Endometriose: Ultralanges Protokoll überlegen

Die Endometriose geht mit einer verminderten Schwangerschaftsrate einher. Der Unterschied der Erfolgsraten gegenüber Frauen ohne eine Endometriose ist bei der natürlichen Konzeption deutlich höher als bei *ivf* oder *icsi*, jedoch ist auch bei der Reagenzglasbefruchtung weiterhin ein negativer Effekt zu beobachten. Um diesen negativen Einfluss zu beseitigen, wird mit einem sogenannten „Ultralangen Protokoll“ (verlängertes „Langes Protokoll„) versucht, den Einfluss der Endometriose zu vermindern oder gar zu beseitigen. Bei diesem Protokoll wird die Downregulation über einen langen Zeitraum (3-6 Monate) vor der eigentlichen IVF durchgeführt.

Zu dem Thema gibt es eine Übersichtsarbeit in der Cochrane Database, einer Sammlung von Übersichtsarbeiten, die zu verschiedenen medizinischen Themen Studien auswählt, die strengen Anforderungen genügen müssen (kontrolliert, randomisiert, prospektiv ausreichend große Fallzahl etc.). Die Ergebnisse wurden im letzten Monat veröffentlicht: Cochrane Database Syst Rev. 2006 Jan 25;(1):CD004635. Man versuchte also mit Hilfe vergleichender Analyse von gut konzipierten Studien den Effekt des ultralangen Protokolls auf die Schwangerschaftsraten bei der IVF zu bewerten.

In die Übersicht wurden Studien aufgenommen, in welchen Endometriose-Patientinnen mit Hilfe einer IVF behandelt wurden und im Vorfeld eine mehrmonatige Downregualtion erhielten. Die Endometriose musste mit einer Bauchspiegelung bestätigt worden sein. Es entsprachen nur 3 Studien den strengen Kriterien, in denen 165 Patientinnen behandelt wurden. Die Geburtenrate der behandelten Patientinnen war signifikant höher als bei anderen Protokollen, die Zahl der „klinischen Schwangerschaften“, also jene, die im Ultraschall nachweisbar waren, war 4x mal höher.

Die Autoren kommen zu dem Schluss, dass bei laparoskopisch gesicherter Endometriose die Schwangerschaftsrate um ein Mehrfaches gesteigert werden kann, wenn im Vorfeld eine mehrmonatige Doanregulation erfolgt.

Ich hatte an anderer Stelle bereitsdarauf hingewiesen: man muss natürlich hinzufügen, dass diese Berichte in der Cochrane Database zwar objektiv und wissenschaftlich sauber sind, jedoch der Anschein eines unumstösslichen Beweises, der ihnen oft zugeschrieben wird, auch trügen kann. Mit solchen Analysen kommt man der Wahrheit im Idealfall so nahe, wie es in der Medizin eben möglich ist.

Sallam H, Garcia-Velasco J, Dias S, Arici A.
Cochrane Database Syst Rev. 2006 Jan 25;(1):CD004635

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Dr. med. Elmar Breitbach ist Facharzt für Frauenheilkunde, Reproduktionsmedizin und Endokrinologie. Er ist als Reproduktionsmediziner seit mehr als 30 Jahren in der Behandlung ungewollter Kinderlosigkeit tätig. Dr. Elmar Breitbach ist Gründer und Betreiber von wunschkinder.de.

 

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Kommentar

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4 Kommentare
  1. Piaken schreibt

    Hallo!

    Als mir das ultralong Protokoll "verordnet" wurde kam ich mir hier im Forum vor, wie eine Ausserirdische, da kaum jemand anders in ähnlicher Weise behandelt wurde. Anfangs verunsicherte mich das, doch der Erfolg gab der Praxis und dem ultralangen Protokoll Recht. Ich wurde im ersten Anlauf trotz Endometriose IV und Adenomyosis schwanger.

  2. Conny* schreibt

    Mir ging es damals wie Piaken: der Erfolg dieser Methode wurde stark angezweifelt. Doch das Ergebnis spricht für sich: Meine Zwillinge sind der lebende Beweis für den Erfolg eines ultralangen Protokolls bei Endo.

  3. Blah schreibt

    hm, also das klingt schon mal gut. Mir wurden mehrere Monate Pille verschrieben und gleich danach IVF, ohne einen natürlichen Zyklus gehabt zu haben. Es ist mir klar, dass das nicht ein ultralanges Protokoll ist, wie hier beschrieben.

    Ich frag mich allerdings, ob die monatelange Unterdrückung nicht dazu führt, dass die Eierstöcke zu "faul" werden, wenn es zur Stimulation kommt?

  4. Granini schreibt

    Meine Erfahrung ist auch positiv: trotz Endometriose Stufe IV wurde ich nach der Downregulation mit Enantone (2 Monatsspritzen) im ersten IVF-Zyklus schwanger.