PN-Scoring: Bringt es einen zusätzlichen Nutzen?

Das sogenannte PN-Scoring ist eine Methode bei der die befruchteten Eizellen im Rahmen einer *ivf* untersucht werden. PN steht dabei für „pronuclei“ und bedeutet das sogenannte Vorkernstadium.

Einen Tag nach der Punktion bilden sich üblicherweise als Zeichen der Befruchtung zwei sogenannte Vorkerne in den Eizellen aus, die jeweils den halben väterlichen und mütterlichen Chromosomensatz beinhalten. Das PN-Scoring ist eine Methode, bei der entsprechend bestimmter festgelegter Kriterien die Qualität der Vorkernstadien festgestellt werden soll und letztlich diejenigen ausgewählt werden, welche sich mit der höchsten Wahrscheinlichkeit zu einem einnistungsfähigen Embryo entwickeln.

Die Frage ist nun, ob diese standardisierte Methode der üblichen Begutachtung überlegen ist und ob sich damit die Erfolgsraten verbessern. Die Frage ist auch nicht nur methodisch relevant, sondern auch, weil dieses PN-Scoring gelegentlich als zusätzliche Leistung angeboten wird.

Eine Studie aus dem Jahre 2003 konnte nachweisen, dass die Beurteilung der befruchteten Eizellen im Vorkernstadium mit der genetischen Intaktheit der daraus sich entwickelnden Embryonen korrelliert[1]: 77 Patientinnen nahmen an dieser Studie teil. Insgesamt wurden 107 Zyklen durchgeführt, entweder wegen fortgeschrittenen Alters der Patientin (77 Zyklen) oder wegen vorausgegangenem Misserfolg bei 30 Zyklen. Die Embryoentwicklung, der Anteil von Embryonen mit normalem Chromosomensatz und die Verteilung chromosomaler Defekte wuden erfasst. Die Lage der Vorkerne in der Zelle, Gestalt und Verteilung der Nucleoli und die Orientierung der Polkörperchen im Hinblick auf die Vorkerne korrellierten statistsisch signifikant mit dem Vorhandensein von chromosomalen Defekten der späteren Embryonen. Vier Konfigurationen in Gestalt und Lage der Polkörperchen, Vorkernen und Nucleoli (rundliche Strukturen in den Vorkernen) wiesen im Vergeich zu anderen Mustern auf eine hohe Wahrscheinlichkeit genetisch normaler Embryonen hin.

Daraus lässt sich also schließen, dass eine richtige Auswahl in diesem Stadium der Embrysonalentwicklung bereite möglich ist. Der weiteren Frage, ob das schematisierte Scoring der üblichen Beurteilung durch einen erfahrenen Biologen überlegen ist, widmete sich eine aktuelle Studie [2].

In einer retrospektiven Studie wurden 338 Zyklen mit PN-Scoring mit weiteren 338 ohne Anwendung dieses Verfahrens verglichen. Die Kontrollgruppe wurde der „PN-ScoringGruppe“ hinsichtlich Altzer der Frau, Zahl der vorhergehenden Therapiezyklen, Kryokonservierung (ja/nein) und Diagnose, die zur Behandlung führte, angepasst.

Es ergab sich kein signifikanter Unterschied in den Schwangerschaftsraten der PN-Scoring-Gruppe und der Kontrolle (24% gegenüber 21%), obwohl mehr qualitativ gute Embryonen in höherer Zahl in der Studiengruppe transferiert werden konnten.

Die Autoren kommen zu dem Schluss, dass das PN-Scoring nur einen geringen Vorteil hat und ein erfahrener Biologe nach dem Scoring die gleichen Embryonen auswählen würde wie ohne dieses Verfahren. Ob die unterschiedliche Zusammensetzung zwischen Scoring-Gruppe und Kontrollgruppe diese Ergebnisse evtl. beeinflusste, konnten die Autoren jedoch nicht ausschließen.

[1] Gianaroli L, Magli MC, Ferraretti AP, Fortini D, Grieco N.
Pronuclear morphology and chromosomal abnormalities as scoring criteria for embryo selection.
Fertil Steril. 2003 Aug;80(2):341–9.

[2] Ludwig AK, Werner S, Diedrich K, Nitz B, Ludwig M.
The value of pronuclear scoring for the success of IVF and ICSI-cycles.
Arch Gynecol Obstet. 2005 Dec 7:1-9

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Dr. med. Elmar Breitbach ist Facharzt für Frauenheilkunde, Reproduktionsmedizin und Endokrinologie. Er ist als Reproduktionsmediziner seit mehr als 30 Jahren in der Behandlung ungewollter Kinderlosigkeit tätig. Dr. Elmar Breitbach ist Gründer und Betreiber von wunschkinder.de.

 

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