Häufiger eineiige Zwillinge nach Blastozystentransfer?
Eine Übersichtsichtsstudie zeigte eine doppelt so hoher Rate eineiiger Zwilinge im Vergleich zu Tag drei Embryonen
Bei Kinderwunschbehandlungen sind Mehrlinge häufiger als bei normal entstandenen Schwangerschaften. Durch die Hormongaben entstehen mehr Eizellen und bei einer künstlichen Befruchtung werden oft auch zwei Embryonen in die Gebärmutter eingepflanzt. Das führt jedoch zu mehreiigen Zwillingen. Sind eineiige Zwillinge auch häufiger?
Zwei Übersichtsarbeiten (zuletzt aus dem Januar 2019) zeigen ein erhöhtes Risiko für eineiige Mehrlinge
Zweieiige Zwillinge sind eine recht häufige Folge von Kinderwunschbehandlungen. Wie ist es jedoch mit Mehrlingen, die aus einer Eizelle stammen? Eine Untersuchung aus Dänemark1 analysierte die Daten von insgesamt 42 Studien mit der Fragestellung, inwieweit eineiige Mehrllnge bei einer künstlichen Befruchtung häufiger auftreten und von welchen Faktoren dies abhängt. Untersucht wurden Tag des Transfers nach Punktion, mütterliches Alter, Hatching, die Art des Stimulationsprotokolls, Kulturmedien und Qualität des Embryos.
Null bis dreizehn Prozent eineeiige Zwillinge nach Blastozystentransfer
Die zu diesem Thema gefunden Studien wiesen hinsichtlich der Mehrlingsschwangerschaften sehr unterschiedliche Ergebnisse auf. Von null bis 13% eineiige Mehrlinge war alles dabei. Verglichen mit den Ergebnissen nach Tag 2-3 Transfer erhöhte sich die Zahl bei Blastozystentransfers auf mehr als das Doppelte. Auch das Alter der Mutter scheint einen Einfluss zu haben, bei jüngeren Frauen traten auch eineiige Mehrlinge häufiger auf.
Während hier ein statistisch signifikanter Zusammenhang hergestellt werden konnte, galt dies nicht für das Hatching. Die Morphologie der Embryonen hatte keinen nachweisbaren Einfluss, ebenso wenig die Stimulationsprotokolle, wenngleich über eine geringfügige Erhöhung im langen Protokoll oder bei höherer Anzahl von Eizellen spekuliert wurde.
In einer weiteren Untersuchung bereits vorhandener Studien aus dem Jahre 20192 waren die Ergebnisse ähnlich: Das Alter der Frau (erhöhtes Risiko ab < 35 Jahre) und die Dauer der Embryonenkultur (Blastozysten führen häufiger zu eineiigen Mehrlingen) haben eine signifikanten Einfluss auf die Häufigkeit von monozygoten Zwillingen.
Ursachen für das Phänomen sind unklar
Warum sich Blastozysten häufiger als jüngere Embryonen noch einmal in eineiige Mehrlinge teilen, ist ungeklärt, wenn auch statistisch belegbar. Ob es die Kulturflüssigkeiten sind, in denen die Embryonen in der Petrischale heranreifen oder weil in der längeren Kultur systematisch Embryonen Vorteile haben, die sich später noch einmal selbst teilen, warum auch immer.
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Dr. med. Elmar Breitbach ist Facharzt für Frauenheilkunde, Reproduktionsmedizin und Endokrinologie. Er ist als Reproduktionsmediziner seit mehr als 30 Jahren in der Behandlung ungewollter Kinderlosigkeit tätig. Dr. Elmar Breitbach ist Gründer und Betreiber von wunschkinder.de.
Literatur
- Hviid KVR, Malchau SS, Pinborg A, Nielsen HS
Determinants of monozygotic twinning in ART: a systematic review and a meta-analysis.
Hum Reprod Update. 2018 Mar 12. doi: 10.1093/humupd/dmy006 - Busnelli A, Dallagiovanna C, Reschini M, Paffoni A, Fedele L, Somigliana E
Risk factors for monozygotic twinning after in vitro fertilization: a systematic review and meta-analysis.
Fertil Steril. 2019 Feb;111(2):302-317
Wir haben auch eineiige Zwillinge nach Blastozystentransfer bekommen. Und als ich nach dem Transfer das Bildchen meiner Blastozyste nach Hause bekommen habe, habe ich etwas gegoogelt um eine vielleicht eine Einschätzung der Qualität der Blastozyste zu bekommen. Dabei habe ich mich gewundert, da ich bei meiner Blastozyste irgendwie zwei typische Zellanhäufungen entdeckt habe – also zwei Embryoblasten. Mir kam intuitiv sofort der Gedanke " eineiige Zwillinge", den ich dann aber schnell verworfen habe, denn was hatte ich denn schon überhaupt Ahnung….
Im Nachhinein frage ich mich, ob dass die erfahrenen Biologen, die ja auch die Embryonen hinsichtlich ihrer Qualität beurteilen müssen, nicht ebenso hätten erkennen und zumindest gegenüber uns Patienten erwähnen hätten können. Wäre vielleicht hilfreich um die nicht so seltenen Drillingsschwangerschaften aus 2 Blastotysten besser vermeiden zu können.
Ich habe das Foto meiner Blastozyste beim Entlassungstermin aus der Kiwu auch meinem Arzt gezeigt. Der bestätigte mir, dass man wirklich zwei Embryoblasten erkennen kann. Wusste aber selber auch nicht, wie die Biologen bei ihm im Labor damit umgehen!
Ehrlich gesagt, höre ich zum ersten Mal davon, dass man das zu einem so frühen Zeitpunkt schon sehen kann. Aber ich bin ja auch kein Biologe. Aber offenbar sind auch die sich nicht so sicher, zumindest nicht post ante. Nachher weiß man es natürlich immer besser. Aber wirklich interessant, ich werde mich da mal reingoogeln, wenn ich die Zeit finde.