Low responder: Mehr Schwangerschaften mit DHEA bei IVF?
Die Vorbehandlung mit dem Hormon DHEA kann bei IVF helfen.


Die Vorbehandlung mit Androgenen steht im Ruf, die Ausbeute an Eizellen erhöhen zu können, auch bei Frauen mit einer eingeschränkten Aktivität der Eierstöcke (low responder oder poor responder). Neben Testosteron kommt hier DHEA bei IVF zum Einsatz und wurde in einer aktuellen Studie untersucht.
Die Behandlung von Frauen mit einer geringen Aktivität der Eierstöcke ist oft weniger erfolgreich, vor allem, wenn eine IVF oder ICSI durchgeführt wird. Denn diese Behandlung profitiert davon, wenn man aus mehreren Eizellen und Embryonen die besten auswählen kann. Ist diese Auswahl nicht gegeben, dann sinken die Chancen auf eine Schwangerschaft. Daher liegt es nahe, dass man versucht, die Zahl der gewonnen Eizellen zu erhöhen. Dies kann durch eine angepasste Stimulation (Hormongaben) geschehen, aber oft ist dies nicht ausreichend.
Low responder und IVF: Bessere Resultate nach Gabe von Testosteron?
Daher werden zusätzlich noch andere Hormone verabreicht. Die Funktion der Eierstöcke hängt unter anderem davon ab, dass eine ausreichenden Menge an Testosteron zur Verfügung steht. Zur Behandlung mit Testosteron gibt es hier weitere Infos. Aber auch das DHEA ist ein androgen wirksames Hormon. DHEA steht für DeHydroEpiAdrosteron. DHEA wird bei der IVF im Vorfeld üblicherweise über einen längeren Zeitraum (mindestens 2-3 Monate) in niedriger Dosis (50-75 mg täglich) verabreicht. Es gibt Hinweise auf eine geringere Anzahl chromosomal auffälliger Embryonen, wenn vorher DHEA gegeben wurde1. Was ja schon interessant ist, aber nicht die Frage beantwortet:
IVF und DHEA: Treten mehr Schwangerschaften ein? Kommen mehr Kinder zur Welt?
Bei Frauen mit einer normalen Funktion der Eierstöcke scheint dies nicht der Fall zu sein, aber bei Frauen mit einer eingeschränkten Aktivität der Eierstöcke gibt es größeren Übersichtsstudien Hinweise auf eine Verbesserung der Erfolgsraten2. Es fehlen aber nach wie vor Studien mit größeren Fallzahlen, die eine bessere Aussage erlauben.
Nun gibt es eine solche Studie3 und sie ist sogar „prospektiv, randomisiert und pazebokontrolliert“ (hier mehr dazu). In dieser Studie wurde 821 Frauen untersucht, deren Eierstöcke nur noch eingeschränkt aktiv waren (Bologna Kriterien).
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Dr. med. Elmar Breitbach ist Facharzt für Frauenheilkunde, Reproduktionsmedizin und Endokrinologie. Er ist als Reproduktionsmediziner seit mehr als 30 Jahren in der Behandlung ungewollter Kinderlosigkeit tätig. Dr. Elmar Breitbach ist Gründer und Betreiber von wunschkinder.de.
Literatur
- Gleicher, N., Weghofer, A., & Barad, D. H. (2010). Dehydroepiandrosterone (DHEA) reduces embryo aneuploidy: direct evidence from preimplantation genetic screening (PGS). Reproductive Biology and Endocrinology, 8(1), 1-5.
- Qin, J. C., Fan, L., & Qin, A. P. (2017). The effect of dehydroepiandrosterone (DHEA) supplementation on women with diminished ovarian reserve (DOR) in IVF cycle: Evidence from a meta-analysis. Journal of gynecology obstetrics and human reproduction, 46(1), 1-7.
- Wang, Z., Yang, A., Bao, H., Wang, A., Deng, X., Xue, D., … & Shi, Y. Effect of dehydroepiandrosterone administration before IVF on the live birth rate in poor ovarian responders according to the Bologna criteria: a randomized controlled trial. BJOG: An International Journal of Obstetrics & Gynaecology.