Radfahren und Spermienqualität

Zu jedem Thema gibt es Studien und manchmal widersprechen sie sich leider. Auch für Profis ist es dann nicht so ganz klar, was man dann glauben soll. In einem anderen Artikel „Mythen und Fakten: Was kann man für bessere Spermien tun?“ hatte ich eine Studie zitiert, die aufzeigte, dass die Spermienqualität durch Fahrradfahren nicht leidet. In einer Untersuchung der Uni Köln fand sich nach zweistündigem Radfahren kein nennenswerter Einfluss auf die Qualität der Spermien:

Das Skrotum der Radler erwärmte sich auch durchschnittlich von 33,3° C auf 36,6° C nach 180 Minuten im Sattel. Aber Volumen, Konzentration, Morphologie und Motilität ihres Spermas war nicht signifikant schlechter als das der Kontrollpersonen. Die Skrotaltemperatur der Kontrolle lag im Schnitt bei 33,4° C.

Nun aber gibt es neue Erkenntnisse: Forscher von der Universität Cordoba untersuchten die Spermienqualität bei 15 spanischen Triathleten. Dabei hätten sie festgestellt, dass das Samenqualität umso schlechter war, je mehr Zeit die Männer auf dem Sattel verbrachten.

Bei sämtlichen Triathleten habe nicht einmal mehr ein Zehntel der Spermien ein normales Erscheinungsbild gehabt, erklärte die Wissenschaftlerin Diana Vaamonde. Die Männer, bei denen nicht einmal mehr ein Zwanzigstel der Spermien in Ordnung gewesen sei, hätten allesamt mehr als dreihundert Kilometer in der Woche auf dem Rad trainiert.

Vermutet wird, dass die Samen bei den Rennfahrern durch den Satteldruck auf die Hoden sowie die Hitze geschädigt werden, die unter der engen Kleidung und durch die Reibung entsteht. Zudem kämen schlechte Sauerstoffmoleküle als Auslöser in Betracht, die durch örtlich begrenzten Stress entstehen, erklärte Vaamonde.

Jedoch kann man die erste und zweite Studie durchaus unter einen Hut bringen. In meinem „Mythen und Fakten-Artikel“ wurde ja auch darauf hingewiesen, dass exzessiv betriebener Ausdauersport für die Spermien von Nachteil sein kann. Und auch bei der aktuellen Studie sind die Einschränkungen der Fruchtbarkeit „kilometerabhängig“. Meine Interpretation ist daher, dass zwei Stunden auf dem Fahrrad unproblematisch sind, wie auch dosiertes regelmäßiges Training. Mehr als 300 Kilometer sind sicherlich eher keine Strecke, die der Durchschnittssportler regelmäßig unter die Räder nimmt.

D. Vaamonde, M.E. Da Silva-Grigoletto, J.S. Cunha-Filho, J.M. Garcia-
Manso
Sperm morphology normalcy is inversely correlated to cycling kilometers in elite triathletes
Abstracts of the 25th Annual Meeting of ESHRE, Amsterdam, the Netherlands, 28 June – 1 July, 2009

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Dr. med. Elmar Breitbach ist Facharzt für Frauenheilkunde, Reproduktionsmedizin und Endokrinologie. Er ist als Reproduktionsmediziner seit mehr als 30 Jahren in der Behandlung ungewollter Kinderlosigkeit tätig. Dr. Elmar Breitbach ist Gründer und Betreiber von wunschkinder.de.
 

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Kommentar

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2 Kommentare
  1. m*g*ms schreibt

    Ohoh…. bei ~40km pro Tag kommte meiner auf fast 300km die Woche und verweist dann immer auf Sie, daß das ok ist! 🙁
    Nun werd ich ihm heut abend mal wieder diese neuesten Erkenntnisse unter die Nase halten!
    Ist denn eine/1,5 Std. pro Tag Radfahren schon Exzessivsport???

    Lg mgms

  2. m*g*ms schreibt

    ??