15 frühe Schwangerschaftsanzeichen: Bin ich schwanger?
Und was sie wirklich aussagen
Wer schwanger werden möchte, hat den verständlichen Drang, möglichst früh festzustellen, ob eine Schwangerschaft eingetreten ist. Demzufolge wird in den Körper gehorcht, um anhand möglicher früher Schwangerschaftsanzeichen herauszufinden, ob es endlich geklappt hat. In diesem Artikel wollen wir die am häufigsten genannten 15 frühen Hinweise auf eine Schwangerschaft auf ihre Zuverlässigkeit überprüfen.
Aber erst einmal ein wenig Theorie, damit man auch die Hintergründe der Vorgänge um den Zeit der Einnistung versteht und damit die Ursachen für mögliche frühe Schwangerschaftsanzeichen.
Was passiert eigentlich hormonell nach dem Eisprung?
In der ersten Zyklushälfte reift zunächst erst einmal das Eibläschen (Follikel) am Eierstock heran. Der heranreifende Follikel produziert zunehmend mehr Östrogen. Kurz vor dem Eisprung steigen dann das eisprungauslösende Hormon an und es folgt der Eisprung. In der Folge fällte der Östrogenspiegel im Blut erst einmal ab, später steigt das Gelbkörperhormon und noch etwas später dann auch wieder das Östrogen an. In der Mitte der zweiten Zyklushälfte erreichen diese beiden Hormone ihr Optimum.
Der Embryo nistet sich 5-6 Tage nach dem Eisprung ein. In diesem Fall bildet er ein paar Tage später (zunächst noch nicht im Blut messbar) das Schwangerschaftshormon hCG (humanes Choriogonodatropin). Dies wird vom Eierstock und dem dort verbliebenen Gelbkörper erkannt und in der Folge wird mehr Gelbkörperhormon (Progesteron) gebildet, um die Schwangerschaft zu erhalten.
Nistet sich nichts ein, dann wird auch dies vom Gelbkörper registriert. Ca. 14 Tage nach dem Eisprung kommt es dann zu einem starken Abfall des Progesteronspiegels im Blut und dies ist das Zeichen für die Gebärmutterschleimhaut, dass es für sie nichts mehr zu tun gibt und sie blutet ab.
Wo befindet sich die Eizelle und der Embryo in den Tagen nach dem Eisprung?
Nun, da wir wissen, welche Hormone im Zyklus eine Rolle spielen können bei der Entstehung von Schwangerschaftszeichen, ist ein Blick auf die Eizelle und den Embryo notwendig, um zu sehen, welche Symptome sie hervorrufen können.
Man kann gut erkennen, dass es vom Zeitpunkt des Eisprungs und der Befruchtung noch ein langer Weg bis zur Einnistung ist. Die Eizelle und später der Embryo sind noch einige Tage im Eileiter unterwegs, bevor sie dann in der Gebärmutter landen. Erst 5-6 Tage nach dem Eisprung hat sich aus der befruchteten Eizelle eine Blastozyste entwickelt, also das Embryonalstadium, welches der Einnistung unmittelbar vorausgeht.
Solcherart gestärkt durch Fakten, wird es uns leichter fallen, die Mythen von den Fakten zu trennen.
15 frühe und späte Schwangerschaftsanzeichen
Unser Forum ist ja ein steter Quell von Berichten zu frühen Schwangerschaftsanzeichen und auch eine Umfrage, die ich hier vor einiger Zeit durchgeführt habe, ergab zahlreiche Symptome, die als Hinweise auf eine Schwangerschaft gewertet wurden. Fangen wir also an:
1. Ausbleiben der Regelblutung
Zumindest bei Frauen mit einem regelmäßigen Zyklus kann das Ausbleiben der Blutung auf eine Schwangerschaft hindeuten. Oder wenn man den Zeitpunkt seines Eisprungs kennt, ist eine ungewöhnlich lange zweite Zyklushälfte möglicherweise auf die Einnistung eines Embryos, also eine Schwangerschaft zurückzuführen. Wie oben beschrieben, verhindert der Embryo durch die Stimulation des Gelbkörpers den Abfall des Progesterons und damit das Abbluten der Gebärmutterschleimhaut. Gelegentlich treten aber auch Zysten am Eierstock auf, die auch Hormone produzieren können – und das leider ganz ohne Schwangerschaft.
Fazit: Leider nicht sehr früh, aber recht zuverlässig, wenn man seinen Zyklus kennt.
2. Temperaturhochlage über mehr als 16 Tage
Dieses Zeichen geht in die gleiche Richtung wie Punkt 1: Die morgendliche Aufwachtemperatur (Basaltemperatur) steigt nach dem Eisprung an. Dieser Effekt wird durch den Anstieg des Progesterons ausgelöst. Mit dem Abfall des Gelbkörperhormons vor der Menstruation sinkt auch die Temperatur wieder. Bleibt die Temperatur nach dem Eisprung länger oben („Hochlage“), dann kann eine Schwangerschaft der Grund sein. Wie auch für das Ausbleiben der Blutung können aber auch andere hormonelle Ursachen (hormonproduzierende Zysten) für eine Hochlage verantwortlich sein.
Fazit: Da man den Zeitpunkt des Eisprungs kennt, sind Hochlagen von mehr als 16 Tagen ein recht zuverlässiges frühes Schwangerschaftsanzeichen.
3. Spannen in der Brust
Die Brust ist empfindlich gegenüber Hormonen und dadurch reagiert sie natürlich auch auf die hormonellen Veränderungen im Zyklus. Der Umfang der Brüste kann zunehmen und ein Spannungsgefühl auftreten. Manche Frauen können dann nicht mehr – wie sonst gewohnt – auf dem Bauch schlafen. Auch berichten manche Frauen über eine Verfärbung der Brustwarzen. Letzteres ist bei fortgeschrittener Schwangerschaft durchaus normal, in der Frühschwangerschaft jedoch eher ungewöhnlich.
Der Anstieg des Östrogens und des Gelbkörperhormons erklären diese Symptome zwanglos. Jedoch lässt sich das Brustspannen ebenso einem PMS (prämenstruellen Syndrom) zuordnen.
Fazit: Zunehmendes Brustspannen kann ein Schwangerschaftszeichen sein, ist aber unzuverlässig, da es auch PMS-bedingt sein kann.
4. positiver Schwangerschaftstest
Die handelsüblichen Schwangerschaftstests weisen eine Schwangerschaft zuverlässig nach und reagieren auf das Schwangerschaftshormon im Blut. Geht man davon aus, dass sich ein Embryo erst 6 Tage nach dem Eisprung in die Gebärmutter einnistet und auch dann erst die Produktion des hCG beginnt, dann ist klar, dass man lange genug warten muss, um eine zuverlässige Aussage des Tests zu gewährleisten. Zum Thema „Wann kann ich testen“, finden Sie in einem anderen Artikel weitere Informationen. Selbst sehr empfindliche Tests sind erst ab 12 Tage nach dem Eisprung halbwegs und 14 Tage nach dem Eisprung richtig zuverlässig.
Fazit: Sehr zuverlässig und auch recht früh anwendbar, aber sicher erst ab 14 Tage nach dem Eisprung.
5. Orakeln: Schwangerschaftstests für Ungeduldige
14 Tage möchten viele Frauen nicht warten. Und wer bereits schlechte Erfahrungen mit sogenannten „Frühtests“ gemacht hat, sucht Alternativen. Das sogenannte „Orakeln“ ist eine solche Alternative. Aber ebenso wie ein früher Schwangerschaftstest nichts für schwache Nerven.
Man macht sich dabei zunutze, dass Ovulationstests (damit bestimmt man das LH – siehe oben) auch auf das Schwangerschaftshormon hCG reagieren. Man kann damit dann täglich einen Streifen verwenden und sieht dann bereits einige Tage vor dem „Nichtmenstermin (=NMT)“ den Streifen langsam dunkler werden, wie es auf diesem Bild schön zu sehen ist:
So eindeutig wie auf diesem Bild ist das aber nicht immer. Und wenn dann noch mit hCG der Eisprung ausgelöst wurde, wird es noch komplizierter. Denn dann ist der Teststreifen erst stark positiv und wird dann in den Folgetagen blasser (Das „Spritzen-hCG wird abgebaut), um dann im Falle einer Schwangerschaft wieder positiv zu werden.
Fazit: Nichts für schwache Nerven, aber mit ein wenig Glück schon ab Tag 10-11 nach dem Eisprung mit erkennbaren „frühen Schwangerschaftsanzeichen“.
6. (Morgen-) Übelkeit
Dazu ist zunächst einmal zu sagen, dass es viele Frauen gibt, denen die Übelkeit komplett erspart bleibt. Auslöser dieser Übelkeit ist das Schwangerschaftshormon, das im Verlauf der Schwangerschaft zunächst ansteigt, um dann nach drei Monaten wieder abzufallen. Daher tritt die Übelkeit meist zwischen der 6. und 12. Schwangerschaftswoche auf.
Fazit: Die Übelkeit ist weder ein frühes Schwangerschaftsanzeichen noch ein besonders zuverlässiges.
7. Abneigung gegen bestimmte Speisen und Gerüche
Die Ursache dafür ist die hormonelle Umstellung in der Frühschwangerschaft. Starke Gerüche wie Parfüms und Deos aber auch der Duft bestimmter Speisen werden von manchen Frauen als sehr unangenehm empfunden, nicht selten auch mit Übelkeit verbunden. Es gibt Frauen, die diese Symptome tatsächlich sehr früh entwickeln,also durchaus schon zum Zeitpunkt der ausbleibenden Regel. Leider ist es auch ein nicht so seltenes PMS-Zeichen.
Fazit: Es kann bei manchen Frauen – also im Einzelfall – durchaus ein zuverlässiges Zeichen für eine frühe Schwangerschaft sein, aber nicht generell.
8. Kreislaufprobleme, Schwindel
Noch eines der sehr unspezifischen Symptome, die alles oder nichts bedeuten können, ist Schwindel. Grund für Schwindelgefühle kann ein Absinken des Blutdrucks sein. Das kann durchaus bedingt sein durch die Umstellung des Flüssigkeitshaushalts in der Frühschwangerschaft, aber auch viele andere Gründe haben. Zu wenig Schlaf und zu wenig Flüssigkeit kann das auch bei einer Nichtschwangeren bewirken, während sich viele Schwangere an stabilen Kreislaufverhältnissen erfreuen.
Fazit: Kann viele Gründe haben, eine Schwangerschaft ist nur einer von vielen.
9. Einnistungsblutung
Ca. eine Woche nach dem Eisprung nistet sich der Embryo in die Gebärmutter ein. Dabei können kleine Gefäße verletzt werden und es kann zu kurzen, gering ausgeprägten Blutungen kommen. Diese Einnistungsblutungen können auch durch den (siehe oben) vorübergehenden Östzrogenabfall nach dem Eisprung bedingt sein. Leider ist eine Trennung von einer Gelbkörperschwäche nur schlecht möglich und nicht jede Einnistung führt zu einer Blutung – eigentlich sogar die wenigsten. Diesem Phänomen habe ich einen sehr ausführlichen Artikel gewidmet
Fazit: Tritt tatsächlich SEHR früh auf, ist aber leider nicht sehr zuverlässig. Es ist eher selten und kann auch andere Gründe haben.
10. Harndrang und Harnwegsinfekte
Das Blutvolumen nimmt in der Schwangerschaft zu und durch das Gelbkörperhormon sind die Harnwege weitgestellt. Das führt zu häufigerem Harndrang und Anfälligkeit für Harnwegsinfekte. Mit zunehmender Schwangerschaftsdauer kann auch die vergrößerte Gebärmutter Druck auf die Harnblase ausüben.
Fazit: ein häufiges Anzeichen für eine Schwangerschaft, aber eher ein Phänomen des mittleren und letzten Drittels eine Schwangerschaft.
11. Verstopfung und Durchfall
Hohe Gelbkörperhormonspiegel können sich auf die Funktion des Darms auswirken. Dieser kann träge werden und dies führt bereits in frühen Phasen der Schwangerschaft zu Blähungen und Verstopfung können die Folge sein. Sehr viel seltener sind Durchfälle in der Frühschwangerschaft.
Fazit: Es kann bei empfindlichen Frauen schon kurz nach dem Eisprung auftreten, wenn die Gelbkörperhormone steigen. Von einem PMS ist es dann nicht zu trennen.
12. Müdigkeit
Eine weitere Nebenwirkung des Gelbkörperhormons ist die Müdigkeit. Patientinnen, die in einer Kinderwunschbehandlung Progesteron bekommen, geben oft an, dass dies besser als jede Schlaftablette wirkt.
Fazit: es ist tatsächlich ein recht häufiges Schwangerschaftsanzeichen, aber zu unspezifisch, um wirklich halbwegs sicher zu sein.
13. Die Regelblutung tritt deutlich schwächer als sonst ein
Dieses frühe Schwangerschaftszeichen ist eine Variante des Punkt 1 (Ausbleiben der Regelblutung). Manche Frauen haben durchaus noch eine leichte Regelblutung, wenn sie bereits schwanger sind und diese fällt dann oft ein wenig schwächer aus. Das kann viele Gründe haben, auch hier ist eine Eierstockszyste eine häufigere Ursache. Aber eben gelegentlich auch mal eine Schwangerschaft.
Fazit: Extrem unzuverlässig
14. Gereiztheit und Stimmungsschwankungen

Wer schon länger versucht, schwanger zu werden, der wird mit nahendem NMT nachvollziehbarerweise schneller gereizt oder traurig. Aber auch hier sind die Hormone ein Faktor. Gereiztheit bis hin zu depressiven Verstimmungen sind aber eher die Folge eines Hormonabfalls. Wenn die Östrogene und das Progesteron vor dem Eintritt der Regelblutung absinken, dann ist das oft auch ein Grund für die Gereiztheit, die man gemeinhin mit einem PMS verbindet. Gereiztheit als Schwangerschaftsanzeichen ist kein wirklich brauchbares Symptom.
Fazit: Noch unzuverlässiger geht es kaum. Kann auch gut ein Hinweis auf die nahende Regelblutung sein
15. Ziehen im Unterleib
Nach einer Kinderwunschbehandlung mit einer hormonellen Stimulation tritt dieses Symptom fast regelmäßig auf. Es hat aber seine Ursache meist in den hormonell vergrößerten Eierstöcken. In einem normalen Zyklus kann ein Ziehen im Unterbauch viele Gründe haben. Eine frühe Schwangerschaft und die damit einhergehende hormonell bedingte Umstellung der Unterbauchorgane ist nur einer von vielen.
Fazit: Kann alles sein. Auch Hinweis auf eine Schwangerschaft
Frühe Schwangerschaftsanzeichen: Fazit
Ein frühes Schwangerschaftsanzeichen ist natürlich am besten, wenn es zum einen früh auftritt, um den Namen zu rechtfertigen und zum anderen nicht nur bei einigen wenigen Frauen, sondern möglichst bei allen, damit es zuverlässig genug ist, um damit den Eintritt einer Schwangerschaft feststellen (oder besser: erahnen) zu können.
Wenn man sich unter diesen Voraussetzungen die Liste noch einmal anschaut, dann bleibt nicht mehr viel übrig:
- Ausbleiben der Regelblutung
- Positiver Schwangerschaftstest
- Temperaturhochlage > 16 Tage
- Orakeln: Zunehmende Verfärbung des Teststreifens
- Einnistungsblutung
- Schwächere Regelblutung
- Spannen in der Brust
- (Morgen-) Übelkeit
- Abneigung gegen bestimmte Soeisen und Gerüche
- Kreislaufprobleme und Schwindel
- Harndrang und Harnwegsinfekte
- Verstopfung und Durchfall
- Müdigkeit
- Gereiztheit und Stimmungsschwankungen
- Ziehen im Unterleib
Noch Fragen?
Dann haben Sie in unserem Kinderwunschforum die Möglichkeit, sich mit anderen Betroffenen auszutauschen oder Fragen an unsere Experten zu richten. Und hier finden Sie die Übersicht über die andere Foren von wunschkinder.de. Die am häufigsten gestellten Fragen haben wir nach Themen geordnet in unseren FAQ gesammelt.
Dr. med. Elmar Breitbach ist Facharzt für Frauenheilkunde, Reproduktionsmedizin und Endokrinologie. Er ist als Reproduktionsmediziner seit mehr als 30 Jahren in der Behandlung ungewollter Kinderlosigkeit tätig. Dr. Elmar Breitbach ist Gründer und Betreiber von wunschkinder.de.
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