Weniger Chromosomenfehler in Eizellen nach DHEA-Gabe?
Nun haben wir kürzlich erfahren können, dass Testosteron die Zahl der Eizellen bei „low respondern“ erhöhen kann. In dem Artikel wies ich darauf hin, dass auch das DHEA bereits seit längeren – sagen wir mal – im Verdacht steht, Gleiches bewirken zu können.
Folsäure und DHEA bald für alle?
Eine Arbeitsgruppe aus den USA widmete sich dieser Thematik sehr ausführlich in den letzten Jahren und stieß nun auf einen überraschenden Nebeneffekt der DHEA-Gabe: Möglicherweise hat die Gabe von DHEA einen positiven Effekt auf die Chromosomenverteilung in den Eizellen. Dies würde zu weniger Trisomien führen, mithin zu weniger Fehlgeburten oder erkrankten Kindern. Für David H. Barad, einem der Autoren der Studie gehen die Wirkungen der DHEA-Gabe über die Behandlung der Unfruchtbarkeit hinaus:“Die Auswirkung des DHEA auf die embryonale Gesundheit könnte auch bei fruchtbaren Frauen von Bedeutung sein. Die Einnahme von DHEA könnte ebenso wie die von Folsäure bald zur Routine in der vorgeburtlichen Versorgung gehören“.
Ich denke, dass dem Kollegen da ein wenig die Gäule durchgehen, denn so weit ist es noch nicht, wenn man die Studie anschaut.
Die Studie
Man untersuchte die Embryonen von insgesamt 22 Frauen, die sich eine IVF-Behandlung unterziehen mussten und bei denen durch erhöhte FSH-Werte und ein niedriges „Antimüller-Hormon“ eine verminderte Reaktion auf die hormonelle Stimulation der Eierstöcke auf die Hormongaben zu erwarten war. Die Embryonen wurden mit Hilfe der PID auf Fehlverteilungen der Chromosomen (X, Y, 13, 16, 18, 21 und 22) hin untersucht. Diese 22 Frauen erhielten DHEA vor Beginn der Behandlung, 44 weitere Frauen mit normaler Ovarreserve dienten als Kontrolle.
In der Graphik kann man den Unterschied zwischen der DHEA- und der Kontrollgruppe erkennen. Hinsichtlich des Prozentsatzes der Embryonen mit einem auffälligen Chromosomensatz ergab sich ein signifikanter Unterschied im Vergleich zur Kontrollgruppe. Eine Verminderung des Anteils an chromosomal auffälligen Embryonen um 21,6% ergab sich in der Gruppe der Patienten mit einer kurzen DHEA-Gabe von 4-12 Wochen.
Eine Erklärungsmodell für den Einfluss des DHEA auf die Chromosomenverteilung gibt es nicht, die Autoren spekulieren, dass die Substanz des „Mileu“ im Ovar positiv verändert und damit die abschließende Eizellreifung.
Etwas voreilig?
Es wäre sicherlich hilfreich, wenn diese Beobachtungen wirklich zuträfen. Denn gerade die Patientinnen mit einer „low response“ können nicht ausreichend von der PID profitieren da zu wenig Eizellen zur Verfügung stehen. Wenn man diesen Patientinnen durch eine einfache Medikamentengabe erstens zu mehr Eizellen und aber vor allem zu mehr Embryonen mit unauffälligem Erbgut verhelfen könnte, wäre viel gewonnen. Wenn vielleicht auch nicht die Schwangerschaftsraten höher wären, so ließ sich doch die Rate an Fehlgeburten senken. Auf jeden Fall sollte diese Beobachtung Anlass für weitere Studien sein.
Allerdings muss ein wenig Kritik sein. Die Kontrollgruppe waren keine „low responder“, sondern Frauen mit einer normalen Ovarfunktion. Sie erhielten auch ein anderes Stimulationsprotokoll und daraus resultierte auch eine längere DHEA-Gabe. Letzteres lässt die Angabe, dass eine 4-12wöchige Dauer der Medikation zu den besten Resultaten führt, als Makulatur erscheinen, da bezüglich der Einnahmedauer keine Kontrollgruppe besteht. Und für Statistiker: Auch die Angabe, dass sich die Zahl auffälliger Embryonen um 21.6% vermindert, kann so nicht gehalten werden, wenn man sich große Konfidenzintervall ansieht (21.6%, 95% CI -2.871-46.031), welches reichlich Platz für Spekulationen bietet.
Genug Gemecker. Sicherlich eine sehr spannende Beobachtung, die verfolgenswert ist. Aber gegenwärtig eben auch nicht mehr als das.
Noch Fragen?
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Dr. med. Elmar Breitbach ist Facharzt für Frauenheilkunde, Reproduktionsmedizin und Endokrinologie. Er ist als Reproduktionsmediziner seit mehr als 30 Jahren in der Behandlung ungewollter Kinderlosigkeit tätig. Dr. Elmar Breitbach ist Gründer und Betreiber von wunschkinder.de.
Und wie sieht es bei Frauen mit niedrigem AMH und normalem FSH aus? Müsste man diese Gruppe nicht auch noch gesondert betrachten – oder gibt es die eigentlich nicht?
Und wie sieht es mit den Nachteilen von DHEA aus? Ich habe leider zu oft gehört, dass nach DHEA-Behandlung der Zyklus völlig aus den Fugen (z.B. keine Eisprünge mehr) gewesen sei.
Wie immer: Wenn sich eine neue Lösung öffnet, tun sich auch wieder mehr Fragen auf.
Danke für den Artikel, Doc.
Ich habe auch DHEA bekommen.
In der 1. KiWu Klinik hatte ich das nicht bekommen und immer viele Eizellen,die Punktiert werden konnten. Davon waren dann aber immer nur ganz wenige mit Zellkern und von denen ließen sich immer nur 2 befruchten.
Als ich dann in eine andere KiWu gewechselt bin haben die nach dem ersten Versuch der der gleich ablief(in Bezug auf Anzahl EZ und reife und Befruchtung) wie in der alten KiWu.
Dann sagten die gleich dass es so nichts wird und man gab mir 12 Wochen DHEA und Inositol. Erst danach konnte wir weitermachen und siehe da plötzlich waren alle punktieren EZ mit Zellkern.
Hallo Herr Dr. Breitenbach,
ich finde die Studie interessant, da mich rein altersmäßig die Frage der Imbalancen der Eizellen leider betrifft.
In welcher Dosierung sollte das DHEA eingenommen werden?
üblicherweise werden 25 mg empfohlen.
Hallo
werde mir dann auch mal DHEA besorgen wegen meinen schlechten Eizellen, frei nach dem Motto immer mal wieder was neues, schaden tuts hoffentlich nicht.
Habe ihrgentwo gelesen das es bestimmte Krebsarten, auch Brust und Eierstock Krebs fördern soll.Gilt das nur für hohe Dosen ? oder ist 25 mg OK ?
Ganz liebe Grüße
Manu
@Manulein: Es gibt nach meiner Kenntnis bislang keine wirklich validen Beleg, dass DHEA nicht krebsfördernd ist. Es gibt Studien, in denen sich eine brustkrebsfördernde Wirkung gezeigt hatte, die waren aber von minderer Qualität. Dieser Effekt dürfte aber aber grundsätzlich eher gering sein, wenn man DHEA nicht dauerhaft, sondern nur kurze Zeit für den Kiwu einnimmt.
Liebe Grüße, sweetlara
Sind das 25mg am Tag? Ist es gefährlich, wenn ich mir das einfach bestelle und nehme, ohne dass es mir verschrieben wurde (habe auch wahrscheinlich altersbedingt nicht mehr so viele gute Eizellen)? Welche Dosierung ist bei Folsäure jetzt aktuell empfohlen?
Also, ich bin jedenfalls froh, dass ich das DHEA rund um den IVF-Zeitpunkt genommen habe. Nach den Fehlgeburten, war das dann ja meine erfolgreiche Schwangerschaft und beide Kinder sind gesund. Natürlich weiß niemand, was gewesen wäre, wenn ich es nicht genommen hätte. Vorsicht auf jeden Fall, wenn man es in der Apotheke kauft: Die verstehen gerne, dass man DHA möchte. Das ist aber nur ein Produkt mit Omega-3-Fettsäuren. Das DHEA ist in den USA ein Wellnesshormon, das – zumindest in meiner Apotheke – auch in Amerika bestellt werden musste.
Hab dazu auch eine Frage,
nach 3 neg. Icsi habe ich nun auch Dhea von meinem Arzt bekommen. Soll 3 x 25mg nehmen. Nach bereits 2 Wochen waren meine Testosteronwerte, Prolaktin und Cortisol und auch DHEAS erhöht, d.h. knapp über den Normbereich. Hat das dann nicht neg. Auswirkungen auf den n. Versuch.
Für eine Info wäre ich sehr dankbar!
Nein, hat es nicht, wenn die Hormonspiegel die Referenzwerte nicht deutlich übersteigen.
Ich habe Dhea 75mg 3 Monate genommen und nach dem kein Regel mehr 🙁 Soll ich Sorgen haben???
@ Lilly: Zumindest sollten Sie sich mit IHrem Arzt darüber unterhalten. Das Ausbleiben der Blutung hat mit dem DHEA jedoch mit hoher Wahrscheinlichkeit nichts zu tun.
Hallo, Ich habe die gleichen Ängste wie Lilly. Ich nehme nun seit einem Monat 75 mg DHEA und warte jetzt auf meine Regel die eigentlich vor 3-4 Tagen hätte eintreffen sollen. Schwanger bin ich nicht. Ich mache mir nun natürlich auch Gedanken ob es was mit DHEA zu tun hat? Ich bin ein Oldie, hatte bisher einen gleichmässigen Zyklus, am 23.05. eine FG anfangs 10 W. Es wäre meine 2. Regel nach der FG, kann es sein dass es noch nicht eingependelt ist?
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