Testosteronmangel nach TESE

Eine sogenannten Azoospermie (=Fehlen von Spermien im Ejakulat) kann verschiedene Ursachen haben. Zum einen einen Verschluss der Samenleiter, zum anderen aber auch eine verminderte Produktion der Spermien durch eine Fehlfunktion der Hoden. Dies wird dann als „nonobstruktive Azoospermie“ bezeichnet, also ein Fehlen von Spermien ohne Verschluss der Samenleiter.

Eine mögliche Behandlung bei fehlenden Spermien dennoch eine Kinderwunschbehandlung durchzuführen, ist die operative Entnahme von Spermien aus dem Hoden (TESE), wenn dort welche nachweisbar sind) und die weitere Verwendung der Spermien im Rahmen einer *icsi*.

Die hier vorgestellte Studie untersuchte, inwieweit nach einem solchen Eingriff die Hormonproduktion des Mannes nagativ beeinflusst wird, da ja hormonproduzierendes Hodengewebe entfernt wird. Bei 48 Männern wurde zunächst nach Spermien im Samenleiter gesucht (MESA) und wenn dort keine Spermien gefunden werden konnten, eine Hodenbiopsie durchgeführt (Mikrochirurgisch, also möglichst schonend).

Bei 17 der Männer (35%) konnten Samenfäden gewonnen werden, die Wahrscheinlichkeit nach einer ICSI-Behandlung ein Kind zu bekommen, betrug 24% (4 von 17 Paaren). Der durchschnittliche Androgenspiegel der Männer sank statistisch signifikant ab und bei 5 von 31 unter weiterer Kontrolle stehenden Männern kam es zu einem Testosteronmangel im Verlauf eines Jahres (16%). Man muss dabei anmerken, dass es sich hier um Männer handelt, deren Hoden auch ohne die Operation keine ausreichende Spermienproduktion aufwiesen und auch z. T. eine grenzwertige Hormonproduktion. Eine Operation kann in solchen Fällen die grenzwertige Hormonsituation negativ verändern. Für andere Indikationen (obstruktive Azoospermie) gilt dies im Prinzip auch, die Hoden sind in diesen Fällen jedoch meist unbeeinträchtigt in ihrer Hormonproduktion und dies auch nach einer Biopsie.

Sicherlich sollte man nach einer solchen Operation bei den Männern eine Kontrolle der Testosteronspiegel im Blut durchführen und gegebenenfalls sich entwickelnde Defizite ersetzen.

Everaert K, De Croo I, Kerckhaert W, Dekuyper P, Dhont M, Van Der Elst J, De Sutter P, Comhaire F, Mahmoud A, Lumen N
Long term effects of micro-surgical testicular sperm extraction on androgen status in patients with non obstructive azoospermia
BMC Urol. 2006 Mar 20;6(1):9

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Dr. med. Elmar Breitbach ist Facharzt für Frauenheilkunde, Reproduktionsmedizin und Endokrinologie. Er ist als Reproduktionsmediziner seit mehr als 30 Jahren in der Behandlung ungewollter Kinderlosigkeit tätig. Dr. Elmar Breitbach ist Gründer und Betreiber von wunschkinder.de.
 

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