PCO-Syndrom: Letrozol statt Clomifen?

Zur Stimulation der Eierstöcke beim PCOS wird nun Letrozol bevorzugt

Das PCO-Syndrom ist eine der häufigsten organischen Störungen bei Frauen mit unerfülltem Kinderwunsch. Im Vordergrund dieser Erkrankung stehen der unregelmäßige Zyklus und der ausbleibende Eisprung. Die Ausprägung kann sehr unterschiedlich sein, oft gehen auch Übergewicht und eine Insulinresistenz mit dem PCO einher. Die Behandlung erfolgt über viele Optionen an den Symptomen orientiert. Zur Herbeiführung des Eisprungs gibt man Hormone. Letrozol scheint dem Clomifen dabei überlegen zu sein.

Clomifen war beim PCO-Syndrom das Mittel der Wahl

Vor zehn Jahren wurde ein Konsensus-Papier veröffentlicht1, welches als Anleitung zur Behandlung des PCO-Syndroms gelten sollte. Wir hatten es damals hier zusammengefasst. Da das PCO-Syndrom oft mit Übergewicht und Insulinresistenz einhergeht, rät man den Frauen erst einmal zur einer Ernährungsumstellung und auch Veränderung der Lebensführung (Sport).

In diesen Empfehlungen folgte als erster Schritt zur medikamentösen Behandlung die Gabe von Clomifen. Es wurde damals als Mittel der ersten Wahl bezeichnet. Und in der Tat sind die Ergebnisse der Behandlung des PCO-Syndroms mit Clomifen gut. Allerdings unternahm man in den letzten Jahren vermehrt Versuche, die Eierstöcke mit Letrozol zu behandeln. Letrozol ist ein sogenannter Aromatase-Hemmer. Er hemmt die Östrogenbildung in den Eierstöcken und dadurch wird die Hirnanhangsdrüse zur vermehrten Ausschüttung des Follikelstimulierenden Hormons (FSH) angeregt. Im Vergleich zum Clomifen hat es weniger Nebenwirkungen auf Gebärmutterhalssekret und Gebärmutterschleimhaut und wird auch besser vertragen.

Aktuelle Studien: Letrozol ist besser als Clomifen

In den meisten Studien ist das Letrozol nur zur Behandlung von Brustkrebs bei Frauen nach den Wechseljahren zugelassen. Deswegen entschied man sich im Zweifel dann doch lieber für das bewährte – und für den Zweck zugelassene – Clomifen. In den letzten Jahren wurden jedoch zunehmend häufiger Studien publiziert, die auch nach strengen wissenschaftlichen Kriterien belegten, dass Letrozol dem Clomifen sogar überlegen ist. Zuletzt im Jahr 2018 erfolgte eine aktuelle Bestandsaufnahme der Studien zu diesem Thema.

Hier zeigt sich, dass bei Vergleichsstudien das Letrozol deutlich schneller zu einer Schwangerschaft führt. Vom Eintritt in die Studie („Randomization“) bekamen knapp 30% der mit Letrozol behandelten Frauen in bis zu 500 Tagen ein Kind, beim Clomifen waren es knapp 20%, also signifikant weniger. Der Effekt greift bei schlankeren Frauen weniger (Graphik oben rechts), als bei Frauen mit einem BMI > 30,3.

Letrozol vs. Clomifen beim PCO-Syndrom

„High Quality Evidence“: Bessere Ergebnisse mit Letrozol gut belegbar

Die Aussagen einer Studie sind statistisch erfassbar und haben eine unterschiedliche „Evidenz“. Je eindeutiger ein therapeutisches Ziel – hier die Geburt eines Kindes – mit einem Medikament besser erreichbar ist als mit einem anderen, desto signifikanter sind die Ergebnisse. Man spricht dann auch von „Evidenz“.

Mit hoher Evidenz kann zu den Vergleichsstudien zwischen Clomifen und Letrozol Folgendes festgestellt werden:

  • Die Schwangerschaftsrate nach Letrozol ist höher
  • Die Lebendgeburtenrate nach Letrozol ist höher
  • Die Rate an Überstimulationssyndromen ist gleich
  • Mehrlingen treten mit beiden Medikamenten gleich häufig auf
  • Fehlgeburten treten mit beiden Medikamenten gleich häufig auf

Internationale Empfehlungen zur Behandlung des PCO-Syndroms

Ende des letzten Jahres sind nun neue Richtlinien zur Behandlung des PCO-Syndroms veröffentlicht worden2, die von einem internationalen Expertengremium erarbeitet wurden. Auch hier sind nun die Aromatasehemmer als Mittel der ersten Wahl zur Behandlung des PCOS aufgeführt.

Kosten für Letrozol?

Da das Medikament für die Kinderwunschbehandlung (noch) nicht zugelassen ist, müssen die Patienten die Kosten selbst tragen. Allerdings sind ca. 30 € für eine Packung, die für 5 Behandlungszyklen reicht, günstig genug. Zumal auch nur einmal Rezeptgebühren anfallen.

 

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Dr. med. Elmar Breitbach ist Facharzt für Frauenheilkunde, Reproduktionsmedizin und Endokrinologie. Er ist als Reproduktionsmediziner seit mehr als 30 Jahren in der Behandlung ungewollter Kinderlosigkeit tätig. Dr. Elmar Breitbach ist Gründer und Betreiber von wunschkinder.de.
 

Literatur

  1. The Thessaloniki ESHRE/ASRM-Sponsored PCOS Consensus Workshop Group
    Consensus on infertility treatment related to polycystic ovary syndrome.
    Hum Reprod. 2008 Mar;23(3):462-477
  2. Teede HJ, Misso ML, Costello MF, Dokras A, Laven J, Moran L, Piltonen T, Norman RJ; International PCOS Network
    Recommendations from the international evidence-based guideline for the assessment and management of polycystic ovary syndrome.
    Clin Endocrinol (Oxf). 2018 Sep;89(3):251-268.
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Kommentar

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2 Kommentare
  1. Claru schreibt

    Wenn weder der Frauenarzt noch die KiWu-Ärzte hiervon wissen, bzw. Am alten Clomifem festhalten ist das leider sehr bedauerlich. Wie müsste denn die normale Dosis sein, und wie oft muss man kontrollieren?

  2. Elmar Breitbach schreibt

    2,5 bis 5 mg über 5 Tage (= 1-2 Tabletten). Die Kontrollen sollten so erfolgen, wie beim Clomifen auch.