Weniger ist mehr: Die richtige Stimulation

Kürzlich haben wir hier bereits eine Studie vorstellen können, deren Ergebnisse dafür sprechen, dass weniger Eizellen und einen mildere hormonelle Stimulation im Rahmen der künstlichen Befruchtung einen positiven Einfluss auf die genetische Intaktheit einer Eizelle haben kann. Mit anderen Worten: Weniger Aneuploidien (fehlende oder überzählige Chromosomen) traten auf, wenn mit einer milden Stimulation weniger Eizellen gewonnen wurden.

Kann man denn aber auch zu niedrig stimulieren?

Ja, kann man. Man kann es mit der milden Stimulation auch übertreiben und das führt dann gelegentlich zu Behandlungsabbrüchen, meist bereits während der Stimulation, wenn zu wenige Follikel heranreifen. Wobei das dann gelegentlich auch eine Frage der Nerven ist, denn bereits mit 3-4 schönen Follikeln ist eine erfolgreiche Therapie zumindest bei jüngeren Frauen ebenfalls erfolgversprechend.

Tatsache ist jedoch, dass es im Vergleich zur hochdosierten Stimulation häufiger zu solchen Behandlungsabbrüchen kommt und damit die niedrig dosierte Stimulation infrage gestellt wird. Ist damit jedoch automatisch die Erfolgsrate auch vermindert?

Mehr Zyklusabbrüche, bessere Erfolgsraten

Amerikanische Wissenschaftler kamen zu diesem Ergebnis in einer Studie, die auf den Ergebnissen von 806 IVF-Behandlungen aus zwei Jahren basiert. Es wurden dabei die Zahl abgebrochener Zyklen, Schwangerschaftsraten, Fehlgeburten und Lebendgeburten nach IVF-Therapie in Abhängigkeit von mehreren Einflussfaktoren untersucht.

Dabei war nicht überraschend, dass das Alter der Frau einen hohen Einfluss auf den Ausgang der Therapie hatte. Und dies unabhängig von der Zahl der gewonnenen Eizellen.

Höhere Dosierungen der Medikamente zur Stimulation der Eierstöcke führte zu einer Verminderung der Abbruchrate, d. h. es kam häufiger zum Embryonentransfer als bei niedrigeren Dosierungen. Jedoch traten signifikant weniger klinische Schwangerschaften und Lebendgeburten ein und es zeigte sich ein Trend zu mehr Fehlgeburten.

Die Daten zeigen nach Ansicht der Autoren der Studie, dass eine hochdosierte Stimulation der Eierstöcke einen negativen Einfluss auf den Ausgang einer IVF-Behandlung hat. Auch wenn weniger Behandlungszyklen abgebrochen werden mussten, hat diese Art der Stimulation genz offenbar eine statistisch signifikante Reduktion der Lebendgeburtenrate zur Folge.

Pal L, Jindal S, Witt BR, Santoro N.
Less is more: increased gonadotropin use for ovarian stimulation adversely influences clinical pregnancy and live birth after in vitro fertilization.
Fertil Steril. 2008 Apr 26 [Epub ahead of print]

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Dr. med. Elmar Breitbach ist Facharzt für Frauenheilkunde, Reproduktionsmedizin und Endokrinologie. Er ist als Reproduktionsmediziner seit mehr als 30 Jahren in der Behandlung ungewollter Kinderlosigkeit tätig. Dr. Elmar Breitbach ist Gründer und Betreiber von wunschkinder.de.
 

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Kommentar

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7 Kommentare
  1. Kira4711 schreibt

    Das ist ja sehr interessant, zumal es ja auch wirklich Kosten sparen würde. Wenn ich da an meine 300 Einheiten vom letzten Mal denke… *ohnmacht*

  2. Tralala schreibt

    Lieber Doc,

    das ist sehr interessant! Jetzt frag ich mich nur noch, ab wann man von "hochdosiert" sprechen kann bei einer ICSI. Ist 225 schon hochdosiert? (Ich hatte damit nicht nur mehr Eizellen, sondern auch eine viel bessere Befruchtungsrate als mit 150.)

    Danke und Gruß!

  3. E. Breitbach schreibt

    @Tralala: Die Frage hatte ich befürchtet 😉

    225 EInheiten würde ich noch nicht als hochdosiert bezeicnnen. Ab 300 IE geht´s dann aber schon langsam los. Ich habe den Artikel noch nicht im Original gelesen, vermutlich wird da genauer differenziert als in der Kurzfassung

  4. müllerchen schreibt

    mein ehemaliger kiwu-doc prof. dr. ludwig-endokrinologikum hamburg-
    verfährt schon seit jahren nach eben diesem prinzip;-) ich fing mit 50 ie an und endete bei 150 ie. allerdings bei einer iui.
    quantität ist halt selten gleich qualität, liebe grüße, annette

  5. shiringh schreibt

    und was ist mit 450IE / 75ml am tag gonal F. bei einer kryo? ist das hochdosiert?
    habe gerade eine negative ivf geahbt und musste menopur hp drei ampullen am tag spritzen. ist das zuviel gewesen???
    oder gering stimmuliert?

    vielen dank shirin

  6. E. Breitbach schreibt

    @ Shirigh:

    Ja, das ist hochdosiert. Man muss ja nun nicht alles über einen Kamm scheren und sicherlich ist es gelegentlich schon besser auch höher zu dosieren und man kann hohe Stimulationen nicht zwingend für einen negativen Test verantwortlich machen. Aber im Allgemeinen und der Mehrheit ist es vermutlich besser ca. 300 Einheiten nicht zu überschreiten

  7. lilly schreibt

    hallo ihr lieben.
    bei mir sollte morgen eigentlich meine erste punktio vor meiner erten icsi statfinden, doch nun sieht es so aus als wären zu wenig große folikel ran gereift.
    meine stimmu began mit 50 puregon und ist jetz bei 225 gonal.
    sind zu wenig folikel starke beeinflussung für di erfolgsrate?