Neigen rothaarige Frauen zu Endometriose?
Mit diesem Thema beschäftigen sich zwei Studien. Eine ist uralt (1995)1 und hat starke Aufmerksamkeit gefunden. So wird sie auf vielen Internet-Seiten und auch in wissenschaftlichen Publikationen zitiert. Zum Teil auch ohne, dass die ursprüngliche Quelle noch bekannt ist. Es wird mittlerweile als Fakt angesehen, dass rothaarige Frauen häufiger unter Endometriose leiden als Frauen mit anderer Haarfarbe.
In dieser Studie1 wurden wurden 143 Frauen wegen unerfüllten Kinderwunsches einer Bauchspiegelung unterzogen. Von diesen 143 Patientinnen waren 12 rothaarig und davon wiederum wiesen 10 (83%) eine Endometriose auf. Im Vergleich zu den Frauen mit anderer Haarfarbe (42%) ein deutlicher Unterschied. Die Autoren kamen zu dem Schluss, dass genetische Faktoren, welche die Haarfarbe bestimmen, auch in irgendeiner Weise zur Entstehung einer Endometriose beitragen können.
Eine aktuelle Studie2 untersuchte diesen Zusammenhang ebenfalls und stellte gleichfalls eine Zusammenhang fest. Die Häufigkeit der Endometriose war bei rothaarigen Frauen jedoch nur dann höher, wenn sie keinen unerfüllten Kinderwunsch hatten oder haben. Bestand ein Kinderwunsch, dann war das Auftreten einer Endometriose sogar unwahrscheinlicher.
Nun eins nach dem anderen und vorab eines: Dies ist das Ergebnis einer sogenannten epidemiologischen Studie. Epidemiologen sind die „Jäger und Sammler“ unter den Wissenschaftlern. Sie sammeln Daten von sehr vielen Personen und versuchen dann mit diesen hohen Fallzahlen statistische Zusammenhänge zwischen Erkrankungen und bestimmten Voraussetzungen herzustellen. So wurde z. B. auch der Zusammenhang zwischen bestimmten Fehlbildungen bei Kindern und Folsäuremangel der Mutter hergestellt.
Die Studie wertete Daten der sogenannten „Nurses Health Study (II)“ aus, bei der Krankenschwestern über lange Zeiträume hinsichtlich ihrer Gesundheit beobachtet werden. 90.065 Frauen zwischen 25 und 42 ohne eine Vorgeschichte hinsichtlich Kinderwunsch, Endometriose oder Krebserkrankungen wurden über 10 Jahre beobachtet. Bei insgesamt 1.130 Frauen wurden während des Beobachtungszeitraums eine Endometriose diagnostiziert. Insgesamt fand sich kein höheres Risiko für eine Endometriose in Abhängigkeit von der Haarfarbe.
Wurde jedoch unterschieden nach Frauen mit oder ohne unerfüllten Kinderwunsch (der sich während des Beobachtungszeitraums entwickelte), dann fand sich bei den Rothaarigen ein 30% höheres Risiko für eine Endometriose, wenn keine Unfruchtbarkeit vorlag und eine Halbierung des Risikos im Zusammenhang mit unerfülltem Kinderwunsch.
Das widerspricht der Studie aus dem Jahre 1995, die ja auch Frauen mit unerfülltem Kinderwunsch untersuchte. Welcher Studie man nun Glauben schenkt, ist schwierig zu entscheiden. Nicht immer kommt man mit hohen Zahlen zu richtigen statistischen Ergebnissen. Aber die Wahrscheinlichkeit, dass 1995 zufällig 10 rothaarige Frauen in einem Krankenhaus in Kentucky zum falschen Zeitpunkt (während der Studie) durch die Tür kamen und damit einen Mythos begründeten, ist nicht gering
[1] Woodworth SH, Singh M, Yussman MA, Sanfilippo JS, Cook CL, Lincoln SR.
A prospective study on the association between red hair color and endometriosis in infertile patients.
Fertil Steril. 1995 Sep;64(3):651-2
[2] Stacey A. Missmer, Donna Spiegelman, Susan E. Hankinson, Susan Malspeis, Robert L. Barbieri, David J. Hunter
Natural hair color and the incidence of endometriosis
Fertil Steril. 2006 Apr;85(4): 866-870
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Dr. med. Elmar Breitbach ist Facharzt für Frauenheilkunde, Reproduktionsmedizin und Endokrinologie. Er ist als Reproduktionsmediziner seit mehr als 30 Jahren in der Behandlung ungewollter Kinderlosigkeit tätig. Dr. Elmar Breitbach ist Gründer und Betreiber von wunschkinder.de.
Na, das ist ja was…. Unterm Strich also: Nichts genaues weiss man nicht.
Nur mal so für die Statistik, ich bin rothaarig und habe Endometriose höchsten Grades. Mein unerfüllte Kinderwunsch lag an durch Endometriose verklebten Eileitern. Inzwischen bin ich durch IVF doppelt schwanger 😉
? Der vorletzte Paragraf ist glaube ich der wichtigste, und genau den verstehe ich nicht ganz.
Ja, was soll Frau mit solche Nachrichten? Bin rotharig und schlank aber meine FÄ wird sicher nur lachen wenn ich mit nur diesen Gegebenheiten fürchte dass ich Endometriose haben könnte.
Versteh ich das richtig: wenn ich rothaarig wäre, und unfruchtbar, dann wäre die Wahrscheinlichkeit, dass eine Endometriose Ursache der Unfruchtbarkeit ist, halb so groß, wie wenn ich z.B. blond wäre?
Aber insgesammt wäre mein Risiko, eine Endometriose zu haben, bis zu 30% erhöht – nur ohne resultierende Unfruchtbarkeit? Rothaarige mit "folgenloser" Endometriose, sozusagen?
Na, da bin ich ja mal gespannt, was genetisch/pathophysiologisch da die Ursache sein sollte!
Gut, dass meine Haarfarbe an ne mitteleuropäische Straßenkötermischung erinnert….
Nella
sorry für die Verwirrung. Um es mal klarzustellen: Grund für diesen Artikel war die schöne Gelegenheit, einen alten Mythos in Frage zu stellen.
Ich persönlich glaube, dass es dort keinen signifikanten Zusammenhang gibt.
Nein Nelli.
Rote Haare + Unfruchtbarkeit -> niedriges Endorisiko
Rote Haare – Unfruchtbarkeit -> hohes Endometrioserisiko