TNF-alpha-Blocker: Progesteron

TNF-alpha (Tomornekrosefaktor alpha) ist ein soganntes Zytokin. Zytokine sind eine Gruppe von Eiweißstoffen, die vor allem das Wachstum und Differenzierung von Zielzellen reguliert. Sie werden dementsprechend als Wachstumsfaktoren bezeichnet. Viele Zytokine spielen außerdem eine wichtige Rolle für immunologische Reaktionen (aus Wikipedia).

Bei der Einnistung eines Embryos spielen diese Zytokine eine große Rolle. Die wichtigsten werden von T-Helfer-Zellen (TH) sezerniert, wobei die TH-1 und TH-2 unterschieden werden. Das Verhältnis von TH-1 zu TH-2 scheint wichtig für die Einnistung in der Gebärmutter zu sein, weil die TH-1-Zellen für die Einnistung ungünstige Zytokine, nämlich das besagte TNF-alpha und Interferon gamma (INF-gamma) produzieren. Es sei an dieser Stelle auch auf das Wiki verwiesen.

Es wurde schon im Forum darüber diskutiert und auch hier in den News inwieweit eine Unterdrückung der TNF-alpha-Wirkung einen positiven Einfluss auf den Ausgang einer Kinderwunschbehandlung haben könnte, wenn die TH-1/TH-2 Ratio hoch ist. Es gibt sauteure TNF-alpha-Blocker, die auch nicht unerhebliche Nebenwirkungen aufweisen.

Die Frage ist auch, ob die Hormone bei der Sezernierung der Zytokine einen Einfluss haben. Dieser Frage widmete sich jetzt auch eine aktuelle Studie. Bei dreißig Frauen mit habituellen Aborten, also mindestens drei Fehlgeburten in der Vorgeschichte wurden verschiedene TH-1 und TH-2 Zytokine bestimmt und zwar in der Anwesenheit und bei fehlendem Progesteron im Blut. Es zeigte sich eine starke Abhängigkeit der Zytokine vom Progesteronspiegel. In Anwesenheit von Progesteron fielen die Werte von TNF-alpha und INF-gamma signifikant ab, während die TH-2-Zytokine Interleukin 4 und 6 (IL-4 und IL-6) signifikant anstiegen.

Was sagt uns das?

  • Wenn man Zytokine untersucht, dann sollte man das zyklusabhängig tun, sonst misst man Mist.
  • TNF-alpha-Blocker sind wahrscheinlich nicht die Heilsbringer bei habituellen Aborten oder Einnistungsstörungen, Progesteron könnte ausreichend sein
  • Es sagt nichts aus über die Veränderung der TH-1/TH-2-Ratio, denn diese wurde nicht gemessen, sondern über die Ratio der von ihnen sezernierten Zytokine
  • Es sagt auch nichts aus über den aktuellen Zustand in der Gebärmutter, denn die Wirkung der Zytokine dort ist wichtig, weniger im Blut. Unternimmt man es in einer weiteren Studie, diese in der Gebärmutter zu messen, dann sollte man dies in der zweiten Zyklushälfte, also der Einnistungsphase tun
  • Es fehlt vor allem noch das ebenfalls zytotoxische IL-2 und die berühmten Killerzellen (Lymphozyten mit CD54-Markern). Letztere werden durch TNF-alpha aktiviert und stellen das eigentlich Problem dar
  • Demzufolge ist auch die Bestimmung von „Killerzellen“ wahrscheinlich nur zyklusabhängig sinnvoll und auch hier die Bestimmung in der Gebärmutter interessant(er)

Die Stichprobe in dieser Studie ist zu klein, eine Kontrollgrupe fehlt, der Einfluss des Progesterons konnte trotzdem gut nachgewisen werden.

Raghupathy R, Al Mutawa E, Makhseed M, Azizieh F, Szekeres-Bartho J.
Modulation of cytokine production by dydrogesterone in lymphocytes from women with recurrent miscarriage.
BJOG. 2005 Aug;112(8):1096-101.

Noch Fragen?

Dann haben Sie in unserem Kinderwunschforum die Möglichkeit, sich mit anderen Betroffenen auszutauschen oder Fragen an unsere Experten zu richten. Und hier finden Sie die Übersicht über die andere Foren von wunschkinder.de. Die am häufigsten gestellten Fragen haben wir nach Themen geordnet in unseren FAQ gesammelt.

Dr. med. Elmar Breitbach ist Facharzt für Frauenheilkunde, Reproduktionsmedizin und Endokrinologie. Er ist als Reproduktionsmediziner seit mehr als 30 Jahren in der Behandlung ungewollter Kinderlosigkeit tätig. Dr. Elmar Breitbach ist Gründer und Betreiber von wunschkinder.de.

 

Das könnte Sie auch interessieren
Kommentar

Deine Email-Adresse wird nicht veröffentlicht.

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.

1 Kommentar
  1. Anonymous schreibt

    wow…ein interessanter Artikel…nicht zuletzt weil es auch einige "Begleiterkrankungen" bei Frauen zu geben scheint, die eben diesen TNF-a-Spiegel wohl latent (dauerhaft?) erhöht sein lassen (–>so ziemlich alles, was wohl in Richtung AI oder chronisch entzündlicher Prozess geht…nicht immer, aber sehr häufig).

    Wenn Progesteron zur rechten Zeit im System anwesend da nun einen positiven Einfluss hat….schließt sich fast zwangsläufig die Frage der entsprechenden Dosierung an, vielleicht dann auch wieder in Abhängigkeit der "Begleiterkrankung" oder eines zeitgerecht gemessenen TNF-a-Spiegels. Auch die Art und Weise der Substitution von Progesteron könnte dann ja wieder interessant werden…den GK mit HCG "füttern" oder doch nur Crinone/Utrogest…oder beides?

    Mächtig interessanter Beitrag*;-)* – danke dafür!