Bei welchen Voraussetzungen lohnt sich eine Insemination?

Die Frage, ab welcher Spermienqualität eine künstliche Befruchtung angezeigt ist und wann man es auch erst einmal mit einer Insemination probieren kann, wird den Patienten bei gleichen Werten von verschiedenen Ärzten durchaus unterschiedlich beantwortet. Feste Grenzwerte gibt es nicht und letztlich basieren die Entscheidungen daher auf den Erfahrungen des jeweiligen Arztes.

Japanische Wissenschaftler haben in einer retrospektiven Untersuchung ihre Daten von 2004 bis 2008 ausgewertet, um dieser Frage eine weitere Antwort hinzuzufügen. Es wurden 1.177 Inseminationen bei 283 Paaren ausgewertet. Alle wurden mit einer hormonellen Vorbehandlung unterstützt.

Die Schwangerschaftsrate pro Zyklus betrug dabei 7%, pro Paar lag dieser Wert bei knapp 30%. Nach 6 Behandlungszyklen sind 90% der Schwangerschaften eingetreten, lediglich 10% in Behandlungen, die über diese Zahl hinausgingen.

Ein wesentlicher Einflussfaktor war in dieser Studie das Alter der Frau. Bei ≤ 35 Jahren betrug die Erfolgsrate pro Zyklus 18%, lag also 2½ höher als der Durchschnitt.

Eine statistisch signifikant höhere Schwangerschaftsrate wurde bei mehr als 30% vorwärtsbeweglichen Spermien erzielt (9,3%) und bei mehr als 10 Millionen Spermien pro Milliliter (8,2%).

Da die Spermienqualität nicht der einzige einflussnehmende Parameter ist, ergibt sich aus der Studie, dass

  • Mehr als 6 Behandlungszyklen nicht sinnvoll sind
  • Gute Erfolgsraten bei einem Alter der Frau ≤ 35 Jahren zu erwarten sind
  • 10 Millionen mit einem Drittel vorwärtsbeweglicher Spermien die untere Qualitätsgrenze darstellen

Eine Studie aus dem Jahre 2009 bestätigt den engen Zusammenhang zwischen dem Alter der Frau und der Schwangerschaftsrate bei Inseminationstherapien, eine weitere sieht die Altersgrenze noch niedriger, nämlich bei ≤ 35 Jahren. Während also viele Studienergebnisse darauf hinweisen, dass das Alter einen wichtiger Faktor darstellt, gibt es auch andere Publikationen, die diese Korrelation nicht darstellen können.

Eine sinnvolle Begrenzung der Zahl der Behandlungen auf 4 bzw. 6 Zyklen ergibt sich auch in diesen älteren Untersuchungen, während eine Studie aus dem Jahre 2008 darauf schließen lässt, dass eine solche Begrenzung der Behandlungszyklen nicht sinnvoll ist und letztlich schwanger wird, wer lange genug durchhält. Ich habe jedoch auch bereits im Kommentar zu dieser Studie darauf hingewiesen, dass dies jedoch keinem Paar wirklich zuzumuten ist und man seine psychischen und finanziellen Ressourcen spätestens nach der sechsten Behandlung in eine IVF stecken sollte.

Ab welcher Spermienqualität eine Insemination sinnvoll ist, wird von den hier zitierten Studien unterschiedlich beantwortet, jedoch ist bei jeder Untersuchung möglicher Einflussparameter der Insemination die Anzahl der vorwärtsbeweglichen Spermien von höchster Bedeutung, ohne jedoch Grenzwerte festlegen zu können. Die in der aktuellen Studie genannten Werte halte ich aus eigener Erfahrung für plausibel bzw. die Gesamtzahl von 5 Mio. vorwärtsbeweglichen Spermien nach Aufbereitung des Ejakulats.

Dorjpurev U, Kuwahara A, Yano Y, Taniguchi T, Yamamoto Y, Suto A, Tanaka Y, Matsuzaki T, Yasui T, Irahara M
Effect of semen characteristics on pregnancy rate following intrauterine insemination.
J Med Invest. 2011 Feb;58(1-2):127-33.

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Dr. med. Elmar Breitbach ist Facharzt für Frauenheilkunde, Reproduktionsmedizin und Endokrinologie. Er ist als Reproduktionsmediziner seit mehr als 30 Jahren in der Behandlung ungewollter Kinderlosigkeit tätig. Dr. Elmar Breitbach ist Gründer und Betreiber von wunschkinder.de.
 

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Kommentar

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9 Kommentare
  1. greta schreibt

    einige wesentliche dinge wurde aber vergessen:

    – min. 1 eileiter der frau muss durchgängig sein (nicht perfekt, aber halbwegs durchgängig)

    – der eierstock auf der durchgängigen seite sollte follikel produzieren, vor allem im inseminationszyklus

    – es ist durchaus zumutbar, viele inseminationen durchzuführen, wenn eine ivf zu einem vergleichbar(en) (schlechten) ergebnis führen würde: produziert eine dame selbst bei hoher stimu nur ca. 1-3 eizellen in summe, sollte man gerade Ü35 (schlechte eizellqualität) eine wesentlich teurere und anstrengendere ivf/icsi kritisch überdenken!

    – eine insemination ist wie auch eine ivf oder icsi nur dann erfolgreich, wenn alle (!) rahmenparameter stimmen: kompletter check der dame VOR beginn der behandlung. schilddrüse, hormone, gerinnung, immu, gm und eileiter. was nützt eine erfolgreiche insemination, wenn eine (frühe) fehlgeburt folgt? oder die insemination erfolglos ist und bleibt, auf ivf geschwenkt wird – und es liegt einfach nur an der blutgerinnung?

    der mensch, auch frauen, bestehen nun mal nicht nur aus fortpflanzungsorganen. da hängt ein ganzer organismus dran…

    nicht zuletzt muss man auf die hohe zahl der schwangerschaften verweisen, die – bei anerkannt schlechtem spermiogramm – in der wartezeit oder mangels verhütung nach der geburt des 1. kindes auf normalem wege entstanden…. viel üben und geduld hilft auch da. wie bei inseminationen. oder ivf.

  2. Hasipuffer0204 schreibt

    Danke lieber Dr. Breitbach für diesen Artikel. Die Frage nach den Spermiogramm-Parametern kommt doch recht häufig. Er wird also in nächster Zeit im Forum öfter verlinkt werden!

  3. Elmar Breitbach schreibt

    Ich habe nicht alles aus dieser Studie hier zusammengefasst. Man möchte ja niemanden langweilen. Aber eine Abklärung der Eileiterfunktion gehörte natürlich auch zur Vordiagnostik. Und es ist auch völlig richtig, dass dies notwendig ist, wenngleich auch nicht zwingend immer mit einer Bauchspiegelung

  4. hallihallo schreibt

    Der Artikel zeigt leider auch auf dass Statistiken vor allem eins sind: Verwirrend. Ich zitiere:
    "Die Schwangerschaftsrate pro Zyklus betrug dabei 7%, pro Paar lag dieser Wert bei knapp 30%. Nach 6 Behandlungszyklen sind 90% der Schwangerschaften eingetreten, lediglich 10% in Behandlungen, die über diese Zahl hinausgingen."
    häh? Ohne Unidiplom in Statistik, verstehe ich nicht, was hier die Aussage ist. Ok 6x probieren führt zum Erfolg, wenns dann nicht klappt, nützt auch IUI nix mehr. Aha. aber was bedeuten jetzt die 7%, die 30% und die 18% die auch noch irgendwo genannt sind?
    Weiter: Gemäss der Japanischen STudie gilt, dass
    "Gute Erfolgsraten bei einem Alter der Frau ≤ 35 Jahren zu erwarten sind"
    anscheinend aber auch: "eine weitere sieht die Altersgrenze noch niedriger, nämlich bei ≤ 35 Jahren."
    Sorry wo ist der Unterschied? Zudem ist das schon nur optisch verwirrend, ist jetzt IUI "erfolgreicher" bei Frauen jünger oder älter als 35…? und falls letzteres: Ist jetzt damit gemeint bei Frauen über 35 die anderweitig nicht schwanger wurden oder funktioniert IUI bei älteren Frauen generell besser??

    Überhaupt nicht beantwortet werden von dem Artikel bzw. der STudie meine persönlichen Fragen:
    – warum musste ich vor der IUI eine Schachtel mit Hormontabletten fressen, wenn doch mein Zyklus einwandfrei funktioniert – das Sperma meines Partners war schliesslich das Problem??
    Aber auch anders rum:
    – warum wurde bei mir keineswegs "alles" abgecheckt vor der IUI? Ich war in den Händen von 3 (!!) FrauenärztInnen für diese eine IUI. Alle sagten "Jetzt machen wir erst mal die IUI und dann schauen wir dann bei ihnen". Also ein fehlgeschlagener Versuch, bodenlose Trauer und ein Partner der die Flucht ergriff. Und ich weiss immer noch nicht, ob es ev. an mir lag. Hormonstatus liess ich dann nachträglich machen, jetzt könnte ich noch die Hydrosonographie haben, aber "intensivere" Methoden will kein Arzt bei mir anwenden….da ich ja keinen "akuten" KiWu habe, wie denn auch, mein Partner hat das weite gesucht.Dh. vielleicht habe ich ja Endometriose oder was auch immer – interessiert keine Sau.

  5. hallihallo schreibt

    Im übrigen: Der Artikel verspricht eine Aussage dazu unter welchen "Voraussetzungen" IUI klappt. Ausser der verwirrlichen Altersangabe und den Angaben zur Spermienqualtät, enthält der Artikel aber keine VORAUSSETZUNGEN sondern nur Erfolgs/Misserfolgsraten. Da erhofft man sich doch eigentlich etwas mehr.

  6. Elmar Breitbach schreibt

    Na dann: Am besten noch einmal lesen. Das mit dem Alter bezog sich auf eine weitere und auch verlinkte Studie. Und: Ich habe die Studien, die hier zitiert werden, nicht erstellt, sondern lediglich zitiert und erläutert.

    Und die Aussage:
    # Mehr als 6 Behandlungszyklen nicht sinnvoll sind
    # Gute Erfolgsraten bei einem Alter der Frau ≤ 35 Jahren zu erwarten sind
    # 10 Millionen mit einem Drittel vorwärtsbeweglicher Spermien die untere Qualitätsgrenze darstellen

    ist ja ziemlich eindeutig. Man muss damit leben, dass einem die Studien nicht immer die Fragen benatworten, die einen persönlich interessieren. Ich könnte lediglich ein wenig aus meiner eigenen Erfahrung dazuspinnen, damit ihre Fragen beantwortet werden. In Anbetracht Ihres Tonfalls ist mein Engagement diesbezüglich jedoch bereits vor dem Versuch dazu merklich abgeflaut.

    Und dass Sie sich schlecht behandelt fühlen und sich darüber hinaus noch schlecht aufgeklärt kann ich nicht ändern. Es wäre daher vermutlich besser, dies mit der Ärztin zu klären, die Sie behandelt.

    Für die Hoffnungen bei Beginn der Lektüre dieses Artikels bin ich nicht verantwortlich, mal abgesehen davon, dass die Fragen recht gut beantwortet wurden. Wenn es Ihnen nicht reicht: das Internet ist groß.

  7. Nadine schreibt

    Hallo Hr. Breitbach, ich denke, dass hallihallo einfach nur frustriert ist im Anbetracht dessen, was ihr passiert ist. Klar können Sie nichts dafür und Sie haben die Studie nur zitiert. Allerdings muss ich sagen, dass ich es auch nicht verstanden habe und ich würde mich schon als sehr gebildet ansehen, dass ich sowas verstehen sollte. Und Ihre Gegenreaktion, ich zitiere: "In Anbetracht Ihres Tonfalls ist mein Engagement diesbezüglich jedoch bereits vor dem Versuch dazu merklich abgeflaut.". Sie sind Arzt, sollten Sie dann nicht etwas einfühlsamer sein und nicht trotzend reagieren? Sorry, dass ich das so direkt anspreche, aber für mich kommt es in dem Moment nicht anders rüber. Es wendet sich eine verzweifelte Frau an Sie und möchte eine nähere Erklärung von dessen, was sie nicht verstanden hat und Sie gehen sie forsch an? Sie selbst sollten wissen, wie verzweifelt Frauen mit KiWu sind und manchmal versteht man vielleicht auch die einfachsten Dinge nicht mehr.

    @hallihallo: die unterschiedlichen Aussagen mit dem Alter kommen deswegen zustande, weil es sich auf unterschiedliche Studien bezieht. Oben bezieht es sich auf die Studie aus Japan und das andere, in dem Falle gleiche Alter, auf die anderen Studien, die sozusagen auf das gleiche Ergebnis gekommen sind. Andererseits gibt es mit Sicherheit auch genug andere Studien, die wieder das Gegenteil besagen. Es kommt auch immer auf die Studienteilnehmer und auf die Voraussetzungen an, die diese mitbringen und da nicht jeder Mensch gleich ist, wird man selten Parallele finden. Ich sage immer: "Glaube keiner Statistik, die du nicht selbst gefälscht hast".

    Ich finde es aber echt blöd, dass bei dir vor der IUI nichts abgecheckt wurde. Ich stehe kurz vor der IUI und auch bevor wir mit GV nach Plan angefangen hatte, hieß es: Bauch- und Gebärmutterspiegelung, erst von der FA und dann noch vom Kinderwunschzentrum. Es wurde auch ein Hormonstatus gemacht. Allerdings wurde auch vor der IUI nicht empfohlen, eine Gerinnungsstörung abzuklären. Das habe ich nur durch das Forum bzw. eines Forengurus empfohlen bekommen. Da warte ich im Moment noch auf das Ergebnis. Dein Ex ist einfach nur doof. Er hat die Flucht ergriffen, statt mit dir zu reden. Männer kann das anscheinend ganz schön belasten, wenn es an Ihnen liegt. Ich habe auch so ein Exemplar und es nicht leicht für uns Frauen, damit umzugehen, weil wir die Männer nicht verstehen :(.

  8. Elmar Breitbach schreibt

    Nadine: » Ich bin Arzt im Umgang mit Patienten. Hier ist meine Rolle eine andere. Und wenn jemand frustriert ist, dann kann ich das zwar verstehen, sehe aber keinen Grund, einfühlsamer zu sein, als der jeweilige Kommentator. Wenn jemand eine nähere Erklärung wünscht, dann wird er/sie das auch so formulieren. Wenn jemand den Artikel nicht informativ findet, dann auch. Hallihallo hat sich zu Letzterem entschieden.

  9. hallihallo schreibt

    TJa schade. Mein Beitrag war tatsächlich von persönlicher Verzweiflung geprägt, es tut mir ehrlich leid wenn mein Tonfall offenbar zu aggressiv wurde und sie das persönlich genommen haben. Nadine hat trotzdem recht, ich fühle mich von ihnen behandelt wie von Ärzten und vom Paartherapeut übrigens auch. Es ist nicht einfach sich schon nur aufrecht zu halten wenn man durch eine schwierige KiWu-Zeit geht und manchmal ist es einfach nicht möglich sich auch immer noch konstruktiv und freundlich auszudrücken, wenn im inneren nur die VErzweiflung tobt. Offenbar ist es zuviel erwartet, dass Ärzte das verstehen oder sich schon nur in einen hineinzuversetzen versuchen.
    In die Praxis meiner FÄ habe ich keinen Fuss mehr reingesetzt, da sie auf meinen Hinweis hin, es gebe probleme mit der Paarbeziehung, nichts besseres zu tun wusste als mir die GEschichte ihrer eigenen zerbrochenen Ehe zu erzählen. Sehr hilfreich und unterstützend, dankeschön. Ich habe nicht die Chance gehabt irgendwas zu klären mit den anderen beiden Ärzten: Ein Termin wird einem angeboten mit der Formulierung "wenn es nicht geklappt hat melden sie sich wieder". Tja, mein Expartner hat den Prozess abgebrochen. Was soll ich da zum Frauenarzt gehen und "klären" (und ihn noch teuer bezahlen dafür)? Wie gesagt, alle finden es "unverständlich" dass bei mir nichts weiter abgeklärt wurde vor der IUI – aber jetzt will keiner mehr was abklären bei mir. Ich bin 39 habe also irgendwie noch so 3,4 Jahre Zeit ein Kind zu haben (falls bis dahin ein Mann daher kommt der das auch mit mir will) – falls sich dann nicht in allerletzter Minute herausstellt, dass auch ich ein medizinisches Problem habe und keine Kinder haben kann.
    Insofern, lieber Herr Breitbach, danke für den Hinweis in ihrem ursprünglichen Artikel dass es tatsächlich sehr wichtig ist, auch die Frau durchzuchecken vor der IUI.
    Dass sie mir meine weiteren FRagen nicht beantworten, ist zwar enttäuschend, aber sie haben sich dazu entschieden, das Internet ist gross und ich finde die Informationen tatsächlich auch woanders. Informationen, die mir meine Ärzte in erster Linie im persönlichen Gespräch hätten geben sollen.