Ausgehamstert: Follitropin delta aus humanen Zellkulturen
Gentechnisch veränderte Zellen von Hamstern produzieren menschliche Hormone zur Stimulation der Eierstöcke. Nun übernehmen auch menschliche Zellen diesen Job
Foto von ericderedelijkheid
Hamsterzellen als Medikament?
In den Kinderwunsch-Foren dieser Welt wird ja immer mal wieder Sorge darüber geäußert, ob es denn gut sei, sich Zellen von chinesischen Hamstern zu spritzen. Ja, es klingt abstrus und es ist auch falsch. Follitropin alpha und beta (Gonal und Puregon) werden aus Zellkulturen gewonnen, die tatsächlich aus den Eierstöcken von chinesischen Hamstern stammen (CHO-Cells = Chinese hamster ovarian cells). Diese Zellkulturen funktionieren jedoch auch ohne, dass dafür täglich Tiere sterben müssen. Die Zellen sind gentechnisch verändert und synthetisieren daher menschliches Follikelstimulierendes Hormon. Mitnichten werden also Hamsterzellen gespritzt, sondern nur das, was sie produzieren: Menschliche Hormone.
Rekovelle® aus menschlichen Zellkulturen
Die Firma Ferring hat nun ein weiteres FSH-Produkt entwickelt, welches aus Kulturen mit menschlichen Zellen gewonnen wird, wie es in ihrer Pressemitteilung angegeben wird. Das mag manchem grundsätzlich sympathischer erscheinen, aber es ist eigentlich eher nebensächlich, welche Zellen man mit gentechnischen Mitteln dazu bringt, Hormone zu produzieren. Einem Diabetiker, dessen humanes Insulin von Darmbakterien (E. coli) synthetisiert wird, ist es auch herzlich egal, wenn das Insulin dann die gewünschten Eigenschaften hat.
Das Follitropin delta Rekovelle® ist also keine wirklich substanzielle Neuerung der bisher auf dem Markt befindlichen Substanzen. Es ist eher so, dass es für die Firma Ferring Neuland darstellt, den bislang stellte sie nur hochgereinigte urinäre Präparate her, wie z. B. Menogon oder Brevactid. Inzwischen gibt es auch neue Wettbewerber, die nach Ablauf der Patente mit humanem FSH auf den Markt drängen. So ist zu hoffen, dass die zunehmende Konkurrenz auf dem Markt die Preis drücken wird.
Noch Fragen?
Dann haben Sie in unserem Kinderwunschforum die Möglichkeit, sich mit anderen Betroffenen auszutauschen oder Fragen an unsere Experten zu richten. Und hier finden Sie die Übersicht über die andere Foren von wunschkinder.de. Die am häufigsten gestellten Fragen haben wir nach Themen geordnet in unseren FAQ gesammelt.
Dr. med. Elmar Breitbach ist Facharzt für Frauenheilkunde, Reproduktionsmedizin und Endokrinologie. Er ist als Reproduktionsmediziner seit mehr als 30 Jahren in der Behandlung ungewollter Kinderlosigkeit tätig. Dr. Elmar Breitbach ist Gründer und Betreiber von wunschkinder.de.