Kein Baby auf Krankenschein
Anlässlich des Karlsruher Urteils zur Übernahme der Kosten für eine künstliche Befruchtung bei unverheirateten Paaren hat Martin Spiewak in der „ZEIT“ einen Artikel zu den Problemen geschrieben, die sich für diese Paare daraus ergeben. Er zitiert auch noch einmal aus der Urteilsbegründung:
Die Richter entschieden, dass der Gesetzgeber die Bezahlung einer IVF-Behandlung auf Ehepaare beschränken darf. Ein unverheiratetes Paar sah durch diese Praxis das Gleichheitsgebot verletzt. Doch dies sei nicht der Fall, argumentieren die Richter. Die gesetzliche Krankenversicherung dürfe sehr wohl zwischen ledigen und verheirateten Paaren unterscheiden. Begründung: Die Ehe sei auf Lebenszeit angelegt und biete mehr rechtliche Sicherheit für das Kind.
Anmerkung: Die Frage ist ja auch, ob es nicht am Gesetzgeber ist, diese Sicherheit herbeizuführen. Die faktisch weiterhin bestehende Ungerechtigkeit des Gesetzes gegenüber unverheirateten Vätern (bezahlen ja, Vater sein dagegen nein, da kein Anspruch auf ein Teilsorgerecht) ist ja nicht erfunden durch die unverheirateten Paare selbst, sondern ist durch eine Gesetzgebung bedingt, die weiterhin auf auf dem abstrus veralteten Familienbegriff vieler Politiker basiert. Diese Einstellung wird gegenwärtig auch wieder allzu deutlich, wenn es um Krippenplätze geht, deren Finanzierung durch den Staat als Bedrohung des christlichen Abendlandes aufgefasst wird.
Zurück zu Spiewak:
Zuzahlungen treffen mittlerweile alle Versicherten, etwa bei der Praxisgebühr. Niemand braucht jedoch mehr als zwei Prozent seines Bruttoeinkommens für die Gesundheit aufzuwenden – eine finanzielle Schmerzgrenze, die für eine Gruppe nicht gilt: Kinderwunsch-Patienten. […] Ist jemand nach deutschen Maßstäben krank, übernimmt die gesetzliche Krankenversicherung nicht nur direkte Behandlungskosten, sie steht auch für die Linderung der Folgen einer Krankheit finanziell ein. Jede Reha-Behandlung folgt diesem Ziel. Ebenso üblich ist die Praxis, Schönheitsoperationen zu bezahlen, etwa bei stark abstehenden Ohren oder einer Hasenscharte. Beide körperlichen Makel verursachen ähnlich wie die Unfruchtbarkeit keine körperlichen Schmerzen, sie können für die Betroffenen aber sehr wohl psychisch quälend sein. Selbst Abtreibungen aufgrund sozialer Indikation werden aus öffentlichen Kassen bezahlt – obwohl niemand eine Schwangerschaft als Krankheit bezeichnen würde.
Insofern liegt der Verdacht nahe, dass hier eine Patientengruppe zur Kasse gebeten wird, von der aus Scham kein Protest zu erwarten ist. Nur wenige Paare machten ihre Krankheit öffentlich, sagt Gaby Ziegler von der Vereinigung Wunschkind.
Denn die Argumantation der Krankenkassen ist weiterhin und beharrlich, dass der unerfüllte Kinderwunsch keine Erkrankung ist. Martin Spiewak hält dagegen:
Was Sterilität von Krankheit unterscheiden soll, ist rätselhaft. Ihre Ursachen liegen sehr wohl in körperlichen Defiziten: verwachsene Eileiter, Hormonstörungen, fehlende Spermien. Die Weltgesundheitsorganisation definiert ungewollte Kinderlosigkeit deshalb als Krankheit.
In unseren Kreisen eine sehr bekannte Argumentation. Dass sie in der politischen und juristischen Diskussion um die Kostübernahme nicht jedoch verfängt, bedeutet nicht, dass sich nicht richtig ist. Und interessanterweise wird die Unfruchtbarkeit privat versicherter Paare in entsprechenden Urteilen als körperliche Erkrankung anerkannt und die Kosten folgerichtig oft übernommen. Nicht, dass hier Sozialneid aufkommt: Bei den Privaten Krankenkassen gibt es dafür andere Probleme.
Den ganzen Artikel finden Sie hier.
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Dr. med. Elmar Breitbach ist Facharzt für Frauenheilkunde, Reproduktionsmedizin und Endokrinologie. Er ist als Reproduktionsmediziner seit mehr als 30 Jahren in der Behandlung ungewollter Kinderlosigkeit tätig. Dr. Elmar Breitbach ist Gründer und Betreiber von wunschkinder.de.
martin: du triffst mal wieder bei dem thema ins schwarze! aber so beurteilen können es eben nur "betroffene" – wieder mal.
liebe grüße,
steffi
Ja,
bin auch dafür ein guter Artikel. *g*
LG
Katja
Ja, sehr gut und argumentationsstark geschrieben.
Eine Frage am Rande: Dem Mann, der seine Fruchtbarkeit bei einem Arbeitsunfall verloren hat, müßte doch eigentlich die BG die ICSI zahlen ????
ja, das müsste die BG zahlen
Guten Morgen Rebella,
im Artikel steht aber leider "wahrscheinlich" drin und ich denke die Beiden müssen durch die Altersgrenze alles aus dem eigenen Topf bezahlen.
LG
Katja
Test
Mein Beitrag ist schon wieder beim Spamblocker gelandet.
Ich versuche es noch ein Mal.
Der Artikel von Herr Spiewak schein gut zu sein, ist aber schwer zu verfolgen, hier, weil oft von Kommentare unterbrochen und man aus dem Auge verliert wann der Doc schreibt und wann Spiewak.
Ich habe zwei interessante Links von den heutigen Nachrichten hier zu stellen. Ist das verboten, weil mein Beitrag immer abgelehnt wird und ich bekomme nur komische Meldungen?
Ich verstehe das nicht.
@ Andra: Eine Antwort, die einen oder mehrere Links enthält, wird allgemein als Spam identifiziert. Ein Blogger-Schutzmechanismus gegen wirkliche Spammer. 😉
Zurück zum Thema: Ich habe den Artikel in der "Zeit" gelesen und halte das Thema für sehr wichtig. Leider wird die Thematik "ungewollt kinderlos" scheinbar in der Öffentlichkeit nicht oder nur relativ vage wahrgenommen.
Rabies
blau: Spiewak. Weiß: Nicht Spiewak. Eigentlich nicht so superschwierig.
Das Urteil sowie die Abnahme der Geburten nach KB, führten offenbar bei manchem zur Befriedigung des " Sozialneids" finanziell und bezüglich der Wertigkeit des Konservativen Familienbilds.
"Von 2003 bis 2005 halbierte sich die Zahl der Versuche fast, weil die Kassen nicht mehr die ganze Summe ersetzten. Doch was sind diese „verlorenen“ Gelder im Vergleich einerseits zu dem Glück mit einem Kind und andererseits zu den Kosten eines langjährigen Kindesunterhalts? Die Entschlossenheit mancher Paare oder die Überredungskünste mancher Ärzte scheinen doch allzu sehr von der Kostenerstattung durch Dritte abhängig (gewesen) zu sein."
Quelle: http://www.faz.net/s/RubFC06D389EE76479E9E76425072B196C3/Doc~E60F7791F55A9412984E3B396D3603599~ATpl~Ecommon~Scontent.html
Der Artikel legt nahe,dass Kiwurealisierung eben nur eine Frage der echten Motivation nicht etwa der echten Euros sei..wie ja echte Familys beweisen; singemäß : die Statistik über den Rückgan der Versuche, beweise wie man die Spreu vom Weizen trenne.
Etwas Konsequenter gedacht müsste Hr. Hefty dann wenigstens ein "KfZ" Darlehen ( etwa einer Kredit für Zeugungswillige bei der KFW wäre passend?, ähnlich früherer Ehestandsdarlehen) für einkommensschwache Ehepaare befürworten, denn der Geburten -Rückgang betraf doch nicht allein verheiratete Yuppie- Heteropaare ? 😉
…sicher kein Zufall, dass im Artikel statt der Geburten ( könnte ja Gefühle der Leser wecken), sondern nur v. Versuchen ( kalte Repro-Techno) die Rede war..
Solang das für den Gesetzgeber keine Krankheit "ist", muss gegen das Faktum einer Kostenübernahme erst recht polemisiert werden, denn das Urteil definiert ja sinngemäß: KB= Lifestyle
Oh Mann eh, und das hier noch in dem oben verlinkten Artikel:
"Sollte sich der Gesetzgeber entschließen, die Kostenerstattung außerhalb der Ehe zu eröffnen, dann ist damit zu rechnen, dass auch der bisherige Ausschluss heterologer Ei- und Samenspenden fallen wird. Damit würden die Krankenkassen unter den Druck geraten, auch homosexuellen Paaren die Kosten zu ersetzen. Dies wiederum würde die gerade erst bekräftigte Einzigartigkeit der Ehe beschädigen."
Ich könnte ja schon wieder ….
Übrigens sind dort auch Kommentare möglich.
Ich finde das eigentlich ziemlich unglaublich, dass das immer schlimmer wird mit der Thematik,
die freie Fortpflanzungentscheidung, dass Kinderwünschen und -zeugen, bis hin zur Betreuung werden zu politischen Spielball irgendwelcher Interessengruppen, denen das Individuum folge zu leisten habe, oder dem man eben die einzig medizinsche Fortpflanzungschance nach Gutdünken verwehren kann.
Bei diesem Thema findet man alles, Biologismus, Frakenensteinisieren ( super Begriff von Reaba), natürlicher Promutterkult ( die Kirchen) natürlicher Antimutterkult ( die Feministinnern und Reprotechnogegner) biologistischer Familienkult a la Donnerpass usw usw…und die Liberalen welche der einzige Lichtblick sein könnten, in Bezug auf Autonomie , Anerkennung des Krankheitsbegriffes,..die propagieren mit Daniel Bahr, Frau Pieper,…dass die Falschen die Nicht-Richtigen Kinder bekämen und das ist hier parteiübergreifende Gesamtmeinung, das Thema ist übrigens 100 Jahre alt, wie Prof Etzendorf im Stern zur Demographie- Angstdebatte schreibt " Die "Falschen", früher die Unterschicht, heute die dritte Welt, bekommen zu viele Kinder. Die "Richtigen" zu wenig. " http://www.stern.de/politik/deutschland/:Demografie-Experte-Das-Politik-Angst/583402.html
mit dem neuen Elterngeld und den Kostenerstattungsregeln wird man schon dafür sorgen, dass nur die Richtigen die Kinder Kriegen, sprich, die natürlich Fertilen, die Leute mit Bildung und Geld….und nur verheiratete Eltern, nicht etwa die Homoeltern…
Das Thema wird von allen Gruppen nur benutzt,…um die Betroffenen, die ungewollt und Kranheitsbedingt Kinderlosen Paare gehts ganz sicher nicht !
Und von allen Seiten bleibt der Part der Männer als Kinderwünschende oder als Väter immer völlig unerwähnt…immer nur die Frau, ihr Körper, ihre Eizellen,.ihr Kind und ihre Rollenkämpfe ( Rabenkarrieremutter vs. symbolisch entwertete Hausfraumutter)und Verantwortung ( egomanische Gebärverweigerein vs. selbtlose Demographienormerfüllerin) im Staat und die Symbolpolitik nerv nerv…und die Liberalen spielen nun auch Bevölkerungspolitiker . Repromedizin ist da überwiegend als Forschungthema ( die ich sehr begrüße) interessant. Und in 2007 werden abgetakelte Feminismusdebatten aufgewärmt welche die heutige Frauen( + Mäner) völlig anders sehen,..und Habermas ( Vorbild für die Reprokultdamen, Frankfurter Schule usw..)wärmt seinen alten Kampf gegen die angeblich " Wissenschaftsgläubigen Naturalisten" ( Reprokult , Dr. Graumann: " allzu szientistisches Weltbild".. auf und fordert beim Papst religionsphilosophische Unterstützung und etwa indirekt Abschaffung des Säkularismus? .d.h. weil die Philosophie irgendwie angeblich keine Antworten mehr habe solls nun die Kirche wieder richten ? müsste nur ihre Dogmen etwas säkularer stylen oder so… Grusel….z.B bei der Repromedizin; Gentechnik die auch ihm ein Dorn im Auge ist
mal abgesehen davon dass wir mit den Kirchen im Konkordat leben und nicht im Laizismus.. es wird also immer " besser " 😉
Zitat :" Anders gesagt: In den Religionen sei zwar, wie Habermas schon in München zugestand, etwas „intakt“ geblieben, „was andernorts verloren gegangen ist und mit dem Wissen von Experten allein nicht wiederhergestellt werden kann“, etwas, was die „entgleisende Modernisierung der Gesellschaft“ dringend benötige, um „die weltweit verletzte Solidarität, ein Bewusstsein von dem, was fehlt, von dem, was zum Himmel schreit, zu wecken und wachzuhalten“, aber dies dürfen keine theoretischen Aussagen über die Weltwirklichkeit sein, denn wir würden ja in einem „nachmetaphysischen Zeitalter“ leben." http://www.zenit.org
Fassi wie schaffst du den Spamblocker zu tricksen und links rein zu schmugeln?
Rebella – wegen deinem letzten Beitrag hier. Dein Zitat ist ja richtig. Entweder dürfen alle, oder keiner. Nur einer Gruppe zu erlauben würde ungerecht sein und zu Streit führen. Die Lösung ist nicht die Gruppen gegen einander zu hetzen, in denen man verscheidene Rechte gibt, sondern konsequent sein.
Alle wollen ja Kinder haben. Und das Problem ist auch noch dass so wie du und ich, viele Menschen nur manche Sachen akzeptieren. Du and andere wollt Altersgrenzen und was weiß ich noch, ich bestehe auf der Familie, manch andere wollen keine Zellenspenden. Wie soll dann ein Gesetz aussehen das allem Recht machen soll?
Lösung: alles erlaubt, oder gar nichts.
um ehrlich zu sein, die vielen Kulte machen mich nur verwirrt. Wie auch immer man SChwachsinn nennen mag, oder zu welcher Nuance er gehört – mir egal.
Argumente, die ich nachvollziehen kann, lese ich dabei durchaus.
ja, entweder GErechtigkeit oder nciht.
Die Praxis ist die: wer es sich leisten kann oder sparen oder so, fährt nach Holland (nur als Beispiel)
Da wir in einem Suchtsystemn leben, gibt es keine echte Lösung. jeder sucht sich seine Maschen im Netz selbst.
Die Homosexuellen kann man auf Dauer auch nciht am Kinderkriegen hindern. Die finden auch ihre Lösungen, ob es der Bruder der Freundin ist, der per Thermoskanne eine Spende macht, oder im Ausland mit Assistenz oder sonstwas – nur eben wird es immer massig verschiedene Lösungen geben.
Um noch mal auf Familie zurückzukommen. Die VErhaltensbiologie definiert Familie so: Zusammenleben mit Kindern.
Wer also die Verantwortung übernimmt, gehört zur Familie 😉
Hallo Andra,
du schreibst: "Lösung: alles erlaubt, oder gar nichts."
Das kann ich so nicht sehen. Ich würde dann schon sagen, "Möglichst viel erlaubt und möglichst vielen Paaren geholfen." und auch: "Möglichst vielen Paaren die Behandlung bezahlt.
Ich kann irgendwie ganz neidlos auf die Paare schauen, die ihre Behandlung bezahlt bekommen haben, während ich sie selbst bezahlen mußte. Allerdings wohl auch nur deshalb, weil wir ja unsere beiden Süßen haben. Und manch einer probiert´s und probiert´s und hat doch keinen Erfolg. Auch, wenn´s bezahlt wurde. Da mag ich dann auch nicht tauschen.