Wie aussagefähig ist der AMH-Wert unter Hormontherapie?

Das „Anti-Müller-Hormon“ hat sich in den letzten Jahren zu einem Parameter entwickelt, mit dem die Einschätzung der sogenannten „ovariellen Reserve“ am besten möglich ist.

Im Gegensatz zum Follikelstimulierenden Hormon (FSH) wird dem AMH eine zyklusunabhängige Aussagekraft zugesprochen, weil andere Hormone wie das Östrogen des heranreifenden Follikels keinen Einfluss auf den Wert hat. Die AMH-Spiegel korrelieren offenbar sehr gut mit der Zahl kleinster Follikel in Wartestellung, deren Zahl zyklusunabhängig stabil ist.

Dennoch unterliegt der AMH-Wert durchaus Schwankungen. Es ist also nicht so, dass jede Frau einen „festen“ AMH besitzt, der im Zweifel mit zunehmendem Alter nur immer schlechter werden kann. Auch Anstiege des Parameters kann man bei kontinuierlicher Beobachtung feststellen, wenngleich die Dynamik sehr viel weniger ausgeprägt ist wie beim FSH.

Wenngleich das AMH zyklusunabhängig ist, so stellt sich doch die Frage, ob man diesen Wert auch während einer Hormonbehandlung bestimmen kann, oder ob die Ergebnisse dadurch verfälscht werden. Dieser Frage widmet sich eine Studie aus Israel.

Weitere Infos zum AMH finden Sie in unserem Artikel „Anti-Müller-Hormon (AMH) – Bedeutung und Aussagkraft„, der praktisch alle Fragen zu AMH beantwortet

Hierzu wurde das AMH zu drei verschiedenen Zeitpunkten während einer Hormonbehandlung durchgeführt. Der Einfluss folgender Therapien wurde untersucht:

Die Ergebnisse zeigten, dass der Östrogenspiegel den AMH-Wert nicht beeinflusste, völlig unabhängig von der Art der Behandlung blieben die Werte in dem Bereich, der zu Beginn des Zyklus bei niedrigen Östrogenwerten messbar war. Lediglich die Downregulation bei der IVF hatte einen deutlichen Einfluss und führte zu sinkenden AMH-Werten. Dieses Phänomen dürfte darauf zurückzuführen sein, dass diese Behandlung auch zu einer Verminderung der Zahl kleinster Follikel führt. Aus eigener Erfahrung ist zu ergänzen, dass die Gabe einer Antibabypille, die den Hormonhaushalt ja ebenfalls „runterfährt“ keinen Einfluss auf den AMH-Wert hat, da zwar das Heranreifen kleiner Follikel unterdrückt wird, die Größe der Follikelreserve dadurch jedoch nicht beeinträchtigt wird wie bei den GnRH-Analoga zur Downregulation.

Liberty G, Ben-Chetrit A, Margalioth EJ, Hyman JH, Galoyan N, Eldar-Geva T
Does estrogen directly modulate anti-müllerian hormone secretion in women?
Fertil Steril. 2010 Mar 30. [Epub ahead of print]

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Dr. med. Elmar Breitbach ist Facharzt für Frauenheilkunde, Reproduktionsmedizin und Endokrinologie. Er ist als Reproduktionsmediziner seit mehr als 30 Jahren in der Behandlung ungewollter Kinderlosigkeit tätig. Dr. Elmar Breitbach ist Gründer und Betreiber von wunschkinder.de.
 

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Kommentar

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16 Kommentare
  1. greta schreibt

    völlig logische sache – wie isses mit stimu und punktion von etlichen eizellen – damit dürfte vorübergehend die zahl der möglichen, ab-ernten-baren kleinen eizellen in wartestellung reduziert werden, da ja zwangsgereift und "geerntet" ???

    und – eizellreserve…. wenn man da gleich immer die flinte ins korn schmeißt… es gibt frauen mit gutem AMH und… wenigen brauchbaren eizellen. bekanntlich kann man bei nötiger ausdauer mit EINER eizelle schwanger werden.

    AMH sehe ich als indiz für den SCHNELLEN erfolg in kiwuzentren. sieht ein doc dort "omg – das ist niedrig, das wird ne zähe sache bei der patientin"…. und handelt es sich um ein "erfolgsorientiertes" zentrum 😉 dann könnte es sein, dass die behandlung gar nicht erst beginnt, sondern zu ezs geraten wird. dsa geht natürlich nur in ausländischen zentren…

  2. Elmar Breitbach schreibt

    Es kommt auf die Stimulation an. Wenn diese sich nur aus dem Eizellpool bedient, der für diesen Zyklus ohnehin als "Antralfollikel" zur Verfügung stand, dnn wird der AMH nicht sinken. Nur bei einer Stimulation, in denen mehrere Follikelgeneratinen "verbraucht werden, wird dies der Fall sein. Es ist also vornehmlich die Downregulation, die den AMH senkt.

    Es gibt auch durchaus die Möglichkeit, sich als Spezialzentrum für Patientinnen mit niedrigem AMH und low response zu plazieren. In den USA wird jedoch sehr schnell zur EZSp geraten.

  3. Blah schreibt

    Danke doch! Ich hätte noch 2 Klärungsfragen.

    1. Sehe ich das richtig, dass Downregulation mehrere Follikelgenerationen "anzapft" und *deswegen* da evtl mehr EZ zu erwarten sind?

    2. Aus 1 folgt dann, dass Downregulation zur einer Verminderung der kleinsten Follikel führt, d.h. dass der AMH danach nicht nur vorübergehend kleiner wird sondern permanent?

    Hab ich das richtig?

    Danke!

  4. Elmar Breitbach schreibt

    zu 1: Ja.- Wobei es dabei natürlich auchauf die Höhe der Stimulationsmedikation ankommt. Aber im Prinzip stimmt das.

    zu 2: Nein, es gibt da schon noch einen weiteren Pool an Eizellen, die diese Lücke dann wieder schließen. Das kann aber durchaus einige Monate dauern

  5. greta schreibt

    Eben, das deckt sich mit unserer "unmaßgeblichen" Beobachtung aus unserer Behandlungszeit: lowies downreguliert macht mehrere monate flaute. letztlich erhöht man nicht die follikelzahl übers jahr betrachtet. vielleicht sind auf einen schlag mehr da – dafür in den folgemonaten nix.

    die frage ist, wie die follikel der 3. reihe – also 2. nachfolgegenration – sind, reifemäßig. brauchbar, oder doch nur "mitstimuliert" aber zu klein/unreif, ausschuss etc.

  6. Lectorix schreibt

    Ah, wieder was gelernt – mir war nicht bewusst, dass man noch mehr EZ durch die DR und Stimulation rekrutieren könnte, als ohnehin als Antralfollikel vorgesehen waren.

    Trotzdem: Ich hab ein komisches Gefühl dabei, bei einem niedrigen AMH-Wert den Kopf in den Sand zu stecken, wie die Amis es tun. Ich würde halt schon ganz gerne mal anstimulieren wollen – naja und über die Qualität der EZ sagt das AMH ja immer noch nichts aus, oder täusche ich mich? Außer dass es grundsätzlich weniger EZ sind, die zur Auswahl stehen? Aber die sind doch dann nicht grundsätzlich grottig, was ihre chromosomale Konfiguration angeht?

    LG
    Claudia

  7. Elmar Breitbach schreibt

    Nein, der AMH sagt nichts über die Eizellqualität aus. ein niedriger AMH bei einer jungen Frau macht deren Eizellen nicht älter. Siehe hier.

    Es ist höchstens ein Problem der mangelnden Auswahl. Grundsätzlich tut man aber gut daran, nach ausführlicher Aufklärung einen Stimulationversuch zu wagen, wenn der Wert nicht <0,2 ist. Man muss dann aber das Hauptaugenmerk darauf legen die Qualität der wenigen Eizellen zu optimieren, also passend und nicht zu hoch zu stimulieren.

  8. 007 Wichtel schreibt

    Was jetzt bestätigt, was ich schon in den letzten Monaten dachte: die Stimu bei meiner letzten ICSI war zu hoch (375 I.E. Gonal und AMH 0,4).

    Bin jedenfalls froh, dass ich mal wieder mehr Wissen für ein evtl. nächstes Mal angehäuft habe. 🙂

    Danke, Doc!

  9. atonne schreibt

    Interessant zu wissen. Mein letzter AMH war bei 0,7, allerdings gemessen in der DR mit Synarela… Vielleicht ist ja dann doch nicht so niedrig wie gedacht.
    Das mit der DR deckt sich übrigens auch mit meiner Erfahrung, unter DR im langen Protokoll entwickeln sich deutlich mehr EZ als bei Stimulation im Antagonistenprotokoll. Jetzt weiss ich wenigstens warum.

  10. Blah schreibt

    Wow, Doc, DANKE! hatte heute durch Ihr Posting ein echtes AHA-Erlebnis, das besonders wichtig für die weitere Vorgehensweise ist.

  11. Elmar Breitbach schreibt

    @ Blah: Schön, dass der Artikel hilfreich war.
    @antonne: Ja, den AMH-Wert würde ich noch einmal in gebührendem Abstand zur Downregulation messen lassen, wobei 0,7 sooo schlecht ja auch nciht ist.

  12. atonne schreibt

    Danke, Doc, fürs Mutmachen :). Ich dachte, das wäre sehr niedrig. Mein letzter behandelnder Arzt hat schon zur EZ-Spende geraten (trotz 11 EZ im letzten Versuch)…

    Danke auch für die vielen wirklich guten Artikel immer hier, auf die man auch super bei Fragen verweisen kann.

  13. Moki schreibt

    Beim 1. IVF-Versuch hatte ich einen AMH-Wert von 0,5 und 4 EZ reiften. Beim 2. Versuch lag der AMH-Wert bei 0,01. Es wurde trotz der niedrigen Wert eine DR geführt, kam aber nicht mehr zur Punktion (schlechte Qualität und niedrige Zahl der EZ). Bin sehr verunsichert ob ich es noch einmal versuchen soll. Angeblich ist bei einem AMH von 0,2 eine IVF-Behandlung nicht mehr sinnvoll. Kann mir jemand etwas dazu sagen? Vielen Dank und traurige Grüße

  14. Stadtmaus schreibt

    Hallo Moki,
    ich hatte beim letzten Versuch einen AMH von 0,1 (gemessen ohne Behandlung), unter Gabe von Merional 450 IE waren 6EZ zu punktieren, davon waren 5 reif, 2 liessen sich befruchten (Mann mit Kryptozoospermie…). Leider negativ.
    LG und Kopf hoch!!

  15. Mylea schreibt

    Hallo! Hab da mal eine Frage, kann es sein das durch die ganzen Hormone die Werte verschlechtert werden. Hatte davor gute Werte laut Fa . Seit ich Merional usw. Gespritzt habe und die ganzen Tabletten sind meine Werte im Keller und laut Kiwu bin ich im frühen Wechel. Das kann doch nicht sein mit 40 Jahren .???

  16. Lara schreibt

    Hello.

    mein AMH-Wert liegt angeblich bei 0,02 und somit bin ich raus. Der Arzt sagt, keine Chance.
    Muss ich wirklich den Kopf in den Sand stecken?

    Ich nehme übrigens die Pille durchgängig ohne Pause und könnte mir vorstellen, dass es vielleicht auch irgendwie damit zusammenhängt.
    Hat jemand evt. dazu Infos?