Nochmal: hCG zur Follikelstimulation?
Bei meinem letzten Artikel Menogon und IVF wurde in den Kommentaren gefragt, ob wirklich hCG in Menogon enhalten ist, oder ob ich vielmehr hMG meinte.
Es war wirklich hCG gemeint. Humanes Menopausengonadotropin enthält LH und FSH im Verhältnis 1:1. HMG ist auch der Wirkstoff des Menogon. Da es aus Urin hergestellt wird, ist nur der Anteil des FSH genau festzulegen, während der LH-Anteil variabler ist. Um aber ein Medikament mit dauerhaft gleicher Wirkung zu erhalten, wird fehlendes LH mit hCG ersetzt („gespiked“). HCG ist dem LH sehr ähnlich, hat aber eine längere Halbwertszeit, ansonsten aber eine sehr ähnliche Wirkung.
LH als Bestandteil des hMG wird in vielen Studien durchaus als vorteilhaft für das Follikelwachstum angesehen, wie z. B. eine kontrollierte Studie aus dem Jahre 2002 zeigte1. Weniger wegen der Schwangerschaftsrate, aber im Hinblick auf die Follikelselektion (mehr große und weniger unreife Follikel), die Stimulationsdauer (kürzer) und geringeren Ausfallquoten aufgrund eines vorzeitigen „Eisprungs“ (Luteinisierung).
Die gleichen Autoren zeigten auch auf, dass nach einer Stimulation mit reinem FSH gegen Ende der Follikelreifung niedrig dosiertes hCG (200 IE/täglich) in der Lage ist, das Follikelwachstum abzuschließen trotz fehlendem FSH (welches dann nicht weitergegeben wird). Auch hier konnte eine gute Selektion der Follikel beobachtet werden mit wenigen kleinen aber mehreren großen und reifen Follikeln und einer daraus resultierenden Eizellqualität. Gerade bei einer drohenden Überreaktion scheint dies eine gute Alternative zu sein, da nur die größeren Follikel weiterwachsen und eine Überstimulation weniger wahrscheinlich ist.
Die Einzelbeobachtungen der zweiten Studie bedürfen noch der Bestätigung in kontrollierten Studien, jedoch weisen auch andere Untersuchungen darauf hin, dass das im Menogon enthaltene hCG vorteilhaft sein kann.
1Filicori M, Cognigni GE, Pocognoli P, Tabarelli C, Ferlini F, Perri T, Parmegiani L.
Comparison of controlled ovarian stimulation with human menopausal gonadotropin or recombinant follicle-stimulating hormone.
Fertil Steril. 2003 Aug;80(2):390-7.
2Filicori M, Cognigni GE, Taraborrelli S, Parmegiani L, Bernardi S, Ciampaglia W.
Intracytoplasmic sperm injection pregnancy after low-dose human chorionic gonadotropin alone to support ovarian folliculogenesis.
Fertil Steril. 2002 Aug;78(2):414-6
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Dr. med. Elmar Breitbach ist Facharzt für Frauenheilkunde, Reproduktionsmedizin und Endokrinologie. Er ist als Reproduktionsmediziner seit mehr als 30 Jahren in der Behandlung ungewollter Kinderlosigkeit tätig. Dr. Elmar Breitbach ist Gründer und Betreiber von wunschkinder.de.
und heisst das jetzt, dass Menogon besser bei IVF wirkt, als bei ICSI ?
und das Menogon "besser" ist, also Gonal ?
Es heißt, dass Menogon bei der IVF besser ist als Gonal, wenn die Ergebnisse dieser Studie zutreffen. Es bedeutet aber nicht, dass es generell besser ist als Gonal.