Schlechte Spermien? Auf die Unterhose kommt es an!

Zumindest sind bei lose sitzender Unterwäsche mehr Spermien vorhanden

In einer aktuellen Studie wurde untersucht, ob es einen Zusammenhang zwischen der bevorzugten Unterwäsche und der Spermienqualität des Mannes gibt. Das Ergebnis: Weite Unterhosen helfen den Spermien. Fraglich ist jedoch, ob sich die Fruchtbarkeit dadurch signifikant erhöht.

Meist liegt die Last der Unfruchtbarkeit auf den Schultern der Frau. Sie muss sich lange untersuchen und Eierstöcke und Gebärmutter erforschen lassen, bis Klarheit herrscht – oder auch nicht. An die Rolle der Männer wird oft erst in zweiter Linie gedacht und es gibt zahlreiche Mythen und einige Fakten. Weit verbreitet ist dann die Meinung, an was „es“ denn liegen könne – und Unvorsichtigkeiten wie Radfahren und das Tragen zu enger Unterwäsche ist schnell als Schuldige ausgemacht, wenn es mit dem Nachwuchs nicht klappen will.

Spermienkonzentration und -beweglichkeit höher bei weiter Unterhose

US-Forscher haben untersucht, ob es überhaupt einen Zusammenhang zwischen der bevorzugten Unterwäsche und der Spermienqualität gibt. Ihre Erkenntnis: Die Träger von Boxershorts haben mehr Spermien als die Männer, deren Unterhosen enger sitzen.

Für ihre Studie untersuchten Lidia Mínguez-Alarcón von der Harvard T.H. Chan School of Public Health und ihre Kollegen über 650 Männer von Paaren, die wegen ungewollter Kinderlosigkeit ärztlichen Rat einholten. Die Spermienkonzentration aller Männer bewegte sich im Normalbereich, aber nach der Befragung zur üblicherweise getragenen Unterwäsche zeigte sich: Die Männer, die lieber lose sitzende Boxershorts trugen, hatte rund 17 % mehr Spermien als die Männer, die vorwiegend eng sitzende Unterhosen trugen. Dabei war nicht nur die Gesamtmenge der Spermien höher,  die Spermienkonzentration in der Samenflüssigkeit war höher und der Anteil der schwimmenden Spermien war um 33 % größer1.

Die Unterhose wirkt sich auch auf die Hormone aus

Schon früher hatten Studien einen Zusammenhang zwischen Unterwäsche und Spermienzahl bzw. –qualität untersucht. Die Ergebnisse waren jedoch nicht einheitlich, manche Studien wollten einen ursächlichen Zusammenhang erkannt haben, andere Studien widersprachen diesen Ergebnissen. Um die Frage endgültig zu klären, haben die Wissenschaftler um Lidia Mínguez-Alarcón ihre Studie entworfen. Sie konnten feststellen, dass die Ergebnisse sich nicht nur auf die Unterschiede bei den Spermien beschränken. Bei Blutuntersuchungen zeigte sich, dass die Enge-Unterhosen-Fraktion auch einen mehr FSH (follikelstimulierendes Hormon) im Blut hat. Mínguez-Alarcón und ihr Team mutmaßen nun, dass das Gehirn größere Menge dieses Hormons freisetzt, um  die Spermienproduktion anzuregen und so die niedrigere Spermienzahl zu kompensieren.

„Ergebnisse nicht überbewerten“

Deutsche Fruchtbarkeitsexperten sehen aber keine Notwendigkeit, ganz allgemein zu Boxershorts zu raten. „Die Studie gibt einen Hinweis darauf, wie Männer mit Fertilitätseinschränkungen vielleicht günstigen Einfluss auf ihre Fruchtbarkeit nehmen können. Allerdings bewegen sich alle gemessenen Veränderungen im Normbereich. Man sollte diese Befunde also nicht überbewerten“, meinte beispielsweise Sabine Kliesch, Chefärztin der Abteilung für Klinische und Operative Andrologie am Universitätsklinikum Münster, auf eine Anfrage der Ärztezeitung.

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Dr. med. Elmar Breitbach ist Facharzt für Frauenheilkunde, Reproduktionsmedizin und Endokrinologie. Er ist als Reproduktionsmediziner seit mehr als 30 Jahren in der Behandlung ungewollter Kinderlosigkeit tätig. Dr. Elmar Breitbach ist Gründer und Betreiber von wunschkinder.de.
 

Literatur

  1. Mínguez-Alarcón et al.
    Type of underwear worn and markers of testicular function among men attending a fertility center.
    Human Reproduction 8.8.2018
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