Rettungs-IvM: Eine Alternative bei OHSS?
Kürzlich wurde hier über die erste Schwangerschaft nach In Vitro Maturation berichtet. Noch einmal kurz zusammengefasst werden bei dieser Methode unreife Follikel nach einer sehr milden Stimulation oder gänzlich ohne eine solche punktiert und die Eizellen im Reagenzglas nachgereift bevor sie mit den Spermien zusammengebracht werden. Besonders bei Frauen mit einer überschießenden Reaktion der Eierstöcke auf eine Hormongabe kann dies zur Vermeidung eines *ohss* eine Alternative sein. Mehr in den früheren Artikeln zu Thema.
Einen ähnlichen Weg beschreibt eine aktuelle Studie aus England. Hier wurden die Eizellen bei einer konventionellen Hormonbehandlung und drohender Überstimulation ebenfalls frühzeitig punktiert. Um das Überstimulationssyndrom zu vermeiden, erfolgte die Auslösung mit hCG bewußt früher als es normalerweise optimal wäre, also bei unreifen Eizellen und 3-7 Tage nach Beginn der Stimulation.
Die *icsi* oder die Zugabe der Spermien bei der *ivf* erfolgte entsprechend der Unreife der Eizellen nach einem verlängerten Zeitintervall. 14 Frauen mit einem PCO und mehr als 20 Follikeln wurden so behandelt. Dabei entstanden 9 Schwangerschaften, was eine Schwangerschaftsrate von 60% entspricht. Außerdem trat noch eine Eileiterschwangerschaft auf. Keine der so behandelten Patientinnen wies Zeichen eines Überstimulationssyndroms auf, auch nicht im Falle einer Schwangerschaft.
Die frühe Punktion kleine Follikel ist eine mögliche Alternative zu anderen Optionen wie dem Aussetzen der Stimulation über mehere Tage, der Punktion ohne Transfer oder dem Abbruch der Therapie. Aufgrund der kleinen beobachteten Fallzahl lässt sich sicherlich nicht abschließend beurteilen, ob die „early aspiration of small follicles (EASF)“ wirklich ein gangbarer Weg in solchen Fällen ist.
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Dr. med. Elmar Breitbach ist Facharzt für Frauenheilkunde, Reproduktionsmedizin und Endokrinologie. Er ist als Reproduktionsmediziner seit mehr als 30 Jahren in der Behandlung ungewollter Kinderlosigkeit tätig. Dr. Elmar Breitbach ist Gründer und Betreiber von wunschkinder.de.
Ist jetzt vielleicht doof, aber kann man denn dann
nicht generell unreife Eizellen nachreifen lassen?
Wäre für so manche PCOS-Patientin ja eine Alter-
native, falls bei Punktion zu viele unreife Eizellen
da sind.
LG
Susanne
@ LeeLee: Das tut man ohnehin. Wenn bei einer Punktion festgestellt wird, dass die Eizellen unreif sind, dann würde man üblicherweise entsprechend später die ICSI durchführen. Der neue Aspekt der Studie ist der, dass man die "zu frühe Punktion" absichtlich durchführt und nicht aufgrund eines versehentlich falschen Timings
Irgendwie wußte ich gleich, dass die Frage doof war.
Wieso? Das war doch keine dumme Frage.
Ich glaube, LeeLee meinte, wenn bei der gut getimeten Punktion eine bestimmte Anzahl reifer Follikel da ist, aber auch noch zusätzlich ein paar unreife – warum werden dann nicht noch die unreifen weiter kultiviert, um im Falle eines fehlgeschlagenen Befruchtungsversuchs dann noch nachschieben zu können? Zumindest bei bestimmten Patientengruppen könnte das doch interessant sein …
@Rebella: könnte mir vorstellen, daß man dann wieder mit dem EschG in Konflikt kommt. Dier erste "Charge" wird dann am Montag befruchtet und die zweite Charge am Mittwoch (die dann ggfs sofort kryokonserviert würde).
Frage mich ob das EschG da die Situation des "Notkryos" gegeben sieht oder ein Problem entstehen könnte, wenn es aus der ersten "Charge" zu einem erfolgsversprechenden Transfer käme? Wäre es dann noch zulässig die 2. Charge zu befruchten (vielleicht nur "auf Vorrat")?
Sagt mir bitte, wenn da ein logischer Fehler drin ist :-)!
Reaba, am Mittwoch könnte man auf alle Fälle wissen, ob es überhaupt eine Befruchtung gab, wieviele Embryonen zum Transfer stehen. Es lassen sich auch erste augenscheinliche Aussagen zu den Erfolgschancen machen. Am Donnerstag (3. Tag) lassen sich bereits recht gute augescheinliche Aussagen zu den Erfolgschancen machen. Zum Zeitpunkt einer Zusammenführung der zweiten Charge mit den Spermien am Mittwoch gibt es ja noch keine Embryonen, die unter Schutz stehen. Dieses Stadium tritt ebenfalls erst am Donnerstag ein. Insofern gäbe es das Problem mit dem Gesetz nicht.
Ich dachte auch an bestimmte Patientengruppen. Z.B. wenn die Spermien so chancenarm sind, dass es immer nur zu einer sehr geringen Befruchtungsquote kommt.
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