Führt IVF zu Brustkrebs?

Brustkrebs ist ein klassisches Beispiel für eine hormonabhängige bösartige Erkrankung. Daher ist immer wieder darüber diskutiert worden, ob eine Hormonbehandlung für eine Kinderwunsch-Therapie in der Lage ist, die Entstehung von Brustkrebs zu begünstigen.

Eine aktuell erschienene Zusammenfassung von Studien zu diesem Thema zeigte, dass es keinen beweisbaren Zusammenhang zwischen Brustkrebs und Hormonbehandlungen gibt. Von 15 aktuellen Studien zu diesem Thema zeigte nicht eine einen statistisch signifikanten Zusammenhang zwischen der Entstehung von Karzinomen und einer *ivf*-Behandlung. In einer Studie wurde sogar nachgewiesen, dass die Behandlung mit dem eisprungauslösenden hCG eine Verminderung der Krebswahrscheinlichkeit bei Frauen nach sich zog, deren Body-Mass-Index niedriger als 27,5 war.

In den Studien, die zuvor mit einer IVF behandelte Frauen nachuntersuchte fand sich keine erhöhte Inzidenz von Brustkrebs. Bei insgesamt 60.050 Frauen trat bei 601 ein bösartiger Brusttumor auf, statistisch erwartet hätte man 568, ein Unterschied, der nicht signifikant war. Bei kontrollierten Studien wurden die Vorgeschichte von insgesamt 11.303 Frauen mit Brustkrebs mit der von 10.930 gesunden Kontrollen verglichen. Bei den Frauen mit Brustkrebs wurde geringfügig seltener eine IVF in der Vorgeschichte durchgeführt (2,2%) als bei den gesunden Kontrollen (2,5%). Für den Fall, dass die IVF-Behandlung den Brustkrebs begünstigt, hätte man bei den erkrankten Frauen eine höhere Zahl von IVF-Behandlungen erwartet als in der Kontrollgruppe.

In einer Studie zeigte sich, dass bei Frauen mit bereits erkrankten weiblichen Verwandten (also einem ohnehin erhöhten Risiko) die IVF zu einer grenzwertig signifikante Erhöhung des Brustkrebsrisikos führte.

Zusammenfassend kam der Autor der Studie zu dem Schluss, dass es keinen eindeutigen Zusammenhang zwischen dem Auftreten von Brustkrebs und einer IVF in der Vorgeschichte gibt. Ist ein ohnehin erhöhtes Risiko bedingt durch die Familiengeschichte vorhanden, dann kann eine IVF dies möglicherweise verstärken. Ob dies auch darauf zurückzuführen ist, dass ohnehin vorhandene Krebsvorstufen durch die Hormonbehandlung schneller wuchsen und daher früher entdeckt wurden, lässt sich nicht ausschließen. Möglicherweise ist in diesen Fällen die bösartige Erkrankung nicht durch die IVF begünstigt aufgetreten, sondern lediglich früher symptomatisch geworden.

Salhab M, Al Sarakbi W, Mokbel K.
In vitro fertilization and breast cancer risk: a review.
Int J Fertil Womens Med. 2005 Nov-Dec;50(6):259-66

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Dr. med. Elmar Breitbach ist Facharzt für Frauenheilkunde, Reproduktionsmedizin und Endokrinologie. Er ist als Reproduktionsmediziner seit mehr als 30 Jahren in der Behandlung ungewollter Kinderlosigkeit tätig. Dr. Elmar Breitbach ist Gründer und Betreiber von wunschkinder.de.
 

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