Gute Nachrichten, Männer: Bier macht fruchtbar.

Es gibt Studien, die sich den wirklich wichtigen Fragen stellen. Zum Beispiel, ob Männer Bier trinken dürfen, wenn sie Kinder zeugen wollen. Die Antwort: Sie dürfen nicht nur, sie müssen sogar!

Grundsätzlich ist es eine Binsenweisheit: Alkohol in größeren Mengen macht krank. Und natürlich auch unfruchtbar. Das gilt zwar meist erst ab einer gewissen Menge, aber wenn man diese nicht sicher kennt, dann wird oft über das Ziel hinausgeschossen und ganz auf den Genuss verzichtet. Falsch, sagt eine aktuelle Studie, die bei der Jahrestagung der amerikanischen Reproduktionsmediziner (ASRM) veröffentlicht wurde.

Doppelt so hohe Schwangerschaftsraten durch Bier

Man untersuchte den Einfluss verschiedener Genussmittel (auch Kaffee, aber erst die guten Nachrichten) auf den Ausgang einer IVF-Behandlung. Die Wissenschaftler vom Massachusetts General Hospital in Boston untersuchten den Einfluss des Trinkverhaltens von 105 Männern auf die Erfolgsrate einer IVF, der sie sich mit ihrer Partnerin unterzogen. Das mag nicht jeden freuen, aber die Studie ergab für Paare, deren Männer mehr als 22 Gramm Alkohol täglich zu sich nahmen, eine doppelt so hohe Schwangerschaftsrate wie bei abstinenten Männern.

Ein hartes Stück Arbeit. Aber wenn es der Fruchtbarkeit dient...
Ein hartes Stück Arbeit. Aber wenn es der Fruchtbarkeit dient…

Und diese Menge entspricht ziemlich genau 0,7 Liter Bier. Das muss man erst einmal schaffen – täglich. Der renommierte Androloge Allan Pacey von der University of Sheffield kommentiert diese Ergebnisse: „Ich sehe keinen Grund, warum Paare, die sich einer IVF-Behandlung befinden, komplett auf Alkohol verzichten sollten. Das gilt grundsätzlich auch für beide Partner. Aber man sollte immer zu einem vernünftigen Umgang mit Alkohol raten und selbstverständlich sollte die Frau unverzüglich dem Alkohol abschwören, sobald eine Schwangerschaft eingetreten ist.“

Wenn man sich die Fallzahl von etwas mehr als 100 Männern anschaut, dann dürfen einem durchaus Zweifel an den Ergebnissen dieser Studien kommen. Insbesondere, da die Spermienparameter und demzufolge auch die -qualität sich in den beiden Gruppen Biertrinker und Abstinenzler) nicht signifikant unterschieden und somit auch keine Erklärung für die doppelt so hohe Schwangerschaftrate gegeben ist. Gerade bei eher kleinen untersuchten Stichproben von Patienten sollte man bei empirischen Studien Vorsicht walten lassen. Maximal ist die Aussage erlaubt, dass Bier in überschaubaren Mengen nicht schadet. Die Schlussfolgerung zu ziehen, es hätte einen therapeutischen Nutzen, ist zumindest gewagt.

Kaffe hingegen schadet der Fruchtbarkeit

Bezüglich Kaffee gibt es jedoch schlechte Nachrichten. In der gleichen Gruppe von Patienten wurde auch der Einfluss von Kaffee auf die männliche Fruchtbarkeit untersucht. Die Situation war zunächst ähnlich wie beim Alkohol: Die Spermienqualität unterschied sich nicht, aber die Schwangerschaftsrate dafür deutlich. Die Wirkung war dosisabhängig und bei mehr als 265 mg Koffein täglich war der negative Einfluss nachweisbar. Wen die Auswirkungen bei Frauen interessiert, da haben wir hier einen sehr ausführlichen und auch immer noch aktuellen Artikel, der auch Infos zum Koffeingehalt verschiedener Kaffeezubereitungen enthält.

Das Ergebnis ist verwirrend, wenn man ältere Studien kennt, die sogar eine bessere Beweglichkeit der Spermien unter Koffein nachwiesen. Aber das war auch nicht bei einer IVF und außerdem hatte die Studie den Fehler vieler andrologischer Studien: Sie zählen die Spermien, untersuchen jedoch nicht die Schwangerschaftswahrscheinlichkeit bei der Partnerin.

Abschließend sei darauf verwiesen, dass die BILD-Zeitung es aber schon immer wusste: Cola macht impotent.


2014 Annual Meeting ASRM O-19 MALE CAFFEINE AND ALCOHOL INTAKE IN RELATION TO IN VITRO FERTILIZATION OUTCOME AMONG FERTILITY PATIENTS. Anatte Karmon

Foto von davejdoe

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Dr. med. Elmar Breitbach ist Facharzt für Frauenheilkunde, Reproduktionsmedizin und Endokrinologie. Er ist als Reproduktionsmediziner seit mehr als 30 Jahren in der Behandlung ungewollter Kinderlosigkeit tätig. Dr. Elmar Breitbach ist Gründer und Betreiber von wunschkinder.de.
 

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Kommentar

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9 Kommentare
  1. gruenegurke schreibt

    Lassen sie das meinen Mann nicht lesen 😉

  2. Elmar Breitbach schreibt

    Dafür müssen Sie schon selbst Sorge tragen 😉

  3. Greta schreibt

    gut, dass es sich um ivfs handelt. alles weitere ist ja "stramm" auch manchmal eher komplexer… 😉

  4. Elmar Breitbach schreibt

    Manche behaupten, es würde weniger komplex dadurch.

  5. Greta schreibt

    oh wei, doc – aber man kann sich nicht ALLES schöntrinken 😉

  6. Julia schreibt

    Gibt es Theorien, wie die Spermiogramme gleich gut/schlecht sein können, aber die SS-Raten so unterschiedlich?
    Oder Hinweise, welche Parameter beeinflusst werden?

  7. Holger schreibt

    Endlich, Prost – nun kann ich meine Frau wieder zum Kühlschrank jagen und mir Bier holen lassen .. hi hi hi

  8. Ulli schreibt

    Das ist doch mal eine positive Nachricht!! Das werde ich gleich mal ausdrucken und heute Abend meiner Frau zeigen. 😉

  9. […] gelegentlichen und maßvollen Alkoholkonsum wird sogar eine positive Wirkung bescheinigt, ab 40 Gramm Alkohol pro Tag (etwa 1 Liter Bier oder 0,5 Liter Wein) ist allerdings mit negativen […]