Einnistungsblutung: Gibt es sie und wenn ja, was sagt sie aus?
Woran kann man die Einnistungsblutung erkennen und was kann man daraus ableiten?
Die Einnistungsblutung steht in direktem zeitlichen Zusammenhang mit der Ankunft des Embryos in der Gebärmutter. Meist also 5-6 Tage nach dem Eisprung. Vorher wandert die befruchtete Eizelle noch einige Tage durch den Eileiter bevor sie dann schließlich die Gebärmutter erreicht. Bei dem Einnistungsprozess dringt der Embryo in die Gebärmutterschleimhaut ein und setzt sich dort schließlich fest. Dieser Vorgang wird auch Nidation genannt. Bei diesem Vorgang werden regelmäßig kleine Blutgefäße eröffnet, dies führt jedoch nur in den seltensten Fällen zu einer Nidationsblutung. Denn dazu muss das Blut ja nach außen treten, denn die freigesetzten Blutmengen sind üblicherweise zu gering, um den Weg in die Scheide zu finden.
Diese Beschreibung ist der theoretische Hintergrund für das Phänomen der Einnistungsblutung. So einfach es dort klingt, scheint es jedoch nicht zu sein, denn es gibt zahlreiche Fragen zu diesem Thema. Und die möchten wir hier einmal zusammenfassend beantworten:
Gibt es die Einnistungsblutung überhaupt?
Wie sie entsteht, habe ich ja schon in meinen einleitenden Worten erläutert und daraus ergibt sich auch, dass eine Einnistungsblutung kein Mythos ist, sondern durchaus gelegentlich auftritt. Wenn die Blutung zum Zeitpunkt der (vermutlichen) Einnistung stattfindet, wird neben dem oben bereits erwähnten Begriff der Nidationsblutung auch die Implantationsblutung verwendet. Den Begriff als solchen gibt es in der Fachliteratur nicht. Blutungen im Zyklus und auch in der frühen Schwangerschaft sind häufige Phänomene, jedoch meist ohne Krankheitswert1. Jeder dieser Blutungen einen speziellen Namen zuzuordnen, ist daher für den Frauenarzt eigentlich weder notwendig noch hilfreich.
Der wesentliche Unterschied ist, dass die Nidationsblutung für Frauen, die schwanger werden möchten, eine positive Interpretation des ansonsten ungeliebten Phänomens der vaginalen Blutung ermöglicht. Es ist also eher eine Verlegenheitsdiagnose, die aber im akuten Fall zunächst tröstlich ist. Da kommen wir zum nächsten Punkt:
Gibt es Implantationsblutungen auch außerhalb von Kinderwunsch-Foren?
Wie bereits beschrieben, gibt es einen theoretischen Hintergrund, mit dem sich diese Blutungen erklären lassen. Jedoch sind sie aus Sicht des Fachmanns eher uninteressant, da sie keinen Behandlungsbedarf auslösen, wie es bei Blutungen zu einem späteren Zeitpunkt der Fall wäre. Denn hierfür kann durchaus eine Gelbkörperschwäche verantwortlich sein.
In Kinderwunsch-Foren finden sich Frauen ein, die schon lange schwanger werden möchten. Für sie ist eine Blutung immer der Feind („die rote Pest“). Daher ist es mitunter tröstlich, wenn man einer Blutung einige Tage nach dem Eisprung auch positive Eigenschaften zuordnen kann. Darüber hinaus fängt das Rätselraten („hat es geklappt oder nicht?“) meist kurz nach dem Eisprung an. Eine Einnistungsblutung wird dann gerne als frühes Schwangerschaftsanzeichen angesehen. Und nichts ist in Kinderwunschforen beliebter als möglichst frühe Hinweise auf eine Schwangerschaft, auch wenn diese immer unzuverlässig sind und sein müssen.
Studien zu Blutungen im Rahmen der Einnistung
Wissenschaftliche Arbeiten zu diesem Thema gibt es auch. Wobei deren Schwerpunkt eher dahingehend ist, das Ausbleiben der Blutung bei der Einnistung zu erklären, denn das ist ja der Normalfall. Hier wird über Hormone (Östrogen und Progesteron) vermittelte Mechanismen berichtet, die eine solche Blutung unterdrücken2. Andere Studien widmen sich den Neubildungen von Blutgefäßen bei der Einnistung3, aber weniger dem Thema der Blutung zu diesem Zeitpunkt.
Dennoch gibt es natürlich Wissenschaftliche Hintergründe zur Erklärung des Phänomens der Blutung im Rahmen der Einnistung. Im folgenden Abschnitt mehr dazu.
Wann tritt die Einnistungsblutung auf?

Wenn sie wirklich im Zusammenhang mit der Einnistung des Embryos steht, dann kann sie logischerweise auch nur zum Zeitpunkt der Einnistung eintreten. Das wäre dann also der 5. oder 6. Tag nach dem Eisprung. Geht man davon aus, dass auch eine etwas stärkere Blutung etwas länger braucht, um den Weg aus der Gebärmutter zu finden, ließe sich dieses Zeitfenster auch noch um maximal 2 Tage nach hinten erweitern, also 5. bis maximal 8. Tag nach dem Eisprung. Natürlich gehen wir bei diesen Berechnungen davon aus, dass der genaue Zeitpunkt des Eisprungs bekannt ist.
Für den Fall einer Insemination sollte man den Tag der Insemination als Bezugspunkt wählen, bei der künstlichen Befruchtung den Tag der Punktion.
Wie stark ist die Einnistungsblutung?
Abgesehen vom Zeitpunkt der Blutung lässt sich die Implantationsblutung von der normalen Menstruation durch ihre Stärke unterscheiden: Die Blutung besteht oft nur aus Tropfen oder Schlieren, die Farbe ist eher hellrot als braun. Und: Sie wird in den nächsten Tagen nicht stärker, wie das bei einer normalen Menstruation zu erwarten wäre, sondern eher wieder schwächer. Es werden ja nur sehr kleine Gefäße über einen kurzen Zeitraum eröffnet, mehr als eine sehr leichte Schmierblutung ist daher also nicht zu erwarten.
Wie lange dauert die Einnistungsblutung?
Da also nur kleine Blutgefäße über einen kurzen Zeitraum eröffnet werden, dauert die Nidationsblutung nur 1-2 Tage und ist sehr schwach ausgeprägt. Sie von anderen Zwischenblutungen wie zum Beispiel aufgrund einer Gelbkörperschwäche zu unterscheiden, ist schwierig. Nur der Zeitpunkt der Blutung kann dann als Orientierung dienen.
Wodurch entsteht die Einnistungsblutung?
Dass die Blutung im Zusammenhang mit einer Einnistung eines Embryos stehen kann, wurde ja weiter oben bereits hinreichend erläutert. Die Implantation des Embryos in die Gebärmutterschleimhaut ist die Grundlage für den Eintritt einer Blutung zum Zeitpunkt der Einnistung. Kleine Blutgefäße werden bei diesem Prozess eröffnet und geringe Mengen von Blut treten dabei aus.
Gibt es auch andere Gründe für eine Blutung in der zweiten Zyklushälfte?
Das ist ja das Problem. Die möglichen Gründe für den Eintritt einer Blutung nach dem Eisprung sind zahlreich. Nicht jede Zwischenblutung in der zweiten Zyklushälfte ist daher eine Einnistungsblutung. So kann es auch ein Zeichen für eine Gelbkörperschwäche sein.
Um den Eisprung herum und auch in den ersten Tagen nach der Ovulation ist der Gebärmutterhals weicher und dadurch auch verletzlicher. Leichte Blutungen nach Berührungen sind dadurch häufiger.
Grundsätzlich lässt sich die Ursache einer solchen Zwischen- oder Schmierblutung nie abschließend klären, da es sehr viele Gründe dafür gibt. Typisch für einen normalen Zyklusablauf ist, dass das Östrogen kurz nach dem Eisprung deutlich abfällt. So ein Abfall der Hormonwerte kann auch eine kurze Blutung auslösen und muss noch gar nichts mit einer Schwangerschaft zu tun haben.
In unserem Theorie-Teil finden Sie noch einen ausführlichen Artikel, der die unterschiedlichen Blutungstypen voneinander unterscheiden hilft: Zwischenblutung, Ovulationsblutung und Einnistungsblutung.
Womit wir bereits bei der nächsten Frage zum Thema wären:
Muss man eine Einnistungsblutung haben, um schwanger zu werden?
Auf vielen Seiten wird das Thema Einnistungsblutung in der Rubrik „frühe Schwangerschaftsanzeichen“ abgehandelt, was nahelegt, dass man im Umkehrschluss nicht schwanger werden kann ohne eine Nidationsblutung. Das stimmt so natürlich nicht. Selbst wenn jede Einnistung eine solche Blutung hervorruft, ist diese nicht immer von außen erkennbar, also in der Scheide nachweisbar. Man kann also sehr gut auch ohne Einnistungsblutung schwanger werden/sein.
Ist eine Blutung in der zweiten Zyklushälfte bei IVF ein schlechtes Zeichen?
Oft treten Blutungen auch später in der zweiten Zyklushälfte auf. In diesen Fällen macht man sich Sorgen, weil dies evtl. mit einer Gelbkörperschwäche zu tun haben kann und man gleich von einem Misserfolg ausgeht. Aber auch eine Blutung nach dem errechneten Zeitpunkt der Einnistung ist nicht zwingend ein negatives Zeichen.
Eine Studie aus England aus dem Jahre 2008 beschäftigte sich ebenfalls mit diesem Phänomen im Rahmen einer künstlichen Befruchtung. Eigentlich war das Ziel der Studie, verschiedene Methoden der Unterstützung der Gelbkörperphase zu untersuchen. Als Nebeneffekt der Studie ergab sich jedoch, dass unabhängig von der Art der Gelbkörperhormonunterstützung ein statistischer Zusammenhang zwischen der Erfolgsrate und der Blutung in der zweiten Zyklushälfte nicht herzustellen war.
Ist es ein Schwangerschaftszeichen?

Da diese Blutung leider auch andere Ursachen haben kann, ist sie kein Schwangerschaftsanzeichen, denn hat man z. B. eine Blutung aufgrund einer Gelbkörperschwäche (im natürlichen Zyklus), ist eine Schwangerschaft sogar eher unwahrscheinlich. Wie viele andere vermeintlichen sehr frühen Anzeichen für eine Schwangerschaft ist auch die Einnistungsblutung nicht zuverlässig. Sie wird einen daher – wie alle diese Zeichen – bis zum Zeitpunkt 14 Tage nach dem Eisprung – denn erst hier ist ein Schwangerschaftstest erst sicher zuverlässig – im Unklaren lassen.
Zusammenfassung der Aussagen:
- Die Einnistungsblutung gibt es wirklich
- Die Blutung entsteht durch die Implantation des Embryos und ist verursacht durch die Verletzung mütterlicher Gefässe
- Sie tritt selten nach außen sichtbar auf, ist aber vermutlich Bestandteil einer jeden Einnistung
- Sie ist etwas völlig Normales. Von anormalen Ursachen jedoch nicht unterscheidbar
- Zeitpunkt des Eintritts: Eine Gute Woche nach dem Eisprung
- Es ist eine schwache und schnell wieder abnehmende Blutung
- Eine Blutung zu diesem Zeitpunkt kann auch durch eine Gelbkörperschwäche bedingt sein
- Sie ist daher schlecht interpretierbar und sicher kein frühes Schwangerschaftszeichen
- Sie kann auch durch einen kurzfristigen Abfall der Östrogenspiegel in den Tagen nach dem Eisprung begünstigt oder hervorgerufen werden
Dann wäre das ja auch einmal endgültig geklärt. Bis auf ein paar häufige Fragen zum Thema:
Immer wiederkehrende Fragen zur Einnistungsblutung (FAQ)
Die Blutung ist eher schwächer und wenn frau den Zeitpunkt ihres Eisprungs kennt, dann tritt die Blutung 5-7 Tage nach dem Eisprung auf. Das Blut wird eher bräunlich sein, weil es schneller gerinnt.
Die Nidationsblutung tritt meist auf, wenn sich der Embryo gerade einnistet, also 5-7 Tage nach dem Eisprung.
Die Implantation des Embryos tritt 5-7 Tage nach dem Eisprung ein, dann kommt es (selten) zu einer Einnistungsblutung. Man muss das Ganze also vom Eisprung aus rechnen. Bei einem regelmäßigen Zyklus von 28 Tagen und einem Eisprung am 14. Zyklustag wäre mit der Einnistungsblutung daher dann 7-9 Tage vor der Menstruation zu rechnen.
Geht man von dem klassischen Zeitpunkt einer Einnistungsblutung – also bis zu einer Woche nach dem Eisprung – aus, dann ist es für einen Schwangerschaftstest noch viel zu früh. Man wird also erst ungefähr eine Woche nach der Einnistungsblutung einen positiven Test erwarten können.
Na klar. In den meisten Schwangerschaften treten solche Blutungen gar nicht auf. Man muss also keine Nidationsblutung haben, um schwanger zu werden. In den allermeisten Fällen geht es auch ohne.
Gelegentlich kann es im Zusammenhang mit einer solchen Blutung zu einem Ziehen im Unterleib kommen. Die meisten Frauen beschreiben das dann als „mensartig“.
Meist ist sie sehr kurz, also 1-2 Tage.
Noch Fragen?
Dann haben Sie in unserem Kinderwunschforum die Möglichkeit, sich mit anderen Betroffenen auszutauschen oder Fragen an unsere Experten zu richten. Und hier finden Sie die Übersicht über die andere Foren von wunschkinder.de. Die am häufigsten gestellten Fragen haben wir nach Themen geordnet in unseren FAQ gesammelt.
Dr. med. Elmar Breitbach ist Facharzt für Frauenheilkunde, Reproduktionsmedizin und Endokrinologie. Er ist als Reproduktionsmediziner seit mehr als 30 Jahren in der Behandlung ungewollter Kinderlosigkeit tätig. Dr. Elmar Breitbach ist Gründer und Betreiber von wunschkinder.de.
Literatur
- Harville, E. W., Wilcox, A. J., Baird, D. D., & Weinberg, C. R. (2003). Vaginal bleeding in very early pregnancy. Human Reproduction, 18(9), 1944-1947.
- Lockwood CJ, Krikun G, Hausknecht V, Wang EY, Schatz F
Decidual cell regulation of hemostasis during implantation and menstruation.
Ann N Y Acad Sci. 1997 Sep 26;828:188-93 - Smith SK
Angiogenesis and implantation.
Hum Reprod. 2000 Dec;15 Suppl 6:59-66.
Ich hatte nie eine und insgesamt war ich 6 Mal schwanger. Am Ende des Zyklus kann man eine leichte Pseudo-Blutung bekommen, das ist aber keine Einnistungsblutung! Viele Frauen verwechseln da etwas.Mal ganz davon abgesehen..die meisten kennen sich mit dem Zyklus nicht aus und mit dem Eisprung erst recht nicht. Eine echte Einnistungsblutng ist sehr selten. Es ist frisches, helles Blut und zudem nur ein paar Tröpfchen-maximal.Normalerweise tritt sie nicht nach aussen sondern verbleibt im Körper und wird resorbiert
Wie definiert man denn "Blutung"? Ich hatte 2 Schwangerschaften und unzählige ICSIs (etwa 8). Bei beiden SS hatte ich um den Einnistungstag herum einen roten "Blutfaden". Wirklich strichdünn und wenn ich nicht aufmerksam beobachtet hätte, hätte ich den übersehen.
"Daher ist es mitunter tröstlich, wenn man einer Blutung einige Tage nach dem Eisprung auch positive Eigenschaften zuordnen kann. Darüber hinaus fängt das Rätselraten (“hat es geklappt oder nicht?”) meist kurz nach dem Eisprung an. Eine Einnistungsblutung wird dann gerne als frühes Schwangerschaftsanzeichen angesehen. Und nichts ist in Kinderwunschforen beliebter als möglichst frühe Hinweise auf eine Schwangerschaft, auch wenn diese immer unzuverlässig sind und sein müssen."
Ich hab es eher so erlebt, dass Frauen total besorgt über die Blutung ins Forum kamen und dachten, der Zyklus sei gelaufen. Durch die Aussage "es könnte auch eine Einnistungsblutung sein" wurde ihnen zumindest die Angst genommen.
@ Capsella: Eben.