GnRH-Agonisten oder Antagonisten: Was ist besser bei IVF?
Bei der *ivf*- oder *icsi*-Behandlung wird fast immer eine sogenannte „Downregulation“ des Hormonhaushaltes durchgeführt, um einen vorzeitigen Eisprung zu unterdrücken. Dazu stehen im wesentlichen 2 verschiedene Medikamentengruppen zur Verfügung. Die Antagonisten wirken innerhalb von 24 Stunden, während die Agonisten einen längeren Zeitraum benötigen, um die Fähigkeit der Hirnanhangsdrüse, einen Eisprung auszulösen, zu unterdrücken.
Grundsätzlich liegen die Vorteile der Antagonisten auf der Hand: Man muß sie nur ganz am Ende der Stimulation verabreichen, wenn der Eisprung unterdrückt werden soll. Da hierdurch der Hormonhaushalt der Frau zunächst nicht unterdrückt wird, ist diese Methode insbesondere bei sogenannten „Low respondern“ eine häufig verwendete Methode, da diese Frauen dazu neigen, bei einem sogenannten „langen Protokoll“ zu wenige Eizellen auszubilden.
Jedoch wird immer wieder angegeben, dass dieses lange Protokoll die besseren Resultate bei einer IVF-Behandlung ergibt und dieses daher nach wie vor die Standard-Behandlung sein sollte. In der Tat waren die Ergebnisse nach Einführung der GnRH-Antagonisten zunächst schlechter im Vergleich mit den Standard-Protokollen, welche die Agonisten verwendeten. Vermutlich ist dies auf zwei Faktoren zurückzuführen:
- mangelnde Erfahrung im Umgang mit dem neuen Medikament. Dies kann zu falscher Dosierug oder falschem Timing (mit der Gefahr für einen vorzeitigen Eisprung) führen
- Selektion der Patientinnen. Werden vorzugsweise Frauen, die schlecht auf eine Stimulation reagieren (also auch ältere Frauen) mit Antagonisten behandelt, dann sind die Resultate natürlich schlechter, was jedoch nicht den verwendeten Medikamenten anzulasten ist, sondern der Negativ-Auswahl der Patientinnen
Dies findet sich auch in den Resultaten des Deutschen IVF-Registers (DIR) wieder[2]. Die Ergebnisse für die Antagonisten sind hier ebenfalls schlechter für die Antagonisten im Vergleich zum „langen Protokoll“. Dies gilt jedoch nur dann, wenn man die Daten gesamt betrachtet. Schließt man negative Einflüsse, die durch die Patienten bedingt sind, aus (vergleicht also nicht „Äpfel mit Birnen“; siehe auch Punkt 2 oben), dann stellt sich ein völlig anderes Bild dar. Vergleicht man die Ergebnisse bei Patientinnen mit guten Voraussetzungen miteinander, dann ergibt sich für diese Untergruppe kein Unterschied hinsichtlich des Therapieerfolges, wie Professor Felberbaum mit den Daten des DIR nachweisen konnte.
Auch das „Handling“ ist über die Jahre verfeinert worden und in Behandlungszentren, welche vorzugsweise Antagonisten einsetzen, sind die Schwangerschaftsraten ebensogut oder besser als in Zentren, die das klassische lange Protokoll bevorzugen.
Die Gleichwertigkeit der beiden Protokolle wird auch in einer aktuellen Studie aus Belgien belegt, welche in der aktuellen Ausgabe der Zeitschrift „Human Reproduction“ veröffentlicht wurde[1]. Hier wurden die Ergebnisse der beiden Protokolle bei Eizellspenderinnen in einer prospektiven und kontrollierten Studie miteinander verglichen. Dieses Studiendesign hat den Vorteil, dass es sich bei den Spenderinnen ausschließlich um junge Frauen mit qualitativ guten Eizellen handelt, und der Ausgang der Therapie daher im wesentlichen von der Stimulation abhing und nicht von anderen wichtigen Faktoren wie Alter, Eizellzahl etc.
In 148 Zyklen waren die Schwangerschaftsraten mit beiden Protokollen praktisch identisch, ebenso die Zahl der Fehlgeburten der Eizellempfängerinnen.
[1]N. Prapas, Y. Prapas, Y. Panagiotidis, S. Prapa, P. Vanderzwalmen, R. Schoysman, G. Makedos
GnRH agonist versus GnRH antagonist in oocyte donation cycles: a prospective randomized study
Human Reproduction 2005 20(6):1516-1520
[2]Georg Griesinger, Ricardo Felberbaum, and Klaus Diedrich
GnRH antagonists in ovarian stimulation: a treatment regimen of clinicians’ second choice? Data from the German national IVF registry
Hum. Reprod. 2005 20: 2373-2375
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Dr. med. Elmar Breitbach ist Facharzt für Frauenheilkunde, Reproduktionsmedizin und Endokrinologie. Er ist als Reproduktionsmediziner seit mehr als 30 Jahren in der Behandlung ungewollter Kinderlosigkeit tätig. Dr. Elmar Breitbach ist Gründer und Betreiber von wunschkinder.de.