Bakterien-Gene im Embryo?

Zumindest bei Mäusen konnte dies nachgewiesen werden, berichtet die Welt heute

Sperma, das für eine künstliche Befruchtung eingesetzt wird, ist oft mit Hautbakterien verunreinigt. Kommt die sogenannte *icsi*-Technik zum Einsatz, bei der man ein Spermium in eine Eizelle injiziert, kann auch bakterielle DNA in die Eizelle gelangen.

Daß auf diese Weise Fremd-DNA in das Erbgut eines Embryos eingebaut werden könnte, haben spanische Wissenschaftler in Versuchen mit Keimzellen von Mäusen nachgewiesen. Um solche Erbgutveränderungen auszuschließen, sei es daher wichtig, das Sperma auf Bakterien zu testen oder vor einer ICSI antibiotisch zu behandeln, schreiben die Forscher in der aktuellen Ausgabe des Fachmagazins „Human Reproduction“.

Bei einem Versuch mit Mäuseeizellen waren 12 bis 19 Prozent der Embryonen mit Bakterien-Genen kontaminiert und von denen, die sich geteilt hatten und transferiert werden konnten, waren es immerhin noch 6%.

Jedoch wurden bei diesem Versuch den Spermien große Mengen an Bakterien beigemischt, ein Szenario, an welches in einem IVF-Labor normalerweise nicht vorkommt. Die theoretische Wahrscheinlichkeit, dass dies mit menschlichen Embryonen auch passieren könnte, besteht, ist jedoch sehr unwahrscheinlich.

„Ich halte es zum jetzigen Zeitpunkt nicht für nötig, Patienten zu alarmieren oder die Technik zu verändern“, kommentiert Maryse Bonduelle von der Vrije Universiteit Brussel die Ergebnisse. Sie untersucht in einer Studie die Gesundheit von Kindern, die durch eine ICSI gezeugt worden sind. Bisher gäbe es keine Hinweise auf genetische Schäden.

Ihre „Follow-Up-Studien“ mit mehreren tausend Kindern gehören zu den größten und aussagekräftigsten zu diesem Thema

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Dr. med. Elmar Breitbach ist Facharzt für Frauenheilkunde, Reproduktionsmedizin und Endokrinologie. Er ist als Reproduktionsmediziner seit mehr als 30 Jahren in der Behandlung ungewollter Kinderlosigkeit tätig. Dr. Elmar Breitbach ist Gründer und Betreiber von wunschkinder.de.

 

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Kommentar

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6 Kommentare
  1. Fassi schreibt

    ..an welchen Film – in dem es auch um " Reprotechniken" allerdings à la High-Tech-Frankenstein ging – Stichwort: Fliegengene –
    sich manche nun mit " Freude" ..erinnern werden, ist ja klar.. 🙂

  2. E. Breitbach schreibt

    da ging es aber nicht um Reproduktionsmedizin, sondern um moderne Transporttechniken. 🙂

  3. Cass schreibt

    genau: "Die Fliege" war auch mein erster Gedanke :-(, auch wenn es eine andere Art und Weise der "Vermischung" ist. Nette Vorstellung 🙁

  4. Reaba schreibt

    hmmm…korrigiert mich, wenn ich das falsch sehe, aber zur Zeugung braucht es haploide Chromosomensätze, nicht? Haben Bakterien die von Natur aus? Oder wurde die DNA der Bakterien irgendwie zerlegt oder fragmentiert dem Mäusesperma zugefügt?

    Im diploiden Zustand könnte sie doch gar nicht verwendet werden zur Konstruktion eines Embryos, oder?

    Andererseits: kenne auch ohne die Studie ein paar Leute, denen ich "bakterielle Eigenschaften" zuordnen würde :-)!

  5. E. Breitbach schreibt

    Es reicht ja, wenn ein Gen in ein Chromosom eingebaut wird. Wenn dieses Gen dominant ist, dann funktioniert es sogar. Es geht hier ja "nur" um die Verunreinigung des Gencodes der Mäuseembryonen

    EB

  6. Fassi schreibt

    Stimmt bei den ungeschlechtlichen Bakterien ( sie teilen sich einfach so vor sich hin..so lang die Ungebung o.K. ist) ist das anders, sie sind mit der Weitergabe und Austausch mit ihrer DNA sehr großzügig und haben dafür extra
    Mechanismen, z.B. Plasmide siehe:
    http://de.wikipedia.org/wiki/Bakterien

    Dadurch sind sie super wandlungsfähig verändern ihre Eigenschaften " gern" – Beispiel Antibiotikaresistenz
    Mit der Gentechnik kann man daher Bakterien und auch Viren mit voller Absicht benutzen, z.B. Medikamente herstellen ( Darmbakterien, e.coli, genetisch so verändern, dass sie "Menschen"-Insulin produzieren)
    Ziel der Forscher ist es auch Viren als " Genfähren" zu benutzen um Gentherapien durchzuführen, was vereinzelt schon erfolgreich war, aber leider dann auch Rückschläge gab (Bei zwei erfolgreich behandelten Kindern in Frankreich wurden dadurch Leukämien ausgelöst)

    Durch das Beispiel aus Spanien , die theoretisch ( na ja " es waren große Mengen" )unabsichtliche Verunreinigung mit der Folge Einbau von Bakteriengenen in das Mäusegenom kann man sich an den Fantasy-Horror-Film erinnert fühlen – aber im Grunde finde ich die Chancen durch Gentechnik gut und hoffe, dass künftig sichere Therapiemöglichkeiten erforscht und entwickelt werden 🙂