Novartis warnt vor Gebrauch von Femara
Novartis stellt „Femara“ her, ein Medikament zur Behandlung von Brustkrebs, welches als sogenannter Aromatasehemmer die natürliche Östrogenproduktion unterdrückt. Die Wirkungsweise ist in unserem Wikiartikel zur Femara beschrieben.
Ähnlich wie auch Clomifen führt diese antiöstrogene Wirkung zu einer vermehrten Ausschüttung von follikelstimulierendem Hormon (FSH) und damit zu einer Stimulation der Eierstöcke. Jedoch soll dies ohne die negativen Auswirkungen auf die Gebärmutterschleimhaut erfolgen, die auch im Wiki beschrieben ist.
Es hat daher Versuche gegeben, dieses Medikament zur Stimulation der Eierstöcke zu verwenden, dies auch mit ansprechendem Erfolg. Vor allem bei sogenannten Low respondern konnten mit Femara gute Ergebnisse erzielt werden.
Novartis warnt nun ausdrücklich vor einem solchen „Off-Label-Use„. In der Datenbank der Firma zur Medikamentensicherheit finden sich 13 Berichte über eine solche Verwendung als Kinderwunsch-Medikament. Die Behandlung führte zu 6 Geburten, wobei in zwei Fällen nicht näher beschriebene Fehlbildungen der Kinder auftraten. Hinzu kamen noch zwei Fehlgeburten. Über den Ausgang der restlichen 5 Behandlungen ist nichts bekannt.
Aufgrund dieser Informationen empfielt Novartis, Femara nur für die zugelassenen Indikationen zu verwenden.
Es stellt sich die Frage, inwieweit diese Berichte tatsächlich ein Hinweis auf eine mögliche Fruchtschädigung sind. Da die Aromatasehemmer keine Standardtherapie sind, werden sie bevorzugt bei Patientinnen eingesetzt, bei denen eine Standardtherapie nicht ausreichend anschlägt. Dazu gehören vor allem die oben bereits erwähnten „Low responder„. Diese Patientinnen zeichnen sich nicht nur durch eine schlechte Stimulierbarkeit der Eierstöcke aus, sondern auch durch einen hohen Altersdurchschnitt. Es handelt sich daher bei den 13 berichteten Fällen um eine negative Selektion, mit anderen Worten um Frauen, bei denen ohnehin ein erhöhtes Risiko für Fehlbildungen der Kinder besteht. Die vorhandenen Studien mit größeren Zahlen bestätigen den von Novartis geäußerten Verdacht zumindest nicht, wenngleich auch hier die Fallzahlen zu gering sind für eine abschließende Beurteilung.
[Via Reuter]
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Dr. med. Elmar Breitbach ist Facharzt für Frauenheilkunde, Reproduktionsmedizin und Endokrinologie. Er ist als Reproduktionsmediziner seit mehr als 30 Jahren in der Behandlung ungewollter Kinderlosigkeit tätig. Dr. Elmar Breitbach ist Gründer und Betreiber von wunschkinder.de.