionsmediziner seit mehr als 30 Jahren in der Behandlung ungewollter Kinderlosigkeit tätig. Dr. Elmar Breitbach ist Gründer und Betreiber von wunschkinder.de.
Literatur
- Naegele HF J, Grenser WL. Lehrbuch der Geburtshülfe. 1872. 8. Auflage. Verlag v. Zabern; Mainz:
- Komlew, A. (2016). Ist die Naegelsche Regel nach 200 Jahren noch aktuell?. Die Hebamme, 29(06), 340-344.
[…] haben dazu hier einen Artikel, der sehr ausführlich erklärt, wie man die Schwangerschaftswoche nach IVF und ICSI oder nach Kryotransfer und Insemination […]
Vielen lieben Dank auch für diesen Artikel bzw. das Update dazu! 🙂
Das mit dem 28-Tage Zyklus haut aber nicht bei allen Frauen hin: dieser rechnet ja pauschal mit dem ES an ZT 14. Man kann jedoch einen 28Tage Zyklus haben, den ES aber auch erst an ZT 18 z.B. (wie bei mir).
Deshalb gibt es anscheinend die teils großen hcg-Spannen für den einzelnen SSW-Tag.
(da fällt mir auf: gibt es denn eine Studie o.ä. die die hcg-Werte nach IUI, IVF, etc sammelt und vergleicht? Da müssten ja die hcg-Spanne etwas kleiner ausfallen..andererseits ist der Körper ja keine Maschine 😉 )
Ja, es gibt natürlich viele Studien, da das sogar als Voraussetzung haben. Ob es nun positive LH-Tests oder IVF/IUI sind, spielt dabei ja eigentlich keine Rolle. Hauptsache ist, dass man den Zeitpunkt der Ovulation kennt. Und Sie haben recht: das mit dem 28-Tage-Zyklus ist ein vereinfachtes Modell.