Killerzellen haben keinen Einfluss auf den Erfolg bei IVF
Ein überreagierendes Immunsystem kann die Einnistung von Embryonen behindern. Zumindest bei wiederholten Fehlgeburten ist dieser Mechanismus bekannt, wie auch schon in diesem Blog berichtet wurde:
In diesen Fällen erhöht sich die Zahl der natürlichen Killerzellen (NK-Zellen) im Blut der Mutter stark. Diese weißen Blutkörperchen sind darauf spezialisiert, fremde Zellen aufzuspüren und sie zu töten. Ob es sich um schützenswertes neues Leben handelt, das können diese Zellen nicht erkennen. Die Konzentration der NK-Zellen im Blut liegt durchschnittlich bei etwa drei Prozent. Bei Werten über zwölf Prozent steigt das Fehlgeburtsrisiko um das Dreifache.
Was bei wiederholten Fehlgeburten in Studien nachweisbar ist, ist bei der ausbleibenden Einnistung in einer Kinderwunschbehandlung nach wie vor umstritten. Wissenschaftler aus London haben sich nun dieser Fragestellung gewidmet und untersuchten die Zellen des Immunsystems und die Auswirkungen der Erfolgsraten bei IVF und ICSI. Dazu wurden bei 138 Patientinnen in einer prospektiven Studie die sogenannten „Natürlichen Killerzellen“ (NK) am Tage der Follikelpunktion aus dem Blut bestimmt (CD56+ NK, CD56dim NK and CD56bright NK ), sowie B und T Lymphozyten.
Damit unterscheidet sich diese Studie von anderen, die den Anteil der Killerzellen unabhängig vom Zyklus im Vorfeld einer Behandlung bestimmten.
Es ergab sich bei diesen Untersuchungen kein statistisch signifikanter Unterschied zwischen den Patientinnen, welche schwanger wurden und den erfolglos therapierten Frauen. Auch im Hinblick auf den Verlauf der Schwangerschaft fand sich keine Korrelation zwischen den Frauen, die eine Fehlgeburt erlitten und denen, deren Schwangerschaft normal verlief.
Wie eingangs schon zitiert wurde, wird vermutet, dass bei einem Anteil der NK-Zellen von mehr als 12% Einnistungsstörungen und Fehlgeburten vermehrt auftreten können. Unterteilt man die in der vorliegenden Studie untersuchten Patientinnen in zwei Gruppen (> 12% und < 12% "Killer"-Zellen), dann findet sich kein signifikanter Unterschied der Schwangerschaftsraten oder dem Anteil der Fehlgeburten. Inwieweit also die Bestimmung des Anteils von natürlichen Killerzellen im Blut hilfreich ist, um die Prognose einer IVF-Therapie abzuschätzen und ggf. zu verbessern, wird auch durch diese Studie aufgrund der geringen Fallzahl nicht abschließend zu klären sein. Die Ergebnisse dieser Studie unterstützen allerdings andere Stimmen, welche die Bestimmung der Killerzellen zumindest aus dem Blut als wenig hilfreich ansehen
M.Y. Thum S. Bhaskaran, A.S. Bansal, H. Shehata, B. Ford, N. Sumar and H.I. Abdalla
Simple enumerations of peripheral blood natural killer (CD56+ NK) cells, B cells and T cells have no predictive value in IVF treatment outcome
Human Reproduction 2005 20(5):1272-1276
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Dr. med. Elmar Breitbach ist Facharzt für Frauenheilkunde, Reproduktionsmedizin und Endokrinologie. Er ist als Reproduktionsmediziner seit mehr als 30 Jahren in der Behandlung ungewollter Kinderlosigkeit tätig. Dr. Elmar Breitbach ist Gründer und Betreiber von wunschkinder.de.