Erhöhtes Risiko für Frühgeburt durch Geschlechtsverkehr?

Wenn eine Frau einmal eine Frühgeburt hatte, wird sie und ihr Partner vieles dafür tun, dies in der nächsten Schwangerschaft zu vermeiden. Oft wird auch von ärztlicher Seite dazu geraten, sich körperlich zu schonen und auch keinen Verkehr während der Schwangerschaft zu haben, weil dieser das Risiko für eine erneute Fehlgeburt erhöhe.

Die Effektivität dieser Empfehlung ist jedoch in keiner wissenschaftlichen Studie zweifelsfrei nachgewiesen worden und auch eine aktuelle Studie kommt zu einem anderen Schluss. Dr. Nicole P. Yost von Emory Universität in Atlanta untersuchte die Auswirkungen von Verkehr auf das Frühgeburtsrisiko bei Frauen mit einer Früh- oder Fehlgeburt in der Vorgeschichte. Hauptaugenmerk lag hier jedoch nicht auf den frühen Fehlgeburten sondern den Frühgeburten zwischen der 20. und vor Abschluss der 37. Schwangerschaftswoche.

187 schwangere Frauen wurden befragt und von 165 konnten auswertbare Daten erhoben werden. 36% der Frauen hatten auch in dieser Schwangerschaft eine erneute Frühgeburt. Diese Zahl reduzierte sich auf 28%, wenn die Frau keinen Verkehr hatte und erhöhte sich auf mehr als 38% bei regelmäßigem sexuellen Kontakt. Dieser Unterschied war jedoch statistisch nicht signifikant.

„Auch andere große Studien zu diesem Thema konnten den Zusammenhang zwischen sexueller Aktivität und Frühgeburtlichkeit nie herstellen“ kommentierte die texanische Frauenärztin Jeanne Sheffield die aktuelle Studie. Die Professorin bestätigte die Interpretation der aktuelle Daten dahingehend, „dass es wahrscheinlich kein Problem ist, wenn Frauen mit einer Frühgeburt in der Vorgeschichte in einer Folgeschwangerschaft ihre sexuellen Aktivitäten aufrecht erhalten. Eine Ausnahme stellen wahrscheinlich die Frauen dar, deren Gebärmutterhals sich schon frühzeitig verkürzt hat oder bei denen der Muttermund bereits Tendenzen zur Öffnung zeigt.“ Bei diesen Frauen sollte die Empfehlung zur Abstinenz weiterhin erfolgen.

Yost NP, Owen J, Berghella V, Thom E, Swain M, Dildy GA 3rd, Miodovnik M, Langer O, Sibai B; National Institute of Child Health and Human Development, Maternal-Fetal Medicine Units Network.
Effect of coitus on recurrent preterm birth.
Obstet Gynecol. 2006 Apr;107(4):793-7

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Dr. med. Elmar Breitbach ist Facharzt für Frauenheilkunde, Reproduktionsmedizin und Endokrinologie. Er ist als Reproduktionsmediziner seit mehr als 30 Jahren in der Behandlung ungewollter Kinderlosigkeit tätig. Dr. Elmar Breitbach ist Gründer und Betreiber von wunschkinder.de.

 

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Kommentar

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3 Kommentare
  1. Britta schreibt

    Hallo Herr Breitenbach,

    [36% der Frauen hatten auch in dieser Schwangerschaft eine erneute Frühgeburt. Diese Zahl reduzierte sich auf 28%, wenn die Frau keinen Verkehr hatte und erhöhte sich auf mehr als 38% bei regelmäßigem sexuellen Kontakt]

    Tut mir leid, das habe ich nun überhaupt nicht verstanden. Heißt es, dass von den 36% die eine FrG hatten 28% der Frauen abstinent waren und 38% nicht oder wie sind die Zahlen sonst zu verstehen? Wenn ja was war dann mit den restlichen 34%? Teilabstinent? Oder bin ich nun komplett auf dem Holzweg?

    Oftmals sind ja auch Scheideninfektionen in der Schwangerschaft die Ursache von FrG. Wurde hierbei ebenfalls untersucht und ausgewertet welche Infektionen behandelt wurden oder wurden nur die reinen Zahlen genommen? Würde mich wirklich sehr interessieren denn mein Mann glaubt eher, dass Abstinenz hilft und ich eher nicht. 🙁

    Danke und Gruß
    Britta

  2. E. Breitbach schreibt

    36% ist dr Durchschnitt und je nach sexueller Aktivität ergeben sich die anderen beiden Zahlen. Man sieht daran auch, dass nur weniger Frauen keinen Verkehr hatten, daher verschiebt sich das frühegurtsrisiko sich bei diesen auf unter 30%.

    es wurde jetzt nicht nach den einzelnen Ursachen unterschieden, sondern nur die Koitusfrequenz gegen die Frühgeburtlichkeit korrelliert, unabhängig von der Ursache

  3. Britta schreibt

    Danke. Jetzt hab ich’s verstanden. 😉
    Gruß, Britta