Langzeitbeobachtung: Erfolge bei Einnistungsstörungen
Was kann man noch tun, wenn trotz wiederholter IVF oder ICSI unter guten Voraussetzungen keine Schwangerschaft eintritt? Das ist eigentlich die Kernfrage, die in unterschiedlichen Ausführungen auch immer wieder in unserem Forum diskutiert wird und auch oft schon nach einem Fehlversuch gestellt wird.
Sicherlich setzt der Eintritt einer Schwangerschaft auch Glück voraus, eine gute Vorbereitung vermindert jedoch den Einfluss solcher Faktoren, die sich einer direkten Therapie entziehen. Viele Behandlungsmöglichkeiten werden in der Literatur diskutiert, nicht zuletzt basierend auf den Erfahrungen, die man mit der Behandlung von wiederholten Fehlgeburten gewinnen konnte und deren Ursachen den Einnistungsstörungen bei einer IVF-Behandlung ähneln oder sogar mit ihnen identisch sind.
Spätestens nach drei erfolglosen Punktionszyklen (nicht Kryo) im IVF- bzw. ICSI-Programm stehen Paare und Reproduktionsmediziner vor der Frage, wie hoch die Chancen bei Fortsetzung der Therapie noch sind. Um diese abschätzen zu können sind Erfahrungen mit solchen Paaren notwendig, wie sie zum Beispiel im Institut für Immunologie der Universität Kiel über Jahre im Rahmen der aktiven Immunisierung gesammelt werden konnten.
Alle 1700 Paare, die dort in den Jahren 1999–2002 nach mindestens drei Punktionszyklen einer Lymphozyten-Immunisierung (LIT) unterzogen wurden, erhielten 2 Jahre später einen Fragebogen, wobei 1435 Rückmeldungen (84,4 %) auswertbar waren.
Der Kinderwunsch bestand bei diesen Paaren zum Zeitpunkt der Vorstellung in Kiel seit durchschnittlich 5,9 Jahren (von einem bis 20 Jahren reichend). Von 1435 Paaren setzten 1256 (87,5 %) die IVF-Behandlung fort, während 179 (12,5 %) keinen weiteren Transfer durchführten.
369 Paare (26 %) bekamen nach ca. 2 weiteren Embryotransfers Kinder nach IVF, 87 Paare (6 %) nach spontaner Schwangerschaft, 20 Paare (1 %) nach alternativen Kinderwunsch-Behandlung und 67 Paare (5 %) nach Adoption. Nur 267 Paare (18,5 %) entschieden sich schließlich definitiv für ein Leben ohne gemeinsame Kinder, die übrigen 625 (43,5 %) waren noch in Behandlung oder unentschlossen.
Die Rate der nach IVF und spontan entstandenen Geburten betrug bei den 21–29jährigen Frauen (142 Paare) 34 % bzw. 15 %, im Alter von 30–34 Jahren (634 Paare) 27 % bzw. 6 %, bei 35–39 Jahren (575 Paare) 23 % bzw. 5 %, über 39 Jahre (84 Paare) 17 % bzw. 2 %. Ein Praxiswechsel korrelierte mit der Dauer des Kinderwunsches und seiner Behandlung, hatte aber keinen signifikanten Einfluß auf den Ausgang der IVF-Behandlung.
Von 1256 Paaren im IVF-Programm erhielten nur 296 Paare (24 %) neben der Immunisierung keinerlei weitere Begleittherapien. Bei 533 (43 %) kamen parallel andere Maßnahmen zum Einsatz; die Dunkelziffer ist mit 418 (33 %) hoch.
Die Übersicht liefert eine Grundlage zur Beratung von Paaren mit wiederholtem Implantationsversagen und zeigt den starken Einfluß des weiblichen Alters auf den Behandlungserfolg. Die Indikation zum mehrfachen Einsatz zusätzlicher Therapien im IVF-Programm sollte auf der Basis einer Nutzen-Risiko-Abschätzung kritisch diskutiert werden, zumal die Auswertung und Beurteilung einzelner Verfahren dadurch erschwert oder unmöglich wird. Die Notwendigkeit einer umfassenden Beratung und zum Aufzeigen von Alternativen zur Erfüllung des Kinderwunsches wird dadurch unterstrichen, daß für viele Paare die Therapie auch nach ca. 8 Jahren noch nicht abgeschlossen ist.
Erfolgsaussichten nach wiederholtem Implantationsversagen
C. Kling, G. Wilke, A. Schmutzler, D. Kabelitz, J. Hedderich
J. Reproduktionsmed. Endokrinol 2006; 3 (5), 339-340
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Dr. med. Elmar Breitbach ist Facharzt für Frauenheilkunde, Reproduktionsmedizin und Endokrinologie. Er ist als Reproduktionsmediziner seit mehr als 30 Jahren in der Behandlung ungewollter Kinderlosigkeit tätig. Dr. Elmar Breitbach ist Gründer und Betreiber von wunschkinder.de.
"Die Indikation zum mehrfachen Einsatz zusätzlicher Therapien im IVF-Programm sollte auf der Basis einer Nutzen-Risiko-Abschätzung kritisch diskutiert werden, zumal die Auswertung und Beurteilung einzelner Verfahren dadurch erschwert oder unmöglich wird."
sorry, aber den satz finde ich zynisch! es geht jedem paar um den individuellen erfolg. hätte ich mir nicht selbst einen kopf über einnistungsstörungen gemacht und mich nur auf die bis dahin behandelnden docs verlassen (und nicht know-how und guten rat hier im forum gefunden)…ja, dann wäre der altersfaktor sicher relevant geworden – weil trotz ausschöpfung aller damals 4 gesetzlichen versuche wahrscheinlich immer noch keiner auf die einnistungsstörung gekommen wäre (gerinnung). mein kinderwunsch hat sich nach 9 jahren erfüllt…grob vereinfacht dank heparin und einer gewissen bornierten ignoranz beim fachlichen rat doch zu pflegschaft/ado überzugehen 😉 .
die studie ist ja schön und gut, aber bei der konclusio sträubt sich mir das gefieder, wirklich wahr!
lg reaba
Ja, da sträuben sich auch meine Federn:
Das Alter der Mutter KANN Ursache sein, so denn alles andere NICHT Ursache ist.
Auch mir half Heparin und Leukonorm nach 10 Jahren Kinderwunsch und 3 Fehlgeburten. Komisch, bei dem erfolglosen Kinderwunsch war mein Alter zuerst 30, bei der erfolgreichen Behandlung aber waren meine Eizellen schon 10 Jahre älter!
Oftmals tun Ärzte die Misserfolge mit dem Verweis aufs Alter ab, aber gerade HIER im Forum sind übermäßig viele Beispiele, dass es auch andere Ursachen gibt, diese lassen sich durch meist einfache Blutuntersuchungen abklären und meist einfach behandeln (Schilddrüse, Gerinnungsstörung, in gewissem Sinne auch mit teurem Leukonorm..).
Wenn sich aber keiner der Ärzte die Zeit nimmt, das zu klären……..
Ich verweise hier nochmal dankbar auf die Fragefunktion in diesem Kinderwunschforum und den geduldigen Doc, von dem div. Kinderwunschärzte eine Menge gelernt haben dürften, ohne es zu ahnen 😉
Greta
Ja, schade. Offensichtlich vertun die Ärzte immernoch erschreckend viele Chancen. Dass das mütterliche Alter einen gewissen Einfluss auf die Behandlungserfolge hat, ist nichts Neues, und sollte eigentlich nicht Gegenstand der Studie sein. Frauen werden nun mal älter, wenn sie sehr lange vergeblich auf ein Baby warten. Als ich mit Ende Dreißig endlich eine gute Kinderwunschklinik gefunden hatte, hieß es auch, das Alter sei schuld an meiner Kinderlosigkeit, aber warum hatte ich vorher acht Jahre vergeblich auf eine Schwangerschaft gewartet? Es gab noch eine klitzekleine Blutgerinnungsstörung, eine die kaum ein Arzt ernst nimmt (auffällig ist nur eine gewisse Häufung von Herzinfarkten auch jüngerer Personen, Schlaganfällen, und Thrombosen in der Familie), und ein bisschen Heparin ab Stimmubegin…
Tigerin
http://humrep.oxfordjournals.org/cgi/content/abstract/21/12/3036
oben eingefügter link führt auch zum abstract einer studie über einnistungsstörungen…mit signifikant anderem ansatz 😉
lg reaba
Die behandelnde Ärztin vor Ort hat genau nach dieser Stundie gehandelt und mit uns gesprochen.
Wir sind bei ihr nach zwei Fehlveruschen aufgelaufen auf anraten unseres KIWU Docs und mussten uns sagen lassen naja da haben sie pech gehabt, aber nach zwei Versuchen schon diese Schiene abchecken zu lassen findet sie verfrüht. Ich habe ihr erklärt, dass ich das anders sehe und man unterscheiden muss zwischen Abchecken und mögliche Befunde zu Behandeln. Ich habe ihr erklärt abchecken lassen will ich es, ob ich es auch Behandeln lasse hängt von den Befunden ab. Und da lass ich mich gern auf eine Nutzen/Risiko diskusion ein, aber bei der Diagnostik denke ich gibt es erstmal kein Risiko, sonder höchstens Erkenntnisse.
Ich habe vorher und hintererh diesen Artikel gelesen und musste feststellen, dass genau nach dieser Statistik gehandelt wir drei Veruche sind eigendlich keine.
Schade….