PID: Mehr Schwangerschaftsrisiken nach genetischer Untersuchung der Embryonen?

Mehr Schwangerschaftskomplikationen nach Präimplantationsdiagnostik

Nach einer genetischen Untersuchung von Embryonen im Reaganzglas (Präimplantationsdiagnostik) scheinen Schwangerschaftskomplikationen häufiger vorzukommen.

In ausgewählten Fällen ist die genetische Untersuchung von Embryonen im Reagenzglas ja nun auch in Deutschland bereits erlaubt. Vor allem dient diese Diagnostik vor der Einnistung (Präimplantation) der Vermeidung schwerer Erbkrankheiten, die mit dem Überleben des geborenen Kindes nicht vereinbar ist oder wenn absehbar dadurch Fehlgeburten ausgelöst werden.

Das Prinzip der PID (Präimplantationsdiagnostik) ist vom Prinzip her recht simpel. Man entnimmt einem reifen Embryo (Blastozyste) ein Paar Zellen seiner äußeren Hülle (Trophektoderm). Das Ganze nennt sich dann „Trophektodermbiopsie“.Blastozyste Trophoblast Embryoblast

Auf dem Bild sieht man eine Blastozyste und hier ist die äußere Hülle mit „Zona pellucida“ beschriftet. Das ist der Name für die Eizellhülle. Direkt darunter findet sich der Trophoblast, dessen äußere Zellen das sogenannte Trophektoderm bilden (= „äußere Haut des Trophoblasten“). Hier kann man mit einer entsprechenden Pipette nach Eröffnung der Zona pellucida Zellen entnehmen. Dabei handelt es sich dann um Zellen des Embryos an denen sich dann Erbkrankheiten ausschließen lassen oder ggf. auch bestätigen.

Da das nun auch in Deutschland erlaubt ist, interessiert nun auch hierzulande, ob sich daraus Risiken für die Schwangerschaft und die Kinder ergeben.

Mehr Schwangerschaftskomplikationen?

Eine Gruppe Wissenschaftler aus den USA beobachtete den Verlauf der Schwangerschaften von 177 Frauen nach einer PID durch Trophektodermbiopsie und verglichen diese mit dem Schwangerschaftsverlauf von 180 Frauen nach einer IVF ohne PID1. Eine der häufigsten Komplikationen in der Schwangerschaft ist die „Schwangerschaftsvergiftung“, also die Präeklampsie. Diese Erkrankung betraf mehr als jede zehnte Schwangerschaft nach einer Embryonenbiopsie (10,4%) und nur 4,1%, wenn keine PID durchgeführt wurde. Soweit die schlechten Nachrichten.

Und nun zu den guten Nachrichten. Es fanden sich keine Unterschiede bei folgenden Ereignissen:

  • Gestationsdiabetes (Schwangerschaftszucker)
  • Vorzeitiger Blasensprung
  • Blutungen nach der Geburt
  • Frühgeburt
  • Niedriges Geburtsgewicht
  • Fehlbildungen der Kinder
  • frühkindliche Erkrankungen.

Dennoch kommen die Autoren der Studie zu dem Schluss, dass wegen des um das Dreifache erhöhten Präeklampsierisikos weitere UNtersuchungen zu den Ursachen notwendig sind.

 

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Dr. med. Elmar Breitbach ist Facharzt für Frauenheilkunde, Reproduktionsmedizin und Endokrinologie. Er ist als Reproduktionsmediziner seit mehr als 30 Jahren in der Behandlung ungewollter Kinderlosigkeit tätig. Dr. Elmar Breitbach ist Gründer und Betreiber von wunschkinder.de.
 

Literatur

  1. Zhang, W. Y., von Versen-Höynck, F., Kapphahn, K. I., Fleischmann, R. R., Zhao, Q., & Baker, V. L. (2019). Maternal and neonatal outcomes associated with trophectoderm biopsy. Fertility and Sterility.
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Kommentar

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1 Kommentar
  1. Claru schreibt

    Könnte es bei Assited Hatching die gleichen Probleme geben?
    Jetzt in meiner 2. Schwangerschaft habe ich von Anfang an Probleme mit der Plazenta, und werde überwacht wegen Präeklampsie-Risiko, was ich bei der ersten überhaupt nicht hatte. Diesmal hatte ich Hatching eines Kryo-PN, beid er ersten war es eine "frische" Blastozyste.