

Embryotransfer: Schnell oder langsam?
Wie behutsam muss man beim Transfer vorgehen? Hilft langsames Entfernen des Katheters bei der späteren Einnistung?
Es gibt zahlreiche Tipps zum Verhalten nach Embryotransfer, die wir hier ausführlich zusammengefasst haben. Aber natürlich sollte auch der Transfer selbst optimal durchgeführt werden. Bei der Frage, wie lange man den Transferkatheter in der Gebärmutter belassen sollte, gibt es nun offenbar Klarheit.
Früher war nicht alles besser. Gerade in der Reproduktionsmedizin nicht. Früher wurde der Embryotransfer nach einer IVF oder ICSI mit großem Aufwand zelebriert. Eher zum Leidwesen der Patientinnen. Mit voller Blase auf den gynäkologischen Stuhl ist schon eher unerfreulich, aber anschließend auch noch bis zu zwei Stunden liegenbleiben zu müssen (mit voller Blase) war eine Qual.
Liegenbleiben nach Embryotransfer ist nicht notwendig
Es wurde hier schon häufig darauf hingewiesen, dass man nach dem Embryotransfer sofort aufstehen darf, hier ist die Studienlage also ziemlich eindeutig:
Wenn hier also alle Ruhe und Behutsamkeit nicht wirklich weiterhilft, kann denn der Arzt etwas dazu beitragen, um den Eintritt einer Schwangerschaft zu begünstigen? In der Tat gibt es da etwas, was in den letzten Jahren immer mal wieder diskutiert wurde. „Seitdem wir den Katheter beim Embryotransfer jetzt noch zwei Minuten in der Gebärmutter lassen, bevor er wieder herausgezogen wird, haben sich unsere Schwangerschaftsraten um 10% verbessert„, bekam ich vor einigen Jahren zu hören. Ich habe es natürlich versucht, meine Erfahrungen waren jedoch weniger sensationell. Ich habe es dann wieder aufgegeben. Weniger wankelmütige Kolleg/inn/en haben damit entweder noch nie begonnen oder machen es immer noch so. Nun gibt es eine objektivere Antwort auf die Frage.
Studie: Katheter gleich rausziehen oder eine Weile liegenlassen?
Es ist ja immer wieder erfreulich, wenn auf einfache Fragen eine Antwort auftaucht, diesmal in Form eine Studie zu genau dieser Fragestellung1. Kollegen der Instanbuler Universität führten eine kontrollierte Studie mit knapp 300 Patienten durch. Bei der ersten Gruppe (147 Frauen), wurde der Transferkatheter sofort herausgezogen, nachdem die Embryonen in die Gebärmutter deponiert worden waren. Bei der zweiten Gruppe wartete man 30 Sekunden.
Die Schwangerschaftsrate betrug 32,2 Prozent (95 von 295 Behandlungszyklen) und war in beiden Gruppen annähernd identisch. Die Autoren raten daher, nicht zu warten, sondern den Katheter nach dem Transfer direkt zu entfernen. Eine Notwendigkeit für eine längere Wartezeit besteht offenbar nicht.
Noch Fragen?
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Dr. med. Elmar Breitbach ist Facharzt für Frauenheilkunde, Reproduktionsmedizin und Endokrinologie. Er ist als Reproduktionsmediziner seit mehr als 30 Jahren in der Behandlung ungewollter Kinderlosigkeit tätig. Dr. Elmar Breitbach ist Gründer und Betreiber von wunschkinder.de.
Danke für die Aufklärung :)! Eine kleine Frage dazu hätte ich jedoch, was das teilweise empfohlene seitliche Liegenbleiben nach dem Transfer betrifft. Stimmt es, dass es zumindest durchblutungsfördernde Wirkung haben kann?
Mal wieder sehr interessant, vielen Dank! Wie sieht das denn mit längerem Transfer aus? Also ich meine so speziell bei einer abgeknickten Gebärmutter die erst gerade gezogen werden muss. Bei einem Frischversuch sicherlich nicht interessant, da man bei Punktion dagegen steruen kann, aber bei einem Kryo-Versuch?
Die Frage, die diese Studie beantwortet ist, ob ein längerer Transfer Vorteile hat und die hat er nicht. Nebenbei kann man auch die Schlussfolgerung ziehen, dass ein längeres Verweilen des Transferkatheters keine Nachteile hat. Keine Aussage ist hingegen möglich (basierend auf den Ergebnissen dieser Studie), ob längerdauernde Manipulationen an der Gebärmutter (am Gebärmutterhals) nachteilig ist.