Insemination bei ungeklärter Sterilität

Bei ca. 10% aller Paare mit einem unerfüllten Kinderwunsch, kann eine Ursache für die Kinderlosigkeit nicht gefunden werden. Mit anderen Worten: Es ist alles in Ordnung, aber es klappt trotzdem nicht mit dem Schwangerwerden. Gibt es sinnvolle Behandlungsmethoden?

Daraus ergibt sich folgendes Problem: Ohne Diagnose kann man keine gezielte Therapie durchführen. Dennoch ist es natürlich nicht so, dass der Frauenarzt auf die Frage nach Behandlungsmöglichkeiten nur mit der Schulter zucken wird. Üblicherweise wird man versuchen, die Fruchtbarkeit des Paares zu verbessern und damit die Chancen auf eine Schwangerschaft zu erhöhen. Meist erfolgt dies zunächst mit einer Hormonbehandlung nd wenn das nicht zum Ziel führt, ist der nächste Schritt eine Insemination.

Ist aber bei fehlender Diagnose die zusätzliche Insemination (IUI) tatsächlich erfolgreicher als die Hormonbehandlung alleine? Dies sollte eine Untersuchung beantworten, die in der Cochrane Database veröffentlicht wurde. Kurze Erklärung dazu: Es handelt sich hierbei nicht um eine eigenständige Studie, sondern um eine systematische Analyse bisher zu diesem Thema veröffentlichter Untersuchungen. Hierbei werden sehr strenge Qualitätsrichtlinien an die Studien angelegt, so dass oft nur wenige, dafür aber ausagekräftige Studien in die Analyse einfliessen. Ziel ist es, einem wissenschaftlichen Beweis so nahe wie möglich zu kommen.

Das Design der Studie
Ziel der Studie war es, herauszufinden, ob die Insemination (IUI) eine Verbesserung der Schwangerschaftsraten zur Folge hat im Vergleich zum normalen Verkahr am optimalen Zeitpunkt (VZO) und mit und ohne eine hormonelle Vorbehandlung. Genauer:

- IUI versus VZO, beide im natürlichen Zyklus
- IUI versus VZO, beide mit Hormonbehandlung
- IUI im natürlichen Zyklus versus IUI im stimulierten Zyklus
- IUI mit Hormongaben versus VZO im natürlichen Zyklus
- IUI im natürlichen Zyklus versus VZO mit Hormongaben

Es wurden nur Paare mit unerklärter Sterilität in die Analyse einbezogen

Die Ergebnisse
517 Frauen wurden in 6 Studien einem Vergleich zwischen IUI und VZO im stimulierten Zyklus unterzogen. Hier kam es zu einer signifikanten Steigerung der Schwangerschaftsraten bei einer Insemination im Vergleich zum getimeten Verkehr. Für Statistiker: OR 1.68, 95% CI 1.13 – 2.50.

In drei Studien wurde die Ergebnisse der Insemination mit und ohne Hormongaben bei 415 Frauen verglichen. Hier gab es eine deutliche Steigerung der Schwangerschaftsraten nach hormoneller Vorbehandlung. Diese Verbesserung war statistisch signifikant (OR 2.33, 95% CI 1.46 – 3.71).
Allerdings gab es keine ausreichenden Daten zu den Risiken der Hormonbehandlung (Mehrlinge, Aborte, Überstimulationssyndrom), die ja bei der Beurteilung der Effektivität der Behandlung eine nicht unwesentliche Rolle spielen.

Es gab nur eine Studie, welche die Schwangerschaftsraten der Insemination mit hormoneller Stimulation mit dem Verkehr ohne Hormongaben verglich (51 Patientinnen). Hier zeigte sich keine signifikante Differenz (OR 4.05, 95% CI 0.39 – 41.87).

Für die anderen oben genannten Konstellationen fanden sich keine Studien, die den hohen Qualitätsansprüchen der hier vorgestellten Analyse entsprachen.

Schlussfolgerungen
– Die Hormonbehandlung im Rahmen einer Insemination steigert die Schwangerschaftsrate
– Die Erfolgsraten der Insemination sind im Vergleich zum VZO höher, wenn eine hormonelle Stimulation der Eierstöcke erfolgt
– Über die Nebenwirkungen der Hormonbehandlungen gibt es keine ausreichenden Daten für eine abschließende Beurteilung
– Daher ist eine ausführliche Aufklärung über mögliche Risiken notwendig

Verhulst S, Cohlen B, Hughes E, Te Velde E, Heineman M
Intra-uterine insemination for unexplained subfertility
Cochrane Database Syst Rev. 2006 Oct 18;(4):CD001838

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Dr. med. Elmar Breitbach ist Facharzt für Frauenheilkunde, Reproduktionsmedizin und Endokrinologie. Er ist als Reproduktionsmediziner seit mehr als 30 Jahren in der Behandlung ungewollter Kinderlosigkeit tätig. Dr. Elmar Breitbach ist Gründer und Betreiber von wunschkinder.de.

 

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Kommentar

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3 Kommentare
  1. Dannina schreibt

    Vielen Dank, Dr. Breitbach, nach solchen Informationen habe ich schon lange gesucht. Bei uns liegt eine idiopathische Sterilität vor und unser Doc versucht es bisher nur mit VZO, obwohl ich mir schon lange Gedanken darum gemacht habe, ob eine IUI nicht erfolgversprechender wäre. Ich werde aufgrund dieses Artikels noch einmal mit meinem Doc sprechen.

  2. reaba schreibt

    ..in dem zusammenhang wollte ich einfach nur mal fragen, wann man genau von manifester ideopathischer sterilität spricht?
    ist das schon so wenn aus dem repro-/gynbereich alle störfaktoren eliminiert sind, oder sind da die erweiterten sachen wie SD, gerinnung, diabetes, AIs etc. schon auch mit dabei?

    LG reaba

  3. Andra n.e schreibt

    Ich kann das mit der idiopatischen sterilität nicht begreifen, ich glaub es nicht. Wenn es nicht klappt muß doch ein Grund sein, nur er wurde noch nicht gefunden. Etwas muß sein, auch wenn nur psyche.
    Und genau wie Reaba frage ich auch: wann wird dese Diagnose entschieden und nach welche Untersuchungen?
    Bit es tatsächlich Paare an dem wirklich alles Untersucht wird inklusive Immu, Chromosomen, BS und wirklich alles in Ordnung ist.
    Und manchmal geht es auch umgekehrt: man stellt eine Diagnose, man sagt klar (der Arzt): sie können nie ein Kind bekommen auf natürlichem Weg und bis man zur IVF/ICSI kommt wird man schon schwanger, mal so.