Assisted Hatching bei Frauen ab 37

Die Wirksamkeit des Assisted Hatching ist umstritten und letztlich nach wie vor schwer einzuschätzen. Die Idee ist eigentlich einfach und nachvollziehbar: Um sich einzunisten, muss der Embryo die Eizellhülle verlassen. Um dieses „Schlüpfen“ zu begünstigen, dünnt man die Eizellhülle an einer Stelle aus und schafft dergestalt eine Sollbruchstelle, die dazu führt, dass der Embryo die Hülle leichter verlassen kann.

Auf der entsprechenden Seite im Theorie-Teil von pco-syndrom.net findet man auch die Indikationen, bei denen das „Hatching“ üblicherweise empfohlen wird:

* Bei mikroskopischem Nachweis einer überdurchschnittlich dicken Zona pellucida
* Bei eingefrorenen und wieder aufgetauten Embryonen (vor einem Kryotransfer also)
* Bei älteren Frauen (hier werden verschiedene Zahlen genannt von >36 bis >38 Jahren)
* Bei wiederholt erfolgloser IVF- oder ICSI-Therapie trotz optimaler Voraussetzungen

Nun scheint es aber so zu sein, dass die nachvollziehbaren Gründe zur Durchführung eines Hatching nicht zwingend zu einer Verbesserung der Erfolgsraten führen, wie in einer Studie aus dem Jahr 2005 (Cochrane Database Syst Rev. 2005 Oct 19;(4):CD001894) herausgefunden wurde. Bei der Analyse von 23 kontrollierten und randomisierten Studien sah man insgesamt eine Verbesserung der Schwangerschaftsrate, jedoch keine Zunahme der Zahl an Lebendgeburten nach „Assisted Hatching“.

Eine Studie aus Frankreich widmete sich einer Untergruppe der oben genannten Indikationen und versuchte, den Effekt des Hatching bei Embryonen von Frauen ab 37 Jahren festzustellen. Um es gleich vorwegzunehmen: Auch in dieser gut definierten Untergruppe konnte eine Verbesserung der Schwangerschaftsraten durch Hatching nicht festgestellt werden.

103 Patientinnen mit weniger als 3 *ivf*-Vorbehandlungen und mit einem Alter von 37 oder älter wurden nach einem Zufalls-Schlüssel einer Behandlungsgruppe zugeteilt (randomisiert). Bei 49 Behandlungen wurden die Eizellen „gehatcht“ und bei 54 Kontrollen unterblieb diese zusätzliche Maßnahme. Beide Gruppen unterschieden sich hinsichtlich persönlicher Merkmale und Behandlung nicht. Im Schnitt wurden 2,7 Embryonen transferiert; die durchschnittliche Qualität der Embryonen nach mikroskopischer Begutachtung (Morphologie) unterschied sich ebenfalls nicht.

Die Rate an lebend geborenen Kindern betrug nach Hatching 22,4% und ohne Hatching 29,6%. Der Unterschied fiel also eher zugunsten der Kontrollgruppe aus, jedoch ist dieses Ergebnis nicht statistisch signifikant. Die Autoren folgerten aus den Ergebnissen, dass Assisted Hatching auch bei „älteren Frauen“ nicht zu einer Verbesserung der Erfolgsraten führt.


Frydman N, Madoux S, Hesters L, Duvernoy C, Feyereisen E, Le Du A, Tachdjian G, Frydman R, Fanchin R.
A randomized double-blind controlled study on the efficacy of laser zona pellucida thinning on live birth rates in cases of advanced female age.
Hum Reprod. 2006 Apr 27; [Epub ahead of print]

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Dr. med. Elmar Breitbach ist Facharzt für Frauenheilkunde, Reproduktionsmedizin und Endokrinologie. Er ist als Reproduktionsmediziner seit mehr als 30 Jahren in der Behandlung ungewollter Kinderlosigkeit tätig. Dr. Elmar Breitbach ist Gründer und Betreiber von wunschkinder.de.

 

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