Elektrosmog durch Handys: Schädlich für Spermien?

handy.jpgJa wie denn nun? Immer wieder wird darüber berichtet, dass die Spermienqualität und mithin die Fruchtbarkeit eines Mannes durch das Tragen eines Handys in der Hosentasche beeinträchtigt werden kann. Diesem Thema widmet sich nun auch die Online-Ausgabe des „Spiegel“.

Die Ergebnisse einer ungarischen Arbeitsgruppe, vorgestellt auf der 20. Konferenz der “European Society for Human Reproduction and Embryology” in Berlin, zeigten eine Reduzierung der Spermienqualität um bis zu 30%, wenn die Männer ihre Mobiltelefone körpernah trugen und häufig verwendeten. Dieser Vortrag wurde jedoch nie schriftlich in einem Fachmagazin veröffentlicht, wie der Spiegel berichtet und schon auf der Konferenz wurden die Ergebnisse von anderen Wissenschaftlern mit Skepsis zur Kenntnis genommen.

Auch der holländische Fortpflanzungsmediziner Hans Evers, ein ehemaliger Präsident der Fachgesellschaft „European Society for Human Reproduction and Embryology“, kritisierte die ungarische Studie. Wichtige Störfaktoren wie Alter, Lebensumstände und Angewohnheiten wie Rauchen seien nicht kontrolliert worden, das Ergebnis deshalb nicht aussagekräftig: „Was ist zum Beispiel, wenn starke Mobilfunk-Nutzer in Ungarn einfach ein stressigeres Leben führen?“

zitiert der Spiegel.

Eine australische Studie ging ebefalls durch die Presse, in der die Ergbnisse eines Tierversuchs mit Mäusen präsentiert wurden. Diese wurden eine Woche 12 Stunden lang täglich einer elektromagnetischen Strahlung ausgesetzt, die in ähnlicher Stärke auch einem Handy entstammen könnte. Die genetische Untersuchung der Spermien der Tiere zeigte im Anschluss eine deutliche Zunahme chromosomaler Defekte. Auch hier zeigten sich andere Wissenschaftler skeptisch:

Die Schätzung der Strahlenbelastung bei den Tieren ist nicht genug untermauert, um der Behauptung viel Gewicht zu verleihen”, kommentiert beispielsweise Camelia Gabriel von der Firma Microwave Consultings London, die die Wirkung von elektromagnetischer Strahlung auf die Gesundheit untersucht. Wie der “New Scientist” kommentiert, ist der potenzielle Schaden durch die Mobiltelefone wohl geringer als der Effekt von Zigaretten oder giftigen Substanzen aus der Umwelt

Dies meint auch der deutsche Androloge Prof. Schulze aus Hamburg:

Fortpflanzungsmediziner Schulze ist überzeugt, dass es ganz andere Faktoren sind, die sich auf die Spermaqualität auswirken – etwa Alkohol und Nikotin. Bei beiden Substanzen gebe es nachweisbare Einflüsse auf die Schwangerschaftsraten von zeugungswilligen Paaren. „Selbst wenn da irgendwas dran sein sollte, dürfte ein Handy in der Hosentasche weniger ausmachen als fünf Zigaretten am Tag“, so Schulze gegenüber SPIEGEL ONLINE.

Zu einem ähnlichen Ergebnis wie die beiden genannten Studien kam Mehrdad Davoudi, ein österreichischer Urologe. Er untersuchte das Sperma von 13 gesunden männlichen Nichtrauchern. Einmal nach fünftägigem körpernahmen Tragen von Mobiltelefonen und einmal nach einer ebenso langen Pause. Auch hier fand sich eine deutliche Reduzierung der Spermienqualität.

Beklagt wird von allen Wissenschaftlern, dass der wichtigste Parameter der Spermienqualität, die Beweglichkeit schlecht objektiv erfassbar ist und daher vergleichende Untersuchungen immer von einer hohen Fehlerquote beeinträchtigt sind.

Zusammenfassend kann man sagen, dass die gegenwärtige Datenlage nicht dafür spricht, dass Mobiltelefone die männliche Fruchtbarkeit beeinträchtigen.

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Dr. med. Elmar Breitbach ist Facharzt für Frauenheilkunde, Reproduktionsmedizin und Endokrinologie. Er ist als Reproduktionsmediziner seit mehr als 30 Jahren in der Behandlung ungewollter Kinderlosigkeit tätig. Dr. Elmar Breitbach ist Gründer und Betreiber von wunschkinder.de.
 

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3 Kommentare
  1. […] Aussagen vermuten ließ. Und mit immerhin 2 Mio. Euro von der EU unterstützt wurde. Einen Artikel über den Zusammenhang zwischen Handystrahlung und Spermienqualität hatten wir hier schon vor langer langer Zeit in diesen […]

  2. […] Elektrosmog durch Handys: Schädlich für Spermien? […]

  3. […] belegten, gibt es zahlreich, jedoch kein, die überzeugend wären, wie auch hier noch einmal ausführlich zusammengefasst. Der aufmerksame Leser wird sehen, dass diese Zusammenfassung ein wenig älter ist. Aber es kam […]