Doppelte Auslösespritze bei low respondern
Wie kann man den Eisprung doppelt auslösen? Und hat es Vorteile?
Natürlich kann man den Eisprung nicht doppelt auslösen, so dass zweimal ein Eisprung stattfindet. Aber man kann ihn mit zwei verschiedenen Medikamenten auslösen und bei low respondern könnte es etwas bringen.
Das klassische Verfahren mit hCG
In einem gesonderten Kapitel haben wir ausführlich beschrieben, wie man den Eisprung auslöst und warum. Grundsätzlich gibt es zwei Medikamente, mit denen man den Eisprung auslösen kann. Zum einen gibt es das humane Choriogonadotropin (hCG), welches dem eisprungauslösenden Luteinisierenden Hormon (LH) sehr ähnlich ist. Es bindet an die gleichen Rezeptoren des reifen Follikels wie das LH und löst dadurch den Eisprung aus.
Auslösen mit dem körpereigenen LH
Das andere Verfahren nutzt das körpereigene LH. In unserem Kapitel über die Medikamente zur Downregulation finden Sie ausführliche Informationen zu GnRH-Agonisten. Und mit GnRH-Agonisten kann man ebenfalls den Eisprung auslösen. Denn bevor diese Medikamente die Funktion der Hirnanhangsdrüse unterdrücken („Downregulation“) werden die Hormone der Hypophyse noch einmal ausgeschüttet. Mit diesen Medikamenten (2 Ampullen Decaptyl 0,1 oder 2 Amp. Triptofem) regt man also die Ausschüttung des körpereigenen LH an, welches dann den Eisprung auslöst. Meist wird dieses Verfahren gewählt, um bei einer IVF oder ICSI eine Überstimulation zu vermeiden.
Nun haben beide Verfahren ihre Vorteile. Das Auslösen mit dem körpereigenen LH über die Gabe von GnRH-Agonisten, vermeidet bei IVF und ICSI (also bei höher dosierten Hormonbehandlungen) eine Überstimulation. Das hCG jedoch hat eine längere Halbwertzeit. Dadurch wirkt es länger und unterstützt auch noch die Produktion von Gelbkörperhormon.
Was funktioniert am besten bei low respondern?
Die unterschiedlichen Methoden testete man vor allem bei Frauen mit einem erhöhten Überstimulationsrisiko . Hier hat sich das Auslösen des Eisprungs mit Triptofem oder Decapeptyl bereits bewährt und ist eine etablierte Vorgehensweise. Israelische Wissenschaftler wollten nun herausfinden, ob eine dieser Optionen auch Vorteile bei der künstlichen Befruchtung bietet, wenn die Eierstöcke eher verhalten reagieren.
Dazu wählte man Patienten aus, die der Definition zufolge (Bologna Kriterien) low responder waren1. Sie wurden in drei Gruppen aufgeteilt:
- Bei einer Gruppe löste man den Eisprung klassisch 36 Stunden vor der Eizellentnahme mit hCG aus.
- Eine zweite Gruppe erhielt Decapeptyl 36 Stunden vor der Punktion und zur Unterstützung der Gelbkörperhormonproduktion am Tag der Eizellentnahme zusätzlich noch hCG
- Bei der dritten Gruppe löste man den Eisprung 40 Stunden vor der Punktion mit Decapetpyl aus und 34 Stunden vor der Punktion wurde die Ovulation ein zweites Mal ausgelöst mit hCG (Doppelte Auslösespritze).
Mehr Embryonen guter Qualität
Man würde sich wünschen, dass die Zahl der lebend geborenen Kinder das Maß aller Dinge ist, wenn man eine Studie durchführt. Diese war jedoch nicht besser mit der „Doppel-Trigger“ Methode. Aber die Embryonenqualität und die Zahl der Embryonen mit „Top-Qualität“ war nach der doppelten Auslösespritze signifikant besser.
Mehr als ein interessanter Ansatz ist dies jedoch nicht. Auch die Autoren dieser Studie sind selbst der Auffassung, dass es Studien mit mehr Probanden benötigt, um die Wirksamkeit der Methode zu belegen.
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Dr. med. Elmar Breitbach ist Facharzt für Frauenheilkunde, Reproduktionsmedizin und Endokrinologie. Er ist als Reproduktionsmediziner seit mehr als 30 Jahren in der Behandlung ungewollter Kinderlosigkeit tätig. Dr. Elmar Breitbach ist Gründer und Betreiber von wunschkinder.de.