Befruchtung in der Gebärmutter

Nun könnte man meinen, dass eine Befruchtung ohnehin immer in der Gebärmutter stattfindet. Dem ist aber nicht so, denn üblicherweise findet die Befruchtung der Eizelle im Eileiter statt.

Eine neue Technik der künstlichen Befruchtung versucht nun, die Befruchtung der Eizelle tatsächlich in der Gebärmutter stattfinden zu lassen. Anstatt im Brutschrank des IVF-Labors. Ein möglicher Vorteil wären niedriger Kosten aufgrund des geringeren Aufwandes, den man betreiben muss, um die Eizellen zu befruchten.

«Das Verfahren von Anecova baut eigentlich auf der klassischen In-vitro-Fertilisation (IVF) auf», erklärt CEO Martin Velasco. «Aber wir verlagern die mittlere und wohl entscheidendste Phase wieder zurück vom Labor in die natürliche Umgebung.»

Ein kleiner stäbchenförmiger Behälter mit aus Silikon wird mit Eizellen und Spermien befüllt und anschließend in die Gebärmutter der Frau gegeben. Der Behälter ist mit 360 Löchern durchsetzt. Die Porösität macht ihn durchlässig, der Austausch mit dem Milieu in der Gebärmutter ist somit direkt möglich. Nach zwei bis fünf Tagen wird das Stäbchen wieder herausgenommen,die vitalsten Embryonen ausgewählt und wie sonst auch bei der IVF in die Gebärmutter transferiert.

Die einfache Handhabung des Verfahrens (zumindest im Vergleich mit der Kultivierung im Labor) soll nicht der einzige Vorteil sein. Klinische Tests der Biotechfirma Anecova bieten weitere Vorteile: Es sollen deutlich mehr vitale Embryonen bei dieser Art der Befruchtung entstehen als bei der herkömmlichen Labormethode.

Studien in Fachzeitschriften sind bisher noch nicht publiziert worden. Das Verfahren war bislang nur ein Thema in Finanz- Handelszeitungen. Es bleibt abzuwarten, ob die interessante Vereinfachung der IVF-Methode in klinischen Studien unabhängiger Forscher hält, was gegenwärtig versprochen wird. Ab Herbst 2008 sollen die Silikonbehälter in Deutschland in den Handel kommen.

Abschließend – um Fehlinterpretationen vorzubeugen: Diese Methode kann natürlich kein Ersatz für die ICSI sein, sondern lediglich für die konventionelle IVF.

Artikel in der Handelszeitung zum Thema

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Dr. med. Elmar Breitbach ist Facharzt für Frauenheilkunde, Reproduktionsmedizin und Endokrinologie. Er ist als Reproduktionsmediziner seit mehr als 30 Jahren in der Behandlung ungewollter Kinderlosigkeit tätig. Dr. Elmar Breitbach ist Gründer und Betreiber von wunschkinder.de.
 

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Kommentar

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6 Kommentare
  1. Rebella schreibt

    Ich habe das jetzt so verstanden, dass in diesem Behälter beliebig viele Eizellen drin sein könnten, weil sie ja eh noch mal raus geholt werden.

    In Deutschland hätte das bei unserem Gesetz wieder den negativen Nebeneffekt, dass man da nur 3 Eizellen rein tun kann, weil man ja nicht mal kurz vor der Kernverschmelzung die Embryonen, die zu viel sind, weg nehmen kann.

    Für uns käme eigentlich nur eine Variante infrage, wo 3 Eizellen drin sind und sich dann evt. der Behälter in der Gebärmutter von selber auflöst, damit man das dann gar nicht mehr heraus holen muss …

  2. E. Breitbach schreibt

    Stimmt. Wenn ich ehrlich bin, habe ich diesen Aspekt überhaupt nicht bedacht.

  3. reaba schreibt

    gutes argument von rebella.
    darüberhinaus seh ich auch noch andere aspekte ziemlich skeptisch:

    im "normalen" befruchtungsablauf hat der zeugungsort sicher vorteile.
    nutzt man es aber für IVF, dann würden im uterinen geschehen 2x manipulationen durchgeführt, die im ablauf einer IVF bisher nicht vorkommen – nebst allen damit verbundenen risiken.
    ich bin mir nicht sicher ob diese neue methodik soviel vorteile hätte, dass es den möglichen nachteilen sinnvoll entgegen stünde.
    auch noch ein gedanke ist die relative unerforschtheit der immunologischen abläufe rund um befruchtung und einnistung – ggfs würde man einigen paaren mit dieser methode gar keinen gefallen tun. denn die routinemäßige untersuchung des immunsystems ist leider noch kein allgemeiner untersuchungsstandard in den meisten praxen.
    eine überaktive mütterliche immunabwehr und das thema ist bereits im ansatz "gegessen" 🙁
    weiterforschen und dem guten einnistungsfördernden stöffchen auf die schliche kommen – fände ich viel sinnvoller 😉

  4. Kiba schreibt

    Die Idee hört sich interessant an, zumal es ja auch schon Ansätze gab, bei denen davon gesprochen wurde, dass sich im Brutschrank die fehlenden Biochemischen Reaktionen aus dem Gebärmutterumfeld negativ auswirken könnten.
    Allerdings verstehe ich nicht, warum das bei icsi nicht gehen sollte?
    Ob man in den behälter nun Eizellen unsd Spermien füllt oder frisch befruchtete Eizellen, ist doch im Prinzip das Gleiche.

  5. E. Breitbach schreibt

    Allerdings verstehe ich nicht, warum das bei icsi nicht gehen sollte?
    Ob man in den behälter nun Eizellen unsd Spermien füllt oder frisch befruchtete Eizellen, ist doch im Prinzip das Gleiche.

    Weil die Befruchtung in diesem Behälter erfolgt

  6. […] Über einen interessanten Ansatz, die IVF zu vereinfachen, indem man die Befruchtung der Eizellen in einem Silikonbehälter ablaufen lässt, der in der Gebärmztter der Frau “zwischengelagert” wird, hatte ich ja schon berichtet. […]